Premiere in Saalbach: Warum die Teamkombi Spektakel garantiert

Acht Österreicherinnen, vier Teams, ein neuer Bewerb. Bei der Premiere der Team-Kombination schickt der ÖSV heute die Duette Mirjam Puchner und Katharina Liensberger, Cornelia Hütter/Katharina Huber, Stephanie Venier/Katharina Truppe und Christine Ager/Katharina Gallhuber ins Medaillenrennen.
- Wie funktioniert die neue Team-Kombi?
„Wir selber wissen es auch noch nicht so genau“, gesteht Katharina Gallhuber. „Beide möglichst schnell vom Start ins Ziel“, ergänzt Teampartnerin Christine Ager.
Das Konzept ist in Wahrheit simpel: Eine Abfahrerin und eine Slalomläuferin bilden ein Team. Den Auftakt macht die Abfahrt (10 Uhr), der Slalom wird dann in gestürzter Reihenfolge (Top 30) gestartet. Sollte Mirjam Puchner also die Bestzeit markieren, müsste ihre Partnerin Katharina Liensberger im Slalom (13.15) als Letzte starten.

Stephanie Venier und Katharina Truppe
- Wurde die Team-Kombi schon einmal getestet?
Bei der Junioren-WM 2023 in St. Anton erlebte der Bewerb seine Uraufführung. Damals holten Jakob Greber und Vincent Wieser Bronze. Im Weltcup war die erste Team-Kombi 2024 in Kitzbühel vorgesehen: auf der Streif und dem Ganslernhang, 24 Stunden vor der Hahnenkammabfahrt. Nach heftigen Protesten der Läufer wurde der Wettkampf aber gestrichen und durch eine zweite Abfahrt ersetzt.
- Was ist der Reiz dieses Formats?
Das Teilnehmerfeld ist hochkarätig, kaum ein Star lässt sich die Team-Kombi entgehen. „Sie haben etwas gefunden, um die Kombi attraktiv zu machen – auch für die Athletinnen“, sagt Cornelia Hütter.
Das war beim Vorgänger-Bewerb noch anders. Welcher Abfahrer hatte schon große Lust, sich durch den Slalomkurs quälen? Umgekehrt wollte kein Slalom-Spezialist auf den langen Abfahrtslatten Kopf und Kragen riskieren. „Es macht es einfach spannend, dass alle in ihren Spezialdisziplinen unterwegs sind“, sagt Hütter.

Cornelia Hütter (re.) und Katharina Huber
Warum hat die klassische Kombination ausgedient?
Wer ist der kompletteste Skifahrer? Das war ursprünglich die Grundidee dieses Bewerbs aus Abfahrt und Slalom. Und tatsächlich liest sich die WM-Siegerliste wie das Who is Who des Skisports: von Annemarie Moser-Pröll über Jean Claude Killy bis Kjetil Andre Aamodt.
Über die Jahre versank die klassische Kombi immer mehr in der Bedeutungslosigkeit. Sie verschwand aus dem Weltcup-Kalender und wurde nur mehr bei Großereignissen durchgeführt – und selbst dort glänzten die Stars durch Abwesenheit. Bei der WM vor zwei Jahren kamen gerade einmal 18 Frauen in die Wertung.
- Wird es diesen Bewerb künftig im Weltcup geben?
Das wird’s wohl nicht spielen. „Wir sind an so unterschiedlichen Orten, dass es wohl schwierig wäre“, sagt Liensberger über die schwierige Logistik. Mirjam Puchner gibt zudem zu bedenken, dass dieser Bewerb unfair wäre gegenüber Athleten, die keinen Partner haben. „Das war vielleicht nicht bis zum Ende durchgedacht“.
- Wird die Team-Kombi auch olympisch?
Bei den Spielen in Mailand-Cortina werden Olympia-Medaillen vergeben. Die Team-Kombi ersetzt 2026 den Parallel-Mannschaftsbewerb, der aus logistischen Gründen nicht durchgeführt werden kann. Die Frauen fahren nämlich ihre Rennen in Cortina, die Herren sind im fünfeinhalb Autostunden entfernten Bormio.
- Wer sind die Favoriten?
Grundsätzlich ist diese Team-Kombi gemacht für die großen Ski-Nationen. Abgesehen von Österreich und der Schweiz schafft es kaum ein Land, vier stark besetzte Duos stellen. Im Lager des ÖSV hofft man deshalb auf Medaillen bei Frauen wie Männern.
Trotzdem sollte man sich der Sache nicht zu sicher sein: Das US-Team, gebildet aus Abfahrts-Weltmeisterin Breezy Johnson und Mikaela Shiffrin, hat Gold-Potenzial, auch die zwei Deutschen Emma Aicher und Lena Dürr zählen zu den Mitfavoritinnen, sowie das überraschende Schweizer Team Lara Gut-Behrami und Wendy Holdener. Da es keine Erfahrungen mit diesem Bewerb gibt, winkt eine spannende Medaillenentscheidung.

Christine Ager (li.) und Katharina Gallhuber
- Wie gut kennen sich die ÖSV-Paare?
Speed- und Technik-Teams haben im Laufe der Weltcupsaison wenig Berührungspunkte. „Unsere Wege kreuzen sich aber immer wieder“, sagt etwa Gallhuber über Ager, die dieselbe Skimarke fahren und beide Zollsportlerinnen sind. Hier in Saalbach teilen sie sich ein Zimmer.
Hütter und Huber haben gleichzeitig die Polizeiausbildung absolviert. Hütter gibt sich auch als Slalom-Fan zu erkennen: „Ich schau echt alle Rennen und fiebere immer voll mit. „Aber wohl noch nie so sehr wie ich am Dienstag mitfiebern werde.“
- Wieviel Energie haben die Speedläuferinnen noch?
In der intensiven Speed-Woche mit drei Trainings, Super-G- und Abfahrtsrennen sind die Speedteams schon gut im Einsatz gewesen. Doch die Energie sei noch voll da, sagt Hütter. „Die Stimmung ist so positiv, da schwimmt man einfach mit. Mir geht es echt gut.“ Zwar war Hütter über ihre Ergebnisse enttäuscht, aber: „Ich freue mich, dass ich am Dienstag noch einmal die Chance hab.“
- Wie groß ist das Interesse an dem Bewerb?
Die Ski-Fans scheinen mit der Team-Kombi noch nicht viel anfangen zu können. Für die zwei Medaillen-Entscheidungen am Dienstag und Mittwoch gingen mit Abstand die wenigsten Tickets weg. Kurzentschlossene könnten in den Genuss eines Spektakels kommen: Wie oft hat man schon die Gelegenheit, die Stars aus Abfahrt und Slalom an einem Tag zu bewundern.
Kommentare