Die Streif ist bereit für den Höllenritt

Die spektakulärste Abfahrt der Welt wird am Samstag wieder über die Originalstrecke führen.

Die meisten Zuschauer, die meisten Prämien und jetzt auch noch der meiste Schnee im Weltcup. Innerhalb einer Woche wurde aus dem grünen ein weißes Kitzbühel. Daher sieht nun niemand mehr schwarz für die 76. Hahnenkamm-Show.

Mehr noch: Anders als 2014 (als der Hausberg umfahren werden musste) und 2015 (als die Abfahrt zu einem Mini-Rennen ohne Mausefalle und Steilhang verkam) wird der Klassiker am Samstag endlich wieder über die Originalstrecke führen (siehe Grafik).

Schon heute werden die Abfahrer mit mulmigem Gefühl, das selbst Hannes Reichelt "bei jedem ersten Training" verspürt, im Starthaus stehen. Schon bei diesem Trainingslauf können vom Start in 1665 Meter Seehöhe bis zum 860 Meter tiefer gelegenen Ziel alle Schlüsselstellen befahren werden.

Die Streif ist bereit für den Höllenritt

Nur am Mittwoch rechnen die Kitzbüheler auf Grund der Wetterprognosen mit einer kurzen (= eintägigen) Pause, ehe am Donnerstag noch ein zweites Mal auf der Streif trainiert und Freitag mit der Beuteverteilung begonnen werden soll. Der Sieger des Super-G wird mit 52.725 Euro Preisgeld vom Veranstalter belohnt. Und sollte er fünf Stunden später auch noch die (aus dem Super-G und einem Slalom-Lauf bestehende) Super-Kombi gewinnen, kämen nochmals 45.325 Euro hinzu. Neu ist, dass die Vielseitigkeit der Kombinierer bis zu Platz 30 (612 Euro) honoriert wird.

Die Siegesprämie in der Abfahrt und im Slalom (Sonntag) beträgt je 70.300 Euro. Damit sind die Kitzbüheler die mit Abstand großzügigsten Veranstalter im Herren-Weltcup.

Die Hahnenkamm-Rennen

Dienstag:
11.45: Abfahrtstraining.

Donnerstag:
11.45: 2. Training.

Freitag:
11.45: Super-G.
16.45: Kombi-Slalom.
18.00: Siegerehrung, Startnummernvergabe.

Samstag:
11.45: Abfahrt.
14.00: Kitz Charity Trophy.
18.00: Startnummernvergabe Slalom.
18.30: Siegerehrung.

Sonntag:
10.30/13.30: Slalom.

Zu den Weltcup-Wertungen

Wie im Gesamtweltcup, in dem Spitzenreiter Aksel Lund Svindal 15 Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Hirscher hat, liegen die beiden auch beim Taktieren (=Tiefstapeln), nahezu gleichauf.

"Ein Österreicher ist stark genug für drei Norweger" sagt Abfahrtsdominator Svindal, wenn er darauf angesprochen wird, dass Hirscher Außenseiter sei, zumal er sowohl von ihm, Svindal, als auch von Kjetil Jansrud und Slalom-Wunderkind Henrik Kristoffersen in die Zange genommen wird.

Hirscher wiederum sagte nach seinem Slalom-Out am Sonntag auf dem Lauberhorn, dass er sowohl die kleine Glaskugel für den Slalomweltcup als auch die große für den Gesamtweltcup abschreiben könne: "Jetzt sind andere die Favoriten."

Allein ein Blick auf das noch ausstehenden Renn-Programm entlarvt Titelverteidiger Hirscher hinsichtlich Gesamtweltcup als Zweckpessimist. Denn: Elf Speedbewerbe (sechs Abfahrten, fünf Super-G) und zwölf Torläufe (sechs Riesentorläufe, sechs Slaloms) plus zwei Kombi-Wertungen und ein Parallelrennen (Premiere in Stockholm) stehen noch aus.

Unterschiedliche Typen

In der Abfahrt ist Fliegengewichtler Hirscher ähnlich chancenlos wie Hüne Svindal mit Kurzskiern in einem Spezialslalom. Anders ist die Situation in der Kombination. Und im Super-G kann Hirscher sehr wohl Punkte sammeln, wenn ihm eine kurvenreichere Kurssetzung entgegenkommt wie in Beaver Creek. Dort hat Hirscher im Dezember sogar gewonnen, seither jedoch keinen einzigen Super-G-Trainingskilometer in seinen Beinen.

Kurioserweise ist Torlauf-Matador Hirscher der einzige Österreicher, der in dieser Saison ein Speedrennen gewann. Auf eine Wiederholung des Kunststücks am Freitag auf der Streif zu hoffen, wäre unrealistisch. Aber im Zusammenhang mit der Kombination (die aus diesem Super-G und einem Slalom-Durchgang besteht) lässt sich für Hirscher durchaus mit einem ähnlich kräftigen Punktezuwachs wie im Vorjahr spekulieren, als Hirscher, obwohl nur 44. im Super-G, noch Kombi-Zweiter hinter Alexis Pinturault wurde.

Heute Vormittag trainiert der Annaberger Hirscher erstmals nach einem Jahr wieder in Annaberg. Danach wird er von Audi per Hubschrauber nach Kitzbühel zum Gasgeben geflogen. Am Mittwoch wird diese Übung Ski–Heli–Auto wiederholt.

Bleifuß-Crack Hirscher driftet auf einem Kitzbüheler Auto-Schnee Kurs um die Wette und misst sich mit jenen Konkurrenten, die auch auf Skiern seine schärfsten Gegner sind: Aksel Lund Svindal, Kjetil Jansrud und Henrik Kristoffersen.

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