Agers Rückkehr auf die Erfolgspiste

Ager: "Ich habe gar nichts erwartet."
2013 fuhr Christina Ager in Levi in ihrem ersten Weltcupslalom gleich auf den vierten Rang. Nach einem turbulenten Jahr versucht die junge Tirolerin in Finnland wieder ihr Slalom-Glück.

Es war Christina Ager von Anfang an klar, dass es so nicht weiter gehen konnte. Nicht in dieser Tonart, nicht in dieser Geschwindigkeit. Bei aller Euphorie, bei all dem österreichischen Jubel über die „Sensation von der Alm“, wie die junge Tiroler Slalomläuferin in den Medien gleich genannt wurde, wusste Ager sofort. „Das entspricht nicht der Realität. Dieses Ergebnis hier war ein Ausreißer und hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun.“

Besagter Ausreißer war ein vierter Platz vor genau einem Jahr im Slalom von Levi. Was diesen vierten Rang so außergewöhnlich machte: Christina Ager, damals gerade erst 18 geworden, gab an diesem 16.November 2013 ihr Weltcupdebüt, mit der hohen Startnummer 53 und niedrigen Erwartungen war sie auf Anhieb mitten in die Weltklasse gecarvt und hatte dabei gleich auch noch all ihre namhaften Teamkolleginnen hinter sich gelassen. „Eine Debütantin aus Tirol rettet die ÖSV-Bilanz“, schrieb der KURIER damals. „Das Rennen war eigentlich nur die Zugabe, das wichtigere Rennen für mich war die interne Qualifikation“, erinnert sich Ager. „Deshalb bin ich im Rennen dann total locker runter gefahren.“

So locker, lässig und unbeeindruckt, wie danach nie mehr in der gesamten Saison. Denn so sehr dieser vierte Rang von Levi zu Beginn ein Segen war, viel mehr noch war er für Christina Ager ein kleiner Fluch. Plötzlich stand die junge Dame im Fokus, plötzlich lag die Latte für die Senkrechtstarterin aus Söll unerreichbar hoch, und plötzlich stimmten der öffentliche Anspruch und die Wirklichkeit nicht mehr zusammen. Nach ihrem Auftakt nach Übermaß sollte Ager, die einige schon bei Olympia und als österreichische Antwort auf Mikaela Shiffrin gesehen hatten, bis zum Weltcupfinale in Lenzerheide (15.) nie mehr in die Punkteränge kommen.

Lehrgeld

„Bei mir ist selbst die Erwartungsgehaltung enorm gestiegen. Und nach dem vierten Platz waren dann die Rennen danach nichts mehr wert“, erzählt Ager, „das war während der Saison nicht ganz einfach für mich. Im nachhinein weiß ich jetzt auch, dass das ein echt super erstes Jahr war.“ Denn: wer kann schon von sich behaupten, im ersten Rennen um fünf Hundertstelsekunden das Siegespodest verpasst zu haben? Wer kann schon davon berichten, in seiner allerersten Saison beim Weltcupfinale starten zu dürfen? „Ich habe in gewisser Weise Lehrgeld bezahlt. Aber das waren wichtige Erfahrungen für mich.“

Und von einschneidenden und unkonventionellen Erlebnissen kann die 19-Jährige, die auf der Stöcklalm hoch oberhalb von Söll aufgewachsen ist („ich bin mit den Skiern zur Schule gefahren“), so einiges erzählen. Christina Ager hat es in jungen Jahren schon zu einer beachtlichen Bekanntheit gebracht, auch über die Landesgrenzen hinaus. Sie war es, die seinerzeit bei der Eröffnung der ersten olympischen Jugendspiele in Innsbruck beim Sprechen des Eides vor Millionenpublikum erst einen verbalen Einfädler fabriziert-, und ihr Malheur schließlich mit einem lauten „Scheiße“ quittiert hatte. „Das war am Anfang nicht so super“, erinnert sich Ager, die spätere Jugendolympiasiegerin, „heute sehe ich das schon wieder mit Humor.“

Lernzeit

Der Hänger hängt also genauso wenig nach, wie die aufregende vergangene Auftaktsaison im Weltcupzirkus. Der 19-Jährigen fehlt auch die Zeit, um lange mit der Vergangenheit zu hadern. Sie hat so schon genug um die Ohren. Ager ist gerade dabei im Skigymnasium Saalfelden die Maturaprüfungen abzulegen, auch nach Levi hat sie wieder einige Schulbücher mitgenommen. „Das Lernen erfordert Disziplin und ist manchmal auch anstrengend, aber eigentlich ist es auch eine gute Abwechslung zum Training.“

Die Tirolerin sehnt sich auch in Zukunft nach Abwechslung. Der Slalom mag zwar augenblicklich die Paradedisziplin der 19-Jährigen sein, mittel- bis langfristig sieht sich Christina Ager aber auf allen Pisten daheim. „Nur Slalomfahren wird auf Dauer fad“, sagt sie und als hätten sie ihre Trainer gehört, bekam Ager für diese Saison schon einen fixen Startplatz in der Superkombination zugesichert.

Vorerst liegt ihr Hauptaugenmerk aber auf dem Slalom. Christina Ager hat sich für diese Saison höhere Ziele gesetzt - höhere, als vor der vergangenen Saison, aber deutlich niedrigere als vierte Plätze. „Ich will realistisch bleiben, für mich geht’s darum, dass ich im Weltcup einmal Fuß fasse.“.

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