Schröcksnadel: "Wollte immer vermeiden, dass der ÖSV politisch wird"
Nach wochenlangen Grabenkämpfen ist also doch eine Entscheidung gefallen: Mit Karl Schmidhofer ist in der Nacht von Montag auf Dienstag ein überraschender Kandidat für die Nachfolge von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel aus dem Hut gezaubert worden. Der 59-jährige ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Tourismus-Unternehmer ist der Kompromisskandidat der uneinigen Ski-Landesverbände.
Bei der Länderkonferenz am 19. Juni in Villach soll der "Seilbahner des Jahres 2014" zum neuen Präsidenten gekürt werden. Am Donnerstag-Nachmittag traten Schröcksnadel und Schmidhofer nun auch gemeinsam vor die Medien. Schröcksnadel war zufrieden über die gefundene Lösung: "Mich freut es, dass diese unsichere Zeit vorbei ist, weil auch die Mitarbeiter alle darunter leiden. Darum bin ich sehr froh, dass eine Konsens-Lösung da ist. Ende gut, alles gut."
"Gibt keine Verlierer"
Mit Schmidhofer habe er ein gutes Einvernehmen: "Wir kennen uns schon ewig lange, damit kann ich gut leben. Ich habe aber vorher gedacht, es geht gar nicht, weil er im Parlament ist. Ich wollte immer vermeiden, dass der ÖSV politisch wird." Nachdem Schmidhofer aber bereits ankündigte, sein ÖVP-Mandat zurückzulegen, sei es in Ordnung. Schröcksnadel freute sich auch, dass es "keine Verlierer gibt." Michael Walchhofer soll demnach weiter als Vize-Präsident tätig sein, Götschl im steirischen Ski-Verband auf Schmidhofer folgen.
Nachfolge im Skiverband: Schröcksnadel zufrieden
Warum sich am Ende weder Götschl noch Walchhofer durchsetzen konnten? "Renate hätte die Mehrheit gehabt", ist Schröcksnadel überzeugt, "Sie wollte, hat aber immer auch gesagt, sie will keine Spaltung im ÖSV. Ich glaube es wäre keine gute Lösung gewesen, wenn wir auf Dauer eine Konfrontation gehabt hätten."
Mit Olympiasieger Patrick Ortlieb hätte er selbst ursprünglich einen ganz anderen Kandidaten gehabt. Der Vorarlberger sei ihm aber wegen dessen politischen Vergangenheit "abhandengekommen". Sein persönlicher Fehler sei gewesen, sein Ende als Präsident zu früh verkündet zu haben, so Schröcksnadel. "Deshalb hat es dann diese Gruppenbildung gegeben." Gegen Walchhofer als Präsident sei er gewesen, "weil der den Verband nicht sehr gut kennt". Wenn man dann trotzdem alles verändern wolle, sei das "katastrophal".
"Stehe zur Verfügung"
Und wieder einmal betonte der 79-Jährige, dass er sich nicht einmischen wolle. Aber: "Wenn er etwas haben will, bekommt er das. Wenn nicht, werde ich mich sicher nicht aktiv melden, aber zur Verfügung stehen", so Schröcksnadel. