Stadlober ist auf der richtigen Spur
Praktisch jeden Tag ein Rennen, fast jede Nacht ein neues Hotelbett, stundenlange Autofahrten, Essen zu den unchristlichsten Zeiten – die Tour de Ski hört sich nach einer richtigen Tortur an und bringt jeden Langläufer an die Grenzen der Belastbarkeit.
Wenn Teresa Stadlober freilich über den bedeutendsten Langlauf-Bewerb des Jahres spricht, dann klingt das alles ganz harmlos. "Aufregend" und "interessant" sei dieses Etappenrennen, das die Sportler innerhalb von zehn Tagen durch drei Länder an vier Destinationen führt (siehe Grafik), "ich freu’ mich auf so viele Rennen in so kurzer Zeit. Das ist es ja gerade, was die Tour de Ski ausmacht."
Selbstdisziplin
Teresa Stadlober ist die große Hoffnungsträgerin für den österreichischen Langlaufsport. Die Juniorenweltmeisterin von 2013 hat sich in den vergangenen Wintern Schritt für Schritt an die Weltklasse herangepirscht und auch in dieser Saison mit einem neunten Platz in Lillehammer schon wieder aufgezeigt. Bei der prestigeträchtigen Tour de Ski will die 22-Jährige nun die nächsten Erfolgsspuren hinterlassen.
Die Nebengeräusche und Begleiterscheinungen nimmt die Salzburgerin als notwendiges Übel hin. "Warum soll ich mich groß darüber aufregen, dass man bei der Tour einige Stunden im Auto sitzt und vielleicht nicht immer Punkt 19 Uhr zum Abendessen kommt. Das geht doch eh jedem Langläufer gleich", sagt Stadlober. "Ich kann bei der Tour auch nicht sagen: ,Heute bin ich müde.‘ Weil am nächsten Tag wartet schon das nächste Rennen."
Dieser Pragmatismus und diese Selbstdisziplin sind der 22-Jährigen in die Wiege gelegt. Wer als Tochter eines Langlauf-Weltmeisters (Alois Stadlober) und einer Slalom-Weltcupgesamtsiegerin (Roswitha Steiner) aufwächst, der hat zwangsläufig einen anderen Zugang zu Sport und Training. "Trainieren war für mich von klein auf völlig normal. Aber natürlich ist es ein Vorteil, dass die Eltern wissen, was für Opfer man für den Spitzensport erbringen muss."
Erfahrungsschatz
Und es ist bestimmt auch kein Nachteil, dass Teresa Stadlober schon von Kindesbeinen an von ihrem Papa trainiert wird. "Er hat den Erfahrungsschatz, er weiß, wie ich ticke, und vor allem, wovon er redet", erklärt die Ausdauersportlerin. "Von Leuten, die das alles nur in der Theorie studiert haben, halte ich offen gesagt weniger."
Diese familiäre Trainingsgemeinschaft brachte die Stadlobers zwar kurzzeitig auf Konfrontationskurs mit dem ÖSV und dessen Sportdirektor Markus Gandler, inzwischen darf die 22-Jährige ihr Programm aber solo abspulen. "Ich habe schon immer allein trainiert, das hat mich auch dahin gebracht, wo ich jetzt stehe", sagt Stadlober, der aber bewusst ist, dass sie hierzulande einen Exotenstatus hat. "In Österreich sieht man zwar viele Leute auf den Loipen, aber als Spitzensport ist Langlaufen leider eine Randsportart."
Generalverdacht
Umso mehr sehnt die 22-Jährige die Heim-WM 2019 in Seefeld herbei. "Das ist das Fernziel, auf das ich hinarbeite und auch für den Langlauf die perfekte Werbung. Es ist auch notwendig, dass es nach den negativen Schlagzeilen endlich wieder bergauf geht."
Die Auswirkungen der Doping-Affären rund um die Österreicher Johannes Dürr und Harald Wurm bekommt auch Teresa Stadlober zu spüren. "Der Generalverdacht ist automatisch da. Und ich steh’ plötzlich da und muss mich rechtfertigen", ärgert sich die Radstädterin. "Ich bin sehr angefressen auf Wurm und Dürr, die zerstören eine ganze Sportart. Deshalb hoffe ich auch, dass Dürr nach seiner Sperre nicht mehr zum ÖSV zurückkehrt. Das wäre für das Team und das Image nicht gut."
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