Hirscher Zweiter im Garmisch-RTL

Marcel Hirscher wurde trotz eines Infektes hinter Alexis Pinturault Zweiter.

Fährt er, fährt er nicht? Marcel Hirscher stand schon vor dem gestrigen Riesentorlauf in Garmisch-Partenkirchen im Mittelpunkt. Und das, obwohl er vor dem Start nirgends auftauchte. Ein Infekt machte dem Doppelweltmeister von Schladming das Leben schwer, deshalb wurden alle Termine am Vorabend abgesagt.

Österreichs bester Skifahrer startete. Und tat dies sogar erfolgreich. Hirscher wurde nur vom Franzosen Alexis Pinturault geschlagen, der seinen vierten Weltcup-Sieg feiern durfte. Der Franzose hatte am Ende 60 Hundertstel Vorsprung.

Für Hirscher hat sich der Start in jedem Fall ausgezahlt. Im Gesamt-Weltcup baute der bald 24-Jährige seine Gesamtführung wieder aus. Hirscher holte als Zweiter 80 Punkte, sein schärfster Konkurrent, der Norweger Aksel Lund Svindal schrieb als Sechster 40 Punkte an. Nach 28 von 36 Rennen hat der Salzburger209 Punkte Vorsprung. „Jetzt schaut es ganz gut aus. Ich habe heute, glaube ich, ganz wichtige Punkte geholt. Ich muss konstant bleiben, dann ist alles möglich“, meint Hirscher.

Am Wochenende hat allerdings Svindal wieder gute Karten. Samstag und Sonntag stehen in dessen norwegischer Heimat Kvitfjell zwei Speedbewerbe (Super-G am Samstag, Abfahrt am Sonntag) auf dem Programm. Im Riesentorlauf-Weltcup hat Ted Ligety zwei Rennen vor dem Ende 105 Punkte mehr auf dem Konto als Hirscher. Gestern wurde der Dreifach-Weltmeister von Schladming Dritter.

Ausfälle

Eigentlich hatten die deutschen Skifans mit einem Heimsieg gerechnet. Nach dem ersten Durchgang führte Slalom-Spezialist Felix Neureuther, hinter Pinturault lag Fritz Dopfer auf Platz drei. Alles gut, Ende schlecht. Neureuther flog nach einer unfreiwilligen Rutschpartie auf Platz zwölf zurück, Dopfer fädelte ein. Der letzte Weltcup-Sieg eines Deutschen im Riesentorlauf liegt übrigens 40 Jahre zurück, 1973 siegte Max Rieger in Mont Sainte-Anne.

Für die Österreicher, die nicht Hirscher heißen, lief es gestern am WM-Schauplatz von 2011 ebenfalls nicht berauschend. Zweitbester ÖSV-Läufer war Philipp Schörghofer als Achter, Marcel Mathis folgte auf Rang neun. Punkte gab es auch für Christoph Nösig (20.).

Hannes Reichelt und Benjamin Raich flogen im zweiten Durchgang, Matthias Mayer schon im ersten Durchgang raus.

Gesamt 1. Lauf 2. Lauf
1. Alexis Pinturault FRA 2:32,42 1:14,23 1:18,19
2. Marcel Hirscher AUT 2:33,02 0,60 1:14,74 1:18,28
3. Ted Ligety USA 2:33,05 0,63 1:14,65 1:18,40
4. Marcus Sandell FIN 2:33,15 0,73 1:14,78 1:18,37
5. Manfred Mölgg ITA 2:33,26 0,84 1:14,38 1:18,88
6. Aksel Lund Svindal NOR 2:33,39 0,97 1:14,77 1:18,62
7. Steve Missillier FRA 2:33,76 1,34 1:15,48 1:18,28
8. Philipp Schörghofer AUT 2:34,20 1,78 1:15,12 1:19,08
9. Marcel Mathis AUT 2:34,47 2,05 1:15,49 1:18,98
10. Massimiliano Blardone ITA 2:34,80 2,38 1:15,76 1:19,04
11. Andre Myhrer SWE 2:34,87 2,45 1:16,05 1:18,82
12. Felix Neureuther GER 2:34,89 2,47 1:13,99 1:20,90
. Tim Jitloff USA 2:34,89 2,47 1:16,06 1:18,83
14. Cyprien Richard FRA 2:34,95 2,53 1:15,64 1:19,31
15. Benedikt Staubitzer GER 2:35,04 2,62 1:16,38 1:18,66
Weiter:
20. Christoph Nösig AUT 2:35,69 3,27 1:16,01 1:19,68
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Marcel Hirscher wurde am 2. März 1989 in Hallein geboren, als erstes Kind von Ferdinand und Sylvia Hirscher.

