Neustart mit einem alten Bekannten

Gletscher frei: Der Rettenbachferner hoch über Sölden ist heuer schon zum 20. Mal die Bühne für den Weltcup-Auftakt der alpinen Skirennläufer.
In Sölden steht Jürgen Kriechbaum zum ersten Mal als Österreichs Damen-Chef am Pistenrand.

Jürgen Kriechbaum wirkt gelassen. Die Hände vor der Brust verschränkt, ein verschmitztes Lächeln aufgesetzt. Als könnte den 46-jährigen Oberösterreicher nichts so schnell aus der Ruhe bringen. Als stünde nicht die neue Weltcup-Saison vor der Tür – seine erste als Cheftrainer von Anna Fenninger, Kathrin Zettel und Kolleginnen. „Doch, die Spannung ist schon groß“, gibt Kriechbaum zu, plötzlich ernst. „Das ist eine unheimlich interessante Aufgabe und eine große Herausforderung.“

Wenn mit dem Damen-Riesentorlauf am Samstag in Sölden (9.30 bzw. 12.45 Uhr) die Olympia-Saison eröffnet wird, schlüpft Kriechbaum erstmals öffentlich in seine neue Rolle: Rennsportleiter statt Lehrer. In den vergangenen zwei Jahren war er am Skigymnasium in Stams tätig. „Nach 18 Jahren beim ÖSV musste ich einfach einmal weg in den normalen Schuldienst – da wird man wieder geerdet“, erzählt Kriechbaum. Und nun also wieder eine neue Aufgabe.

Baustelle: Speed

Vor Beginn seines Zweijahresvertrages war dem neuen Headcoach vieles bereits bekannt – wie zum Beispiel manche seiner Schützlinge. Von 2009 bis 2011 war er Trainer der österreichischen Speed-Damen und damit für Erfolge wie die von Andrea Fischbacher in Vancouver 2010 (Olympia-Gold im Super-G) oder Elisabeth Görgl bei der WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen (Gold in Abfahrt und Super-G) mitverantwortlich.

Bei der Heim-WM im vergangenen Februar blieben ähnliche Erfolgsgeschichten aus: Österreichs Speed-Damen mussten mit leeren Händen abziehen. Im Weltcup war Anna Fenninger die einzige rot-weiß-rote Läuferin, die sich konstant unter die weltbesten Zu-Tal-Raserinnen reihen konnte. „Wir sind von der Breite her einfach nicht gut genug aufgestellt“, analysiert Kriechbaum. Aber: „Es ist einer unserer Eckpunkte, den Speed-Bereich zu stärken.“

Zukunft: Jugend

Sieben Monate ist der Nachfolger von Herbert Mandl im Amt. Seine Handschrift ist bereits erkennbar: Erstmals bereiteten sich etwa die Technik-Damen aus Welt- und Europacup in Neuseeland gemeinsam auf die Saison vor. Auch das Abfahrtsteam wurde um Nachwuchsläuferinnen wie Mirjam Puchner, Ramona Siebenhofer oder Tamara Tippler erweitert. „Es ist mir ein Anliegen, den Übergang zwischen Weltcup und Europacup leichter zu machen“, sagt Kriechbaum.

Neben kurzfristigen Zielen wie Weltcup, Olympia und WM 2015 konzentriert er sich vor allem auf das große Ganze: „Wir wollen eine komplette Mannschaft schaffen. In ein bis drei Jahren sollte es möglich sein, in allen fünf Disziplinen wieder stark aufgestellt zu sein.“

Bis dahin setzt der oberste Mann im Damen-Team vor allem auf die bisherigen Podest-Jägerinnen: „Primär stehen konstantere Leistungen im Vordergrund. Das trifft vor allem auf Fenninger, Görgl, Hosp oder Zettel zu.“

Die erste Chance, sich zu beweisen gibt es bereits morgen. „Ich glaube nicht, dass ich in den vergangenen fünf Jahren so gut drauf war wie jetzt“, ließ Kathrin Zettel vor dem ersten Härtetest wissen. Ein gutes Omen? Immerhin holte die Niederösterreicherin 2008 für Österreich den letzten Sölden-Sieg.

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