Ski-Freeriden wird zum Spektakel

Gut Ding braucht Steile: Der Tiroler Stefan Häusl ist der Lokalmatador beim Weltcup in Fieberbrunn.

Ein Blick genügt, und schon ist es um Stefan Häusl geschehen. Sein Interesse ist schnell geweckt, und hat der Tiroler einmal eine neue Flamme ausgemacht und von oben bis unten eindringlich gemustert, dann dreht sich alles nur mehr um das eine: Wie kann er sie am besten erobern?

Genau so läuft das bei Stefan Häusl, jahrein jahraus und wo immer er auch ist: Er ist ständig auf der Suche nach einem neuen Abenteuer. Kaum hat er ein potenzielles Opfer erspäht, da entwickelt er auch schon die wildesten Fantasien. "Ich sehe einen lässigen Berg und denke mir: Wow, wie komme ich da runter, was lässt sich da anstellen", erklärt Häusl, der leidenschaftliche Freerider aus Tirol, der für einen steilen Hang jeden steilen Zahn links liegen lässt.

Eroberung

Freerider sind die Eroberer unter den Skifahrern. Sie fangen da an, wo andere die Skier längst abschnallen und die Bergrettung rufen würden. Einem Freerider ringen Mausefalle und Steilhang der Streif nur ein müdes Lächeln ab. "Pistenfahren ist zu wenig Action", meint Stefan Häusl, der nach dem Motto lebt: Gut Ding braucht Steile. Und wenn sich dabei auch noch irgendwo ein Sprung über eine 15-Meter-hohe Felswand ausgeht – noch besser.

Der Wildseeloder in Fieberbrunn passt da perfekt in das Beuteschema des Tiroler Profis. 2118 Meter hoch, 70 Grad Neigung, felsig, zerklüftet – kein Otto Normalskifahrer würde je auf die Idee kommen, die steile Flanke auf Skiern hinunterzufahren. Doch den Freeridern gibt dieser wilde Wildseeloder Berge, deshalb macht an diesem Wochenende auch wieder die World Tour in Fieberbrunn Station.

Augen auf

Doch wer nun glaubt, die Freerider wären nur eine Horde Wahnsinniger, eine Ansammlung von Adrenalinjunkies, der irrt gewaltig. Vielmehr entpuppen sich die Protagonisten dieses Ski-Spektakels als penible Planer. In den Tagen vor einem Wettkampf führen die Freerider den sogenannten Base-Check durch, dabei wird der Berg stundenlang mit Ferngläsern und Videokameras unter die Lupe genommen. Jede Felsformation, jede Schneewechte wird notiert, eine gute Planung ist die halbe Miete zu einer ganz sicheren Fahrt. "Es ist spannend, so ein Projekt, eine Linie zu realisieren. Je besser du dich vorbereitest, umso leichter tust du dir dann bei der Fahrt", weiß Häusl.

Wow-Effekt

Gewisse Unsicherheiten und Unwägbarkeiten bleiben freilich: "Du weißt nicht wie dick die Schneedecke ist und ob es dann einen hohen Sprung verträgt" erklärt der 35-jährige Tiroler, der im Kampf gegen den Berg vor allem auf seine Routine vertraut. "In neun von zehn Fahrten krieg ich meine Linie durch."

Heil runter kommen allein ist allerdings zu wenig. Die Judges, die offiziellen Punkterichter, bewerten Stil, Fahrsicherheit und den Schwierigkeitsgrad des Laufes. Um es in den Worten von Stefan Häusl zu sagen: "Es geht darum, wer den größten Wow-Effekt bei der Jury hinterlässt."

Das Freeride-ABC

Die Serie Fieberbrunn ist die vorletzte Station der Swatch-Freeride-World-Tour. Das Finale für Skifahrer und Snowboarder steigt Ende März im Freeride-Mekka Verbier (CH).

Die Ausrüstung
Die Skier der Freerider sind extrem breit (11 Zentimeter unter der Bindung) und 1,90 Meter lang. Das erleichtert das Landen.

Die Sicherheit
Helm und Rückenprotektoren sind Pflicht. Dazu muss jeder Freerider im Rucksack einen Lawinenpieps und eine Schaufel mitführen.

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