Historische Pleite: Stimmung bei Speed-Damen "am Boden"

Historische Pleite: Stimmung bei Speed-Damen "am Boden"
Erstmals seit der WM 1982 blieben die schnellen ÖSV-Frauen ohne Medaille. Die Erwartungen waren umso höher.

Fünf von sechs Weltcup-Abfahrten in dieser Saison hatten österreichische Siegerinnen, und stets stand mindestens eine aus dem ÖSV-Team auf dem Podest; zwei Podestplätze gab es in den fünf Super-Gs; und nun, nach den drei Speed-Rennen bei der WM in Åre, stehen die Österreicherinnen mit leeren Händen da. „Bei einem Großereignis zählt nur eins, zwei, drei“, sagte Tamara Tippler, „und dass ich jetzt das drittbeste Abfahrtsergebnis meiner Karriere habe, interessiert halt auch keinen.“

„Jetzt ist die Stimmung am Boden“, sagte die zweifache Saisonsiegerin Nicole Schmidhofer, die sich mit Tippler den neunten Rang teilte. „Wenigstens bin ich vom Podest so weit weg, dass es schon wieder wurscht ist. Aber dass wir wie schon in der Kombination eine Medaille um vier Hundertstelsekunden verpasst haben, das ist richtig bitter für uns als Mannschaft.“

Die Statistik unterstreicht das triste Bild: Letztmals hatten die Österreicherinnen bei der WM 1982 in Schladming nach den Speedrennen keine Medaille, damals gab es freilich noch keinen Super-G. Böses Omen: Auch die Technikrennen brachten bei der Heim-WM keine Besserung mehr.

ALPINE SKI-WORLD-WOMEN-SWE-DOWNHILL

Stephanie Venier war nach Ramona Siebenhofer in der Kombination am Freitag die Unglückliche, die wegen vier Hundertstelsekunden zu viel bei der Siegerehrung zuschauen musste, wie die ersten Drei ihre Medaillen bekamen. „Im Training habe ich im Schlussabschnitt ein wenig zu viel riskiert, heute war ich unten zu rund – da liegt die Zeit, die ich auf Lindsey verloren habe“, sagte die Nicht-mehr-Vizeweltmeisterin aus Oberperfuss in Tirol.

Im Kreis der Familie

In der Tat: Fünf Hundertstelsekunden war sie dort noch vor Lindsey Vonn, bei der folgenden Geschwindigkeitsmessung war die Tirolerin gar 0,13 km/h schneller als die Amerikanerin, doch der folgende Ausritt warf Stephanie Venier dann noch zurück. „Am liebsten wäre ich aus dem Stadion verschwunden, aber meine Familie hat mich aufgefangen und wieder aufgebaut“, sagte die 25-Jährige, der man ihre Emotionen deutlich ansah. „Du hast noch zwei, drei Weltmeisterschaften vor dir, du bist ja noch jung, haben sie gesagt.“

Die letzte Hoffnung waren die Wolken, doch die taten bei Ilka Stuhecs Fahrt nicht, worauf Venier hatte hoffen müssen. Die einzige Abfahrtssiegerin in dieser Saison, die nicht aus Österreich kommt, verteidigte im Sonnenschein ihren Titel von St. Moritz. Den Österreicherinnen war das Wetterglück nicht hold, aber bejammert haben sie das nicht.

Den Blick richteten die Österreicherinnen unterdessen schon nach vorn, nach Jammern war ihnen nicht zumute. „Was wir in dieser Weltcup-Saison erreicht haben, ist megagut“, sagt Stephanie Venier, „und die WM ist nicht alles im Leben.“

Ramona Siebenhofer unterstreicht, um was es nun geht für die schnellen ÖSV-Damen: „Wir haben noch drei Abfahrten, und wir haben zwei, drei, die Chancen haben, die Kugel für die Disziplinwertung zu gewinnen.“ Weiter geht’s am 23. Februar in Crans-Montana (SUI).

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