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Von Kindesbeinen an wird Marcel von seinem Vater Ferdinand (re.), einem staatlich geprüften Ski- und Snowboardlehrer, betreut. Im Trainer-Team seines Sohnes gilt er als eine Art "Supervisor", der auch bei Video-Analysen dabei ist. Der um sieben Jahre jüngere Bruder Leon (Mi.) wollte in die Fußstapfen seines Bruders treten, eine schwere Hüftkrankheit bremste ihn aus. 

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Stets an seiner Seite: Mit Laura Moisl war Marcel zehn Jahre liiert, bis sich das Paar im vergangenen Sommer endlich dazu entschloss, eine Ehe zu schließen.

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Im Oktober bekamen sie einen Sohn. Seitdem habe der Ski-Star andere Prioritäten, sagte er kurz nach der Geburt.

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Bereits in der Jugend ließ der 173 cm große Fahrer sein Talent aufblitzen. Als 14-Jähriger wurde er dreifacher österreichischer Schülermeister, als 15-Jähriger kam er nach Erreichen des Alterslimits bei FIS-Rennen zum Einsatz.

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Bei der Junioren-WM 2007 gewann er die Goldmedaille im Riesenslalom und die Silbermedaille im Slalom.

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Sein Weltcup-Debüt feierte der in Annaberg/Salzburg lebende Ausnahmeathlet am 17. März 2007.

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In Lenzerheide kam er damals - zum Start war er als Juniorenweltmeister berechtigt - als Drittletzter auf Rang 24 mit einem Rückstand von 3,17 Sekunden auf Sieger Aksel Lund Svindal.

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Seinen Durchbruch im Weltcup erlebte Marcel Hirscher im olympischen Winter 2009/2010. In Val d'Isère carvte er in seiner Paradedisziplin Riesenslalom zu seinem ersten Weltcup-Sieg.

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Am 12. Dezember 2010 feierte Hirscher, wieder in Val-d’Isère, seinen ersten Slalom-Sieg im Weltcup.

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Im Jänner 2012 gelang ihm beim Schladminger Nachtslalom der erste Sieg auf österreichischem Boden. 

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Und der Höhenflug hielt an. 

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Es folgten 8 Gesamtsiege (2011/12, 2012/13, 2013/14, 2014/15, 2015/16, 2016/17, 2017/18, 2018/19), die letzte große Kugel...

WELTCUP-FINALE IN SOLDEU: HIRSCHER (AUT)

... erhielt er beim Saison-Finale am 17. März in Soldeu (Andorra). 

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Hirscher ist zudem sechsmaliger Riesentorlauf-Weltcupsieger (2011/'12, 2014/'15, 2015/'16, 2016/'17, 2017/'18, 2018/'19) und hat ebenso...

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... viele Slalom-Weltcupsiege (2012/'13, 2013/'14, 2014/'15, 2016/'17, 2017/'18, 2018/'19) bislang verbuchen können.

Hirscher siegte mit Rekordvorsprung

Der Salzburger triumphierte im vergangenen Dezember in Alta Badia erstmals auch im Parallel-Riesentorlauf und egalisierte mit dem 62. Weltcupsieg die ÖSV-Bestmarke der österreichischen Jahrhundert-Sportlerin Annemarie Moser-Pröll. Inzwischen hält er bei 67.

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Nach dem Sieg in Saalbach ist er die alleinige Nummer eins. 

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Auch bei den Weltmeisterschaften hagelt es Medaillen für Hirscher. 2013 gewann er in Schladming bei seinem ersten Antreten, dem Mannschaftsbewerb, die Goldmedaille mit dem österreichischen Team. Im Riesenslalom gewann er seine erste WM-Einzelmedaille, eine silberne.

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Bei Olympia sammelte er drei Medaillen: Gold im Riesenslalom und Kombination (Pyeongchang) sowie Silber im Slalom von Sotschi. 

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Österreichs Sportler des Jahres wurde er fünf Mal - 2012, 2015, 2016, 2017 und 2018. 

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Im vergangenen Oktober wurde Hirscher zum vierten Mal von den Mitgliedern der Internationalen Ski-Journalisten-Vereinigung (AIJS) zum Alpinskisportler des Jahres gewählt. Damit schloss er zum bis dato allein führenden Schweizer Pirmin Zurbriggen auf.

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Im vergangenen Jahr wurde der Salzburger von der Zeitung L’Equipe zum "Champion der Champions 2018" bzw. zum Weltsportler des Jahres gekürt. Hirscher ist der erste Skifahrer überhaupt, der die prestigeträchtige Trophäe in Empfang nehmen durfte. Diese Ehre wurde vor ihm keinem Österreicher zuteil. 

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Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich erhielt Hirscher 2016. Den Orden überreichte ihm der damalige Bundeskanzler Werner Faymann. 

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