Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold

Nicole Schmidhofer schaffte die Sensation und schmückte sich mit Gold.
Die 27-jährige Steirerin verweist die Favoritinnen Lara Gut und Tina Weirather auf die weiteren Podestplätze.

Die alpine Ski-WM in St. Moritz hat mit einem Paukenschlag gewonnen. Keine der großen Favoritinnen, sondern die Steirerin Nicole Schmidhofer, die im Weltcup bisher zwei Podestplätze vorzuweisen hat, fuhr am Dienstag auf der Piste Engiadina zu Super-G-Gold. Silber ging an die Liechtensteinerin Tina Weirather (+0,33 Sekunden), Topfavoritin Lara Gut (0,36) aus der Schweiz blieb die Bronze-Medaille.

Schmidhofer holte die insgesamt siebente Damen-WM-Goldene für den Österreichischen Skiverband im Super-G. Die 27-Jährige war im Weltcup bisher einmal Dritte einer Abfahrt und Zweite im Super-G, Schauplatz war in beiden Fällen Cortina d'Ampezzo. Ihre beste Saisonplatzierung war der vierte Platz im Super-G in Garmisch-Partenkirchen.

"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", meinte Schmidhofer nach ihrer Fahrt im ORF-Interview. "Ich bin am Start gestanden, habe mir vorgenommen, das wie ein Training zu sehen und das Drumherum wie ein Weltcup-Rennen. Ich habe probiert, das Ganze so weit wie möglich wegzuhalten, dass es eine Weltmeisterschaft ist", sagte die Weltmeisterin.

Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold

Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Championsh
Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold

SKI-ALPINE-WORLD-WOMEN-SUPERG
Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold

SKI-WM 2017 IN ST. MORITZ: SUPER-G DAMEN / SCHMIDH
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SKI-WM 2017 IN ST. MORITZ: SUPER-G DAMEN / GUT (SU
Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold

SKI-ALPINE-WORLD-WOMEN-SUPERG
Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold

SKI-WM 2017 IN ST. MORITZ: SUPER-G DAMEN / VEITH (

Langes Zittern

Als die mit der Nummer acht gestartete Schmidhofer mit über drei Zehntel Vorsprung auf Weirather im Ziel abschwang, riss sie die Arme in die Höhe und setzte sich anschließend in der Leaderbox erst einmal auf den Hosenboden. Danach begann ein langes Zittern für die 1,57 m kleine Friesacherin, die noch nie ein Weltcuprennen gewonnen hat (2. Super-G Cortina 2013, 3. Abfahrt Cortina 2014) und bei der WM 2015 Abfahrts-Vierte war.

"Ich hoffe, dass es jetzt schnell vorbei ist und dass sie das Zeitintervall auf eine Minute verkürzen. Ich bin eigentlich nicht auf die Papp'n gefallen, habe immer einen Spruch. Bei mir läuft der Schmäh, aber heute ist es schwer", gestand Schmidhofer während der Warterei, verwies aber darauf, dass sie als Außenseiterin nun vorne stehen und noch weitere Außenseiter oben warten würden.

Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold
ABD0163_20170207 - ST. MORITZ - SCHWEIZ: (v.l.n.r.) Nicole Schmidhofer (AUT/1.Platz) und Lara Gut (SUI/3.Platz) am Dienstag, 7. Februar 2017, anl. der Siegerpräsentation im Rahmen des Super-G der Damen in St. Moritz. Die 44. alpinen Ski-Weltmeisterschaften finden vom 06.-19. Februar 2017 in St. Moritz in der Schweiz statt. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER
"Es war eine gute Fahrt, ähnlich wie im Training. Dass es bei einer Weltmeisterschaft passt, ist unglaublich. Gold war für mich unerreichbar - mit der Lara. Jetzt kann ich locker darauf losfahren und es genießen", sagte Schmidhofer, die sich bei der Flower Ceremony im Zielraum während der österreichischen Hymne die Tränen aus den Augen wischte.

Lange Leidenszeit

Sie hatte am 21. Jänner 2016 in Cortina einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen Einriss des Innen- sowie Außenmeniskus im rechten Knie erlitten und ihre Comeback-Saison nun mit Edelmetall gekrönt. Die WM-Strecke liegt ihr deshalb so gut, weil sie nicht allzu steil und technisch anspruchsvoll ist und es keine großen Sprünge gäbe, erklärte Schmidhofer.

Auch Schnee und Kurssetzung gefielen ihr. Bei der zuvor letzten WM in St. Moritz hatte mit Michaela Dorfmeister ebenfalls eine ÖSV-Läuferin triumphiert.

Weirather: "Es braucht niemand eine Hand zum Skifahren"

Weirather freute sich über ihre erste Medaille bei einem Großereignis. Die Tochter der Ex-Rennläufer Hanni Wenzel und Harti Weirather war mit gebrochener Hand unterwegs, kommentierte dazu aber nur salopp: "Es braucht niemand eine Hand zum Skifahren." Gut war glücklich, nach einer für sie durchwachsenen Fahrt trotzdem Bronze gewonnen zu haben. "Wenn ich noch einmal oben sein würde, würde ich es anders fahren", erklärte die "Hausherrin".

Super-G: Schmidhofer gewinnt sensationell WM-Gold
ABD0104_20170207 - ST. MORITZ - SCHWEIZ: Anna Veit (AUT) nach ihrem Ausfall am Dienstag, 7. Februar 2017, im Rahmen des Super-G der Damen in St. Moritz. Die 44. alpinen Ski-Weltmeisterschaften finden vom 06.-19. Februar 2017 in St. Moritz in der Schweiz statt. - FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
Die anderen Medaillen-Kandidatinnen erwischten keinen guten Tag. US-Star Lindsey Vonn schied im Mittelteil wie auch Titelverteidigerin Anna Veith aus, die Salzburgerin kam mit guter Zwischenzeit nach einem Fahrfehler nicht mehr auf Linie und schwang ab. Die Italienerin Sofia Goggia belegte unmittelbar vor der Slowenin Ilkha Stuhec den zehnten Platz. Zweitbeste ÖSV-Dame war Stephanie Venier als Siebente. Christine Scheyer kam auf Platz 15, Tamara Tippler wurde 20.

1.

Nicole Schmidhofer (AUT)

1:21,34

Min.

2.

Tina Weirather (LIE)

1:21,67

+0,33

3.

Lara Gut (SUI)

1:21,70

+0,36

4.

Viktoria Rebensburg (GER)

1:21,87

+0,53

5.

Elena Curtoni (ITA)

1:21,89

+0,55

6.

Ragnhild Mowinckel (NOR)

1:22,03

+0,69

7.

Stephanie Venier (AUT)

1:22,11

+0,77

8.

Federica Brignone (ITA)

1:22,18

+0,84

.

Tessa Worley (FRA)

1:22,18

+0,84

10.

Sofia Goggia (ITA)

1:22,25

+0,91

11.

Ilka Stuhec (SLO)

1:22,38

+1,04

12.

Corinne Suter (SUI)

1:22,44

+1,10

13.

Joana Hählen (SUI)

1:22,56

+1,22

14.

Laurenne Ross (USA)

1:22,68

+1,34

15.

Christine Scheyer (AUT)

1:22,78

+1,44

16.

Romane Miradoli (FRA)

1:23,14

+1,80

17.

Jasmine Flury (SUI)

1:23,28

+1,94

.

Francesca Marsaglia (ITA)

1:23,28

+1,94

19.

Marie-Michele Gagnon (CAN)

1:23,30

+1,96

20.

Tamara Tippler (AUT)

1:23,42

+2,08

21.

Kristina Riis-Johannessen (NOR)

1:23,61

+2,27

22.

Mikaela Tommy (CAN)

1:23,66

+2,32

23.

Tiffany Gauthier (FRA)

1:23,69

+2,35

24.

Alexandra Prokopjewa (RUS)

1:24,03

+2,69

25.

Maria Therese Tviberg (NOR)

1:24,06

+2,72

26.

Candace Crawford (CAN)

1:24,21

+2,87

27.

Kristin Lysdahl (NOR)

1:24,30

+2,96

28.

Breezy Johnson (USA)

1:24,34

+3,00

29.

Ester Ledecka (CZE)

1:24,39

+3,05

30.

Marusa Ferk (SLO)

1:24,69

+3,35

Ausgeschieden u.a.: Anna Veith (AUT), Lindsey Vonn (USA), Kajsa Kling (SWE)

Geboren am 15. März 1989 in Friesach/Kärnten
Wohnort: Schönberg-Lachtal/Steiermark
Größe/Gewicht: 1,57 m/58,5 kg
Familienstand: ledig
Ski/Schuhe/Bindung: Fischer
Verein: Union SC Schönberg-Lachtal
Hobbys: Schlagzeug, Football, Klettern, Lesen
Homepage
Größte Erfolge:
WM: Super-G-Gold 2017
Abfahrts-Vierte 2015
Weltcup: Zwei Podestplätze: 2. Super-G Cortina 2013, 3. Abfahrt Cortina 2014
Junioren-WM: Gold Super-G und RTL 2007, Silber Kombination 2007, Bronze Abfahrt 2007 und 2009

Nicole Schmidhofer (Gold): "Zwischendurch habe ich mir gedacht, ich bin vielleicht doch nicht so schnell. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich habe gut trainiert einfach die letzten zwei Tage in Saalbach und Selbstvertrauen getankt. Ich bin am Start gestanden, habe mir vorgenommen, das wie ein Training zu sehen und das Drumherum wie ein Weltcup-Rennen. Ich habe probiert, das Ganze so weit wie möglich wegzuhalten, dass es eine Weltmeisterschaft ist."

Tina Weirather (LIE/Silber): "Es ist gerade der Wahnsinn. Ich habe bisher nicht so viel Glück gehabt mit Großanlässen. Es war schon so richtig der Hund drin. Der Druck hat sich schon etwas aufgebaut zu Hause. Ich habe schon gewusst, dass es etwas bedeutet, dass ich die Lara (Gut; Anm.) geschlagen habe. Bisher waren die Hundertstel so oft auf ihrer Seite, jetzt war es einmal anders."

Lara Gut (SUI/Bronze): "Wenn es eine Goldene gewesen wäre, wäre es viel einfacher. Letztendlich ist es schon gut. Wenn ich an meine Fahrt denke, dann ist es ganz gut, dass ich überhaupt eine Medaille habe. Ich habe kein gutes Gefühl gehabt. Jetzt hab' ich eine Medaille, jetzt kann ich probieren, mich zu steigern. Ich wusste nicht genau, was es war. Wenn ich noch einmal oben sein würde, würde ich es anders fahren."

Stephanie Venier (AUT/Platz 7): "Ich glaube, ich habe ein bisschen zu viel riskiert. Ich habe probiert, es auch so zu fahren (wie Schmidhofer; Anm.). Es war leider ein bisschen zu viel Risiko."

Anna Veith (AUT/out): "Es hat jetzt vielleicht wilder ausgeschaut, als es sich angefühlt hat. Ich bin sehr schnell hingekommen, dann ist da eine Kompression. Ich hätte ein bisschen mehr Druck nach hinten machen müssen, es ist sich nicht ausgegangen. Grundsätzlich wollte ich die schnellste Linie durchziehen, aber es ist schwer abzuschätzen, was körperlich drin ist für mich. Es fehlt halt noch ein bisschen an der letzten Kraft. Trotzdem bin ich froh, dass es mir gut geht. Sie (Schmidhofer; Anm.) war im Training immer schon extrem schnell. Ich freue mich extrem für sie."

Lindsey Vonn (USA/out): "Ich habe meinen Stock verloren für vier, fünf Tore, dann war ein meine Konzentration nicht ganz genau da. Ich bin ein bisschen zu gerade gefahren, damit ich schneller bin. Über diese eine Welle war es sicher zu direkt, dann habe ich keine Chance mehr gehabt, das nächste Tor zu schaffen. Die nächsten paar Rennen werde ich den Stock vielleicht mit Tape an meiner Hand befestigen. Ich war bereit oben am Start. Ich habe ein gutes Gefühl gehabt, habe alles gegeben, alles riskiert. In der Abfahrt bin ich stark genug, ich denke, dass ich eine Medaille holen kann."

Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): "Es freut mich sehr, weil die Damen-Mannschaft keinen Druck hatte. Verlieren war deshalb erlaubt, aber gewinnen nicht verboten. Die 'Schmidi' ist eine Überraschung, aber sie ist gut gefahren. Eine Lara Gut muss man erst einmal schlagen. Die Speed-Truppe hat sich gut entwickelt. Die Stimmung im Damen-Team war hier von Beginn an gut, deswegen habe ich mir gedacht, dass da was kommen wird."

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