Hirscher: "Ich habe gekämpft wie ein Löwe"

Hirscher mit seiner Goldmedaille
Der RTL-Weltmeister spricht über die Genugtuung nach hämischen Kommentaren.

Zum Rennbericht:

Sie haben nach dem Abschwingen im Zielraum so erleichtert gewirkt wie selten. Stimmt dieser Eindruck?
Marcel Hirscher: „Ich habe es genossen. Ich habe sicherlich bei der letzten Pressekonferenz die Goschn einmal aufgetan (als er sich über die Berichterstattung ärgerte/Anm.). Umso besser, dass es jetzt einmal funktioniert hat.“

Sie sprachen von Genugtuung - für sich selbst, oder nach den Berichten?
„Auch. Ich habe es euch eh ausdrücklich erklärt. Es war für mich so, dass ich mir gedacht habe: 'Echt, so wenig bin ich wert für Österreichs Sport?' Das war irgendwie echt eine von hinten mitgeben. Ich habe mich nicht unbedingt wertgeschätzt gefühlt, was meine letzten sechs Jahre betrifft. Von dem her ist es heute schon auch schön.“

Was haben Sie gedacht, als Gold feststand?
„Gott sei Dank, habe ich mir gedacht, bist du deppert! Denn ich habe gekämpft, gekämpft, gekämpft wie ein Löwe. Irgendwo habe ich auch einen Fehler eingebaut, aber ich habe den Ski gehen lassen. Übers Flache habe ich gedacht, ich muss mehr tun, das ist zu wenig. Dann hat es mich einmal ausgehoben, ich habe gemerkt, ich muss Gas, Gas, Gas geben, ich verschenke das jetzt sicher nicht irgendwo. Dass es sich dann ausgeht, war schon wirklich mega. Wirklich unerwartet war für mich das Resultat auf der Videowall. Ich habe fix gerechnet, dass Pinturault führt. Und dachte mir, Schörgi wird auf drei sein so irgendwie. Und Roli Leitinger - Sensation.“

Ist es umso schöner, wenn es ein angesagter, gewünschter WM-Titel ist?
„Schon. Weil er einfach für einen Athleten fast noch schwerer ist als einer, der sich ergibt.“

Wie viel Druck nimmt diese Medaille jetzt vor dem Slalom am Sonntag?
„Sicherlich sehr viel. Von mir aus können wir jetzt heimfahren auch, das würde auch passen. Ich habe mein Ziel erreicht, definitiv. Mein Minimumziel war, dass ich hier eine Medaille mache. Und natürlich mein insgeheim erhofftes Ziel war, Weltmeister zu werden. Und das habe ich wirklich jetzt geschafft. Natürlich freue ich mich riesig auf den Slalom, aber mein Energielevel war schon mal besser. Schauen wir mal. Normalerweise gibt so eine Medaille, speziell die Goldene, dann doch noch einmal einen ordentlichen Boost.“

Sie sind ein gebranntes Kind, was Flugobjekte von oben betrifft. Wie haben Sie den Vorfall heute erlebt?
„Ein gebranntes Kind ist jemand, der mit solchen Dingen echt in Berührung gekommen ist. Bei mir war es einmal eine knappe Situation (Drohnen-Vorfall in Madonna/Anm.). Heute habe ich mich erst erkundigen müssen. Fact war, ich habe mir nur gedacht: Wahnsinn, jetzt sitze ich da eine gefühlte halbe Stunde am Lift, arschkalt ist mir. Aber ich glaube, heute haben wirklich sehr viele Menschen sehr viel Glück gehabt. Ich war am Sessellift und war froh, dass es gut ausgegangen ist. Warum es zu dieser Situation gekommen ist, ist für mich eigentlich unerklärbar, die Seile hängen dort schon sehr, sehr lange.“

Was haben Sie während der Wartezeit am Lift gedacht?
„Ich habe mir die Flugshow beim Sesselliftfahren angeschaut und mir gedacht, 'bist deppert, die sind heute knapp'. Ich habe mit Wolfi Maier (DSV-Alpinchef/Anm.) geredet, er hat gesagt, 'ich mag die depperten Flieger nicht, weil irgendwann passiert da was. Wir brauchen alle ein bisserl ein Glück im Leben.“

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