Ski-Star über Horrorsturz: "Das ist jetzt der Ort, an dem ich sterbe"
Aleksander Aamodt Kilde und Cyprien Sarrazin vor der Premiere des Films "Downhill Skiers"
Am Montag saßen sie nach vielen Monaten wieder gemeinsam an einem Tisch. Anlässlich der Film-Premiere von „Downhill Skiers“ sprachen Aleksander Aamodt Kilde und Cyprien Sarrazin über ihre schweren Stürze und das Leben mit der Gefahr.
Der Erfolgslauf des Norwegers Kilde (33) fand am 13. Jänner 2024 ein jähes Ende. Er stürzte im Ziel-S bei der Lauberhorn-Abfahrt in Wengen wenige Meter vor dem Ziel. Die Verletzungen waren grauenvoll. Kilde zog sich eine tiefe Fleischwunde an der Wade zu, das Bein musste abgebunden werden. Die Schulter war ausgerenkt und hing laut Ärzten „nur noch an einem Hautmantel“.
„Ich bin in Wengen im Netz gelegen mit Schmerzen jenseits des Vorstellbaren“, erinnert sich Kilde. „Und ich dachte mir: Okay, das ist jetzt der Ort, an dem ich sterbe.“ Erst im Rettungshubschrauber bekam der Athlet schwere Medikamente und verlor das Bewusstsein. Kildes Schulter musste mehrmals operiert werden, die gesamte Saison 2024/25 ließ er aus. „Die Tage im Krankenhaus waren ein absolutes Tief in meinem Leben“, sagte der Verlobte von Mikaela Shiffrin. „Aber der Sport ist wie das Leben. Es gibt schlechte Tage, es gibt aber auch gute.“
An ebenjene guten Tage möchte er wieder anschließen. Das Leben eines Skirennläufers sei großartig. „Umgeben zu sein von diesen Burschen ist wunderbar. Ich gehöre zu diesem Sport. Dieses Leben ist meine Passion.“ Eine Passion, bei der die Gefahr Teil des Ganzen ist. „Bei einem extremen Sport können extreme Dinge passieren. Wir nehmen dieses Risiko in Kauf, weil wir diesen Sport lieben.“
Sollte das Training wie erhofft verlaufen, möchte Kilde bei der ersten Abfahrt in Beaver Creek am 4. Dezember dabei sein. Er werde aber nur am Start stehen, sollte er 100 Prozent fit sein.
Sarrazin „bei 50 Prozent“
Von 100 Prozent ist Cyprien Sarrazin noch weit entfernt. „Ich würde sagen, ich bin bei 50 Prozent“, sagt der 31-Jährige. Sarrazins Schicksalstag war der 27. Dezember 2024. Im Abschlusstraining auf der Pista Stelvio in Bormio wurde er von der Strecke katapultiert und schlug schwer mit dem Kopf auf der Eispiste auf. Es bestand akute Lebensgefahr, wegen einer Hirnblutung musste Sarrazin noch am selben Tag operiert werden. An den Unfall hat der Speed-Spezialist keine Erinnerung mehr. Den verhängnisvollen Crash hat er am Sonntag zum ersten Mal in voller Länge gesehen. „Das war schon gruslig“, sagt Sarrazin. „Zuvor habe ich immer auf Stopp gedrückt, bevor ich im Netz eingeschlagen bin.“
Folgeschäden hat Sarrazin kaum. „Meine Fähigkeiten sind alle wieder zurück. Nur durch das linke Nasenloch kann ich bis heute nicht riechen. Aber das ist kein Problem.“
Ein Comeback in der anstehenden Saison ist dennoch ausgeschlossen, dafür fehlt noch zu viel auf die volle Fitness. Zu große Probleme machen die Knie. „Ich habe die Vision, wieder Ski zu fahren, um diese Emotionen wieder erleben zu dürfen“, sagt er. „Aber den Zeitpunkt muss ich gut wählen. Ich habe nur noch einen Joker, und ich muss aufpassen, wann ich diesen Joker ausspiele.“
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