Der Verletzungsteufel tobt im Olympiateam

Schmerzhafter Ausfall: Springerin Seifriedsberger fehlt in Sotschi.
Skispringerin Seifriedsberger erlitt einen Kreuzbandriss, Snowboarder Schairer bangt nach einem Sturz um Sotschi.

Es gibt keinen günstigen Zeitpunkt für eine Verletzung. Wenn sich ein Wintersportler einen Operationstermin aussuchen könnte, dann bestimmt am Saisonende. Aber jetzt, keine 50 Tage vor den Olympischen Spielen in Sotschi, zu einem Zeitpunkt, wo die Medaillenträume immer konkreter werden und das österreichische Olympia-Outfit schon präsentiert wurde, bereitet eine Verletzung doppelte Schmerzen.

Am bitteren Beispiel Jacqueline Seifriedsberger: Da sind die Skispringerinnen alle Feuer und Flamme, weil sie nach jahrelangem Kampf in Sotschi erstmals abheben dürfen; da steht den Adlerinnen und ihrer jungen Sportart der Sprung ins Rampenlicht bevor – und dann so etwas: Kreuzbandriss, Meniskusschaden, Operation, mindestens sechs Monate Pause.

Für Seifriedsberger platzte der olympische Traum im Training für den Weltcup in Hinterzarten, wo sich ihre Teamkollegin Daniela Iraschko (gestern Zweite) vor einem Jahr ebenfalls das Kreuzband gerissen hatte. Nach ihrem schweren Sturz wurde die 22-Jährige bereits gestern im Sanatorium Hochrum bei Innsbruck operiert. Der Ausfall der Oberösterreicherin wiegt schwer: Seifriedsberger hatte bei der WM in Val di Fiemme zuletzt zwei Medaillen geholt und galt als große Hoffnung für die Spiele in Sotschi. „Die tut mir echt leid. Da arbeitest du so konsequent und hart, und dann passiert so etwas“, sagt ÖSV-Sportdirektor Ernst Vettori.

Pannenserie

Aber nicht nur die nordische Familie hat einen prominenten Ausfall zu beklagen. Auch im Lager der österreichischen Snowboarder treibt der Verletzungsteufel in diesem Winter sein Unwesen. Jüngstes Opfer: Markus Schairer, der beste Snowboardcrosser des Landes und ein aussichtsreicher Medaillenkandidat für Sotschi.

Im Training für den Weltcup in Lake Louise zog sich der Vorarlberger bei einem Sturz eine schwere Schulterverletzung zu. Vier Bänder sind gerissen, ein Gelenk ist gebrochen, zu den Schmerzen kam noch die Wut über die schlechte medizinische Versorgung in Kanada. „Erst musste ich mit der schmerzenden Schulter 200 Meter bergauf gehen, dann stand kein Ski-Doo bereit, und zum Drüberstreuen gab es keinen Rettungswagen, der mich ins Spital hätte fahren können. Eine Frechheit“, schimpfte Schairer.

Ganz will der 26-Jährige seinen olympischen Traum freilich noch nicht aufgeben. „Ich werde mich daheim operieren lassen. Eines ist aber klar: Ich habe Sotschi noch nicht abgeschrieben“, sagte Markus Schairer.

Der ehemalige Weltmeister ist bereits der zweite heimische Snowboarder, der sich im Krankenstand befindet: Zuvor hatte es bereits Michael Hämmerle erwischt. Dem Vorarlberger kann nicht einmal ein medizinisches Wunder noch zu einem Olympiastart verhelfen – Hämmerle hat sich wie Jacqueline Seifriedsberger das Kreuzband gerissen.

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