Matt hört auf: "Das Kämpfen hat sich ausgezahlt"

Mario Matt gab in St. Anton das Ende seiner sportlichen Karriere bekannt.
Slalom-Olympiasieger Mario Matt lässt seine erfolgreiche Karriere noch einmal Revue passieren.

Das Redenschwingen und Sprücheklopfen war noch nie seine Sache. Zeit seiner Karriere ließ Mario Matt lieber Taten sprechen – oder eben andere. Auch bei seinem Abschied sollte der Slalom-Olympiasieger dieser Linie treu bleiben. Während Matt wie erwartet nüchtern und emotionslos sein Karriereende verkündete ("ich kann im Großen und Ganzen auf eine schöne Zeit zurückblicken"), stimmten sie beim ÖSV laute Lobeshymnen auf den 35-Jährigen an.

"Ohne ihn schaut’s im Slalom nicht rosiger aus. Mario wird uns fehlen. Er war im Slalom-Team das Zugpferd", schwärmte Herren-Cheftrainer Andreas Puelacher.

Sportchef Hans Pum erinnerte sich an den jungen Mario Matt zurück, der seinerzeit mit dem revolutionären Kurzski und breitbeinigem Fahrstil für lange Gesichter bei der prominenten Konkurrenz gesorgt hatte. "Er hat damals das Carven im Rennsport etabliert. Wenn man so will, war Mario Matt der Urcarver. Die ganze Weltspitze hat damals zu ihm aufgeschaut."

Und ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel, der normal nicht für Sentimentalitäten zu haben ist ("Mario war außergewöhnlich. Er hat uns sehr viele schöne Momente beschert"), ist vor allem eine Begegnung mit Matt in bleibender Erinnerung: Als der Flirscher zwei Tage vor dem WM-Slalom von St. Anton im Tiefschnee die wildesten Kunststücke aufgeführt hatte. "Der hat Schrauben gedreht und ist mit Skiern, die vorne und hinten aufgebogen waren, durch die Luft gesprungen. Er ist halt noch ein echter Skifahrer."

Mario Matt selbst ließ in St. Anton seine glänzende Laufbahn noch einmal im Schnelldurchlauf Revue passieren. Also sprach der 35-Jährige, der wegen einer Verletzung am Sprunggelenk die letzten beiden Weltcupslaloms dieser Saison verpasst, über ...

... die Gründe für seine Entscheidung "Ich habe schon nach dem Olympiasieg darüber nachgedacht, ob ich es lassen soll. Da war ich mir einige Wochen nicht sicher, wie es weitergeht. Damals hatte ich dann aber das Gefühl, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist. In diesem Winter habe ich im Laufe der Saison gemerkt, dass das Skifahren nicht mehr das Allerwichtigste in meinem Leben ist. Ich bin im Training auf einer Eispiste gefahren, daneben waren die Touristen im Tiefschnee unterwegs, und ich habe mir gedacht: ,Das würde mir jetzt eigentlich mehr Spaß machen.‘ Körperlich war ich super beisammen, aber ausschlaggebend war am Ende der Kopf. Das Slalomfahren erfordert heute so viel Materialentwicklung und Testerei – das wird irgendwann zermürbend."

... die persönliche Hitparade seiner Erfolge "Jeder einzelne Erfolg war etwas Besonderes. Nehmen wir den WM-Titel 2001 in St. Anton: Der ist mir relativ leicht von der Hand gegangen. Ich war sehr jung, ich war unbekümmert – erst über die Jahre ist mir bewusst geworden, dass nur wenige Sportler einen WM-Titel vor der Haustür erleben dürfen. Der zweite Titel in Åre hat für mich persönlich eine große Bedeutung, weil ich davor doch lange verletzt war und immer wieder Rückschläge hatte. Und wenn man dann wieder etwas gewinnt, dann lernt man die Erfolge noch mehr zu schätzen. Und der Olympiasieg im hohen Alter war natürlich Wahnsinn."

... seine Rückschläge und Verletzungen "Das Jahr 2010 war das schwierigste. Da hatte ich Materialprobleme, und es ging überhaupt nichts mehr. Aber das ist das, was ich im Sport gelernt habe: dass man nie aufgibt und immer weitermacht. Das Kämpfen hat sich ausgezahlt."

... die Zukunft "Die Pferdezucht macht mir sehr viel Spaß, jetzt habe ich Zeit für längere Ausritte. Und die Arbeit in unserer Après-Ski-Bar ist auch intensiv. Mir wird nicht so schnell langweilig."

... eine neuerliche WM-Kandidatur von St. Anton "Es wäre super, wenn St. Anton noch einmal die WM bekommen würde. Es kann nur ein Riesenerfolg werden. Für mich war die WM 2001 vom Drumherum her die beste."

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