Rauch-Kallat: "Goldene wünsche ich mir noch"

ABD0147_20180220 - WIEN - ÖSTERREICH: ÖPC Präsidentin Maria Rauch-Kallat am Dienstag, 20. Februar 2018, im Rahmen der Verabschiedung des Paralympischen Teams in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat spricht über die Spiele in Südkorea und viel Persönliches.

Maria Rauch-Kallat war 1998 Gründungsmitglied des ÖPC (Österreichisches Paralympisches Committee) und ist seit 2009 dessen Präsidentin. Am vierten Wettkampftag in PyeongChang sprach die ehemalige ÖVP-Politikerin (69) über ...

... ihre blinde Tochter:
Meine Tochter ist 1970 geboren und 1974 erblindet. Alle Behinderten wurden damals in Sonderschulen gesteckt. Für Blinde hat es nur drei Berufe gegeben: Bürstenbinder, Stenotypistin oder Masseurin. Dann habe ich gesehen, was es alles schon in Deutschland gegeben hat und das langsam nach Österreich gebracht. Daher kenne ich die Basis-Arbeit. Wir haben intensiv daran gearbeitet, dass Vollintegration möglich wird. Jetzt ist meine Tochter seit 27 Jahren Lehrerin. Sie hat auch mit sehenden Kindern in der Volksschule gearbeitet, und alle haben lesen und schreiben gelernt.

... Medaillenhoffnungen bei den Paralympics:
Drei Medaillen bisher sind schön. Aber eine Goldene wünsche ich mir schon noch.

... russische Sportler bei den Paralympics:
Bei den Sommerspielen gab es ja beim IPC den Totalausschluss Russlands nach dem Doping-Skandal. Der Kontakt wurde aber aufrecht erhalten, und das ist auch gut so. Danach wurde ein Kriterienkatalog abgearbeitet. Ich finde es in Ordnung, dass russische Sportler, die nicht im McLaren-Report aufscheinen, hier dabei sein dürfen.

... die Organisation der Spiele:
Wir haben mit Sportlerinnen und Sportlern gesprochen, es gab bislang keine Beschwerden. Auch das Essen ist okay, das ist für die Athleten sehr wichtig. Die Unterkunft im Dorf passt auch.

... Sledge-Hockey:
Ein unglaublich spannender, brutaler Sport. Wir haben versucht, auch in Österreich ein Team aufzustellen, denn Eishockey ist bei uns wieder im Kommen. Eines der Probleme sind die fehlenden Eiszeiten.

... neue Sportarten:
Das Angebot soll größer werden. Golf steht bei den paralympischen Sommerspielen an der Schwelle. Monobob könnte ab 2026 im Winter dabei sein.

... Medaillenprämien:
Seit ich Präsidentin bin, haben wir alle vier Jahre die Prämien erhöht. Jetzt liegen wir bei 8000 Euro für Gold, 6000 für Silber und 4000 für Bronze.

... Heeressport:
Ich werde oft gefragt: "Warum sollen Behinderte beim Heer arbeiten?" Klare Antwort: Was hat man denn mit den Kriegsversehrten gemacht? Die hat man ja auch nicht rausgehaut. Für Sportler ist das eine wichtige Absicherung.

... eine österreichische Olympia-Bewerbung:
Ich bin enttäuscht, dass es mit Tirol 2026 nichts wurde. Aber bei Schladming/Graz bin ich zuversichtlich. Das ist eine unglaubliche Chance für Österreich, viel internationales Geld für die Infrastruktur würde kommen. Die Steirer können Großereignisse managen, das hat man bei den Special Olympics im Vorjahr gesehen. Ich bin zwar gegen eine Volksbefragung, würde mich aber davor auch nicht fürchten.

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