Keine Kugel für den ÖSV: Die Tops und Flops des Ski-Winters

Viele beim ÖSV werden nicht unglücklich darüber sein, dass dieser Weltcup-Winter endlich Schnee von gestern ist. Dem ÖSV-Team blieb eine Kristallkugel verwehrt, Österreich ist meilenweit davon entfernt, die Skination Nummer 1 zu sein. Im Nationencup ist der Erzrivale Schweiz um mehr als 3.300 Punkte enteilt.
Ein Blick zurück auf den Winter.
Tops
- Die Heim-WM
Die WM in Saalbach-Hinterglemm war in jeglicher Hinsicht ein Ski-Fest. Auch sportlich lief es für das österreichische Team mit sieben Medaillen besser als es die Leistungen im Weltcup erwarten hatten lassen.
Der ÖSV hat seine Hausaufgaben gemacht und seinen Athleten durch exklusive und intensive Trainingseinheiten auf der WM-Strecke einen echten Heimvorteil verschafft. Auffallend: Etliche österreichischen Athleten von Stephanie Venier (Gold im Super-G) über Vincent Kriechmayr und Mirjam Puchner (beide Silber in der Abfahrt) bis hin zu Riesentorlauf-Weltmeister Raphael Haaser erbrachten die besten Saisonleistungen beim Saisonhöhepunkt.

- Das Schweizer Herren-Team
Die Schweizer Herren dominierten diesen Winter wie einst die Österreicher zu ihren besten Zeiten. Im Sog von Superstar Marco Odermatt, der sich zum vierten Mal in Folge die große Kristallkugel sicherte, hat sich eine Mannschaft formiert, die sich fast schon beängstigend stark präsentiert.
Die Schweizer feierten gleich 17 Saisonsiege, zwei Mal gab es im Weltcup sogar einen Dreifacherfolg zu bejubeln. Bei der WM gab es in der neuen Team-Kombi Gold, Silber und Bronze. Schwer vorstellbar, dass diesem Team so schnell jemand den Status als Skination Nummer 1 streitig machen kann.

Lukas Feurstein beendete die österreichische Sieglos-Serie
- Lukas Feurstein
Dem jungen Vorarlberger ist es zu verdanken, dass diese Saison ein halbwegs versöhnliches Ende nahm. Nach 40 sieglosen Rennen beendete Lukas Feurstein im Super-G in Sun Valley die Durststrecke der ÖSV-Herren und feierte seinen ersten Weltcuperfolg.
Der 23-Jährige ist nicht nur auf der Piste einer der größten Hoffnungsträger im Herren-Team, er hat auch das Zeug zum Publikumsliebling.

Federica Brignone gewann zum zweiten Mal den Gesamtweltcup
- Federica Brignone
10 Saisonsiege, zwei Kristallkugeln (Abfahrt, Riesentorlauf), WM-Gold im Riesentorlauf, dazu die große Kristallkugel - die Italienerin war die prägende Figur im Frauen-Weltcup. Mit 34 Jahren präsentierte sich Brignone so stark wie noch nie.

- Die Comebacks
Auch wenn sie alle die Aufmerksamkeit auf sich zogen und mitunter für zu viel Tamtam gesorgt haben: Die vielen prominenten Comebacks haben dem Skisport gutgetan und viele Schlagzeilen gebracht.
Allen voran Lindsey Vonn, die auch sportlich überzeugte und beim Weltcupfinale mit 40 Jahren auf das Podium fuhr. Pinheiro Braathen ist als erster Brasilianer im Weltcup überall der Publikumsliebling. Bei Marcel Hirscher nahm das Comeback ein schmerzhaftes Ende, noch ehe es richtig begonnen hatte.
- Zusätzliche Startplätze für den ÖSV
Auf der Nebenbühne im Europacup sicherten sich Österreicher gleich acht zusätzliche Startplätze für die kommende Weltcupsaison. Nadine Fest gewann die Gesamtwertung und dürfte somit in allen Disziplinen starten.
Felix Hacker schaffte es in der Abfahrt, Vincent Wieser und Andreas Ploier holten im Super-G zwei Startplätze. Dazu kommen Carmen Spielberger und Victoria Olivier (Abfahrt), Nina Astner (Riesentorlauf) und Simon Rueland (Slalom).

Emma Aicher feierte zwei Saisonsiege
- Emma Aicher
Mit der 21-jährigen Allrounderin hat Deutschland einen neuen Jungstar im Skisport. Emma Aicher feierte ihren ersten beiden Weltcupsiege und wird in den nächsten Jahren wohl in den Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup eingreifen.

Katharina Truppe feierte in Aare ihren ersten Weltcupsieg
- Katharina Truppe
Mit 29 Jahren gelang der Kärntnerin endlich der ersehnte erste Weltcupsieg. Truppe gewann den Slalom in Aare und begeisterte alle mit ihrem herzhaften Jubel.
- Fabio Gstrein
Der Ötztaler kann als einziger österreichischer Slalom-Läufer zufrieden Bilanz ziehen. Gstrein hat den nächsten Schritt auf der Karriereleiter genommen und fuhr seine ersten Podestplätze ein. Beim Weltcupfinale wurde er erneut Dritter.

Flops
- Das ÖSV-Herren-Team
Natürlich wurde die Mannschaft vom Verletzungsteufel geplagt (Schwarz, Haaser, Kriechmayr, Feurstein), trotzdem wäre es zu einfach, die schwache Performance nur darauf zu schieben. Im Gesamtweltcup findet sich lediglich ein ÖSV-Athlet in den Top 20, und auch Vincent Kriechmayr landete als 12. in der Rubrik: unter ferner fuhren.
In der Abfahrt (kein Podestplatz, kein Österreicher im Abfahrtsweltcup in den Top Ten) blickt das ÖSV-Herrenteam auf die schlechteste Saison der Weltcupgeschichte zurück. Im Slalom war Österreich 2023/'24 noch die Top-Nation, in diesem Winter war irgendwie der Wurm drinnen.
- ÖSV-Frauen-Abfahrtsteam
Kritisch betrachtet besteht Österreichs Frauen-Abfahrtsteam aktuell aus einer Läuferin: Cornelia Hütter. Die Steirerin war im Weltcup die einzige Abfahrerin von Weltformat, was auch zwei Saisonsiege und Rang zwei im Abfahrtsweltcup nachdrücklich belegen.
Hinter klafft freilich eine erschreckend große Lücke. Die zweitbeste ÖSV-Abfahrerin taucht im Weltcup erst an 14.Position auf.
- Deutsches Herren-Team
Die gesamte deutsche Mannschaft hat in der letzten Saison gerade einmal 47 Pünktchen mehr gesammelt als der brasilianische Solist Pinheiro Braathen. Erstmals seit 21 Jahren gab es keinen Podestplatz für die deutschen Herren.
- Schwere Verletzungen
Auch dieser Winter forderte wieder seinen Tribut. Zum wiederholten Male wurde die Karriere von Nina Ortlieb durch eine schwere Verletzung (Unterschenkelbruch) jäh unterbrochen. Ricarda Haaser zog sich bei der WM einen Kreuzbandriss zu, Abfahrtshoffnung Felix Hacker verletzte sich in Kitzbühel am Knie.
Die Liste der Ausfälle ist lang und umfasst prominente Namen wie Cyprien Sarrazin, Alexis Pinturault (FRA), Mattia Casse (ITA), Cameron Alexander (KAN) oder Mauro Caviezel (SUI).
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