Hausgemachtes Ski-Chaos: Nicht nur Schröcksnadel hat sich getäuscht

Ein Pistengerät präpariert die Skipiste in Zermatt.
Die länderübergreifende Abfahrt in Zermatt musste wieder abgesagt werden. Die Schuld trägt nicht nur das Wetter, auch der FIS-Präsident muss sich Kritik gefallen lassen.

Wenn man mit Johan Eliasch ganz streng ins Gericht gehen würde, dann müsste man jetzt festhalten: Die größte Errungenschaft in seinen gut zweieinhalb Jahren als Präsident ist wohl, dass die FIS einen neuen Namen bekommen hat: Aus dem internationalen Skiverband ist inzwischen offiziell der internationale Ski- und Snowboardverband geworden. Chapeau!

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Selten einmal hat jemand so schnell so viel Kredit verspielt wie der britisch-schwedische Multimilliardär, den bei seinem Amtsantritt noch der Zauber von Pioniergeist, Reformeifer und Unabhängigkeit umweht hatte.

Das Verhältnis zwischen den großen nationalen Skiverbänden aus Europa und dem FIS-Präsidenten ist zerrüttet, die Auswirkungen der akuten Gesprächsklima-Krise sind vielerorts zu spüren. Dazu erweisen sich die großen Pilot- und Prestigeprojekte, die Johan Eliasch im Ski-Weltcup vorangetrieben hat, bislang als Reinfall.

Hausgemachtes Ski-Chaos: Nicht nur Schröcksnadel hat sich getäuscht

FIS-Präsident Johan Eliasch steht in der Kritik.

Sinnfrage

Die länderüberschreitende Abfahrt von Zermatt (SUI) nach Cervinia (ITA) konnte nach der Absage 2022 auch im zweiten Versuch nicht durchgeführt werden. Die großen Kraftanstrengungen der Organisatoren blieben erneut unbelohnt, weshalb sich die berechtigten Fragen aufwerfen: Macht dieses Rennen echt Sinn? Hat eine Abfahrt in dieser Höhenlage (3.700 Meter) und um diese Jahreszeit wirklich Zukunft?

Nicht nur ÖSV-Chefcoach Marko Pfeifer monierte nach dem Wetter-Chaos und der Absage mit Ansage: „Den Zeitpunkt der Abfahrt muss man überdenken.“

Ähnlich verhält es sich mit einer weiteren Idee, die sich Johan Eliasch in den Kopf gesetzt hat: Seit der vergangenen Saison jettet der Weltcup gleich zwei Mal im Winter mit Sack und Pack nach Nordamerika. Die Premieren-Rennen im Februar waren freilich alles andere als eine Werbung für den Skisport: Die TV-Bilder erinnerten an eine Übertragung mit Handykameras, nicht minder peinlich war der Herren-Slalom, in dem der Sieger erst eine halbe Stunde nach dem Rennende feststand.

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Streitpunkt

Ganz abgesehen davon, dass ein Verband, der sich der Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz verschrieben hat, mit diesem Terminplan seine Prinzipien mit Füßen tritt. Da mag der FIS-Präsident noch so oft betonen: „Wir können uns stolz den ersten klimapositiven internationalen Sportverband nennen.“

Ein Porträt von Jacques Rogge, dem ehemaligen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees.

Die aktuellen Probleme der FIS sind hausgemacht – aber auch Made in Austria. Ex-ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel war einst einer der Königsmacher von Johan Eliasch. In den letzten Monaten vor der FIS-Wahl rückte er vom Schweizer Kandidaten Urs Lehmann ab und machte Stimmung für Eliasch.

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Heute weiß Schröcksnadel, dass ihm in den letzten Wochen seiner erfolgreichen Amtszeit noch ein Kardinalfehler unterlaufen ist und er sich im Multimilliardär getäuscht hat. Diese Schmach will der 82-Jährige nicht auf sich sitzen lassen. „Ich werde mich bemühen, dass der wegkommt. Er ist schlecht für den Sport“, betonte der Ex-Präsident in ServusTV.

Wer Peter Schröcksnadel kennt, der weiß, dass er keine Ruhe geben wird, bis er sein Ziel erreicht hat. In dieser Hinsicht ähnelt der langjährige ÖSV-Präsident durchaus dem neuen FIS-Präsidenten Johan Eliasch. Beide leben nach dem Motto:

Mein Wille geschehe.

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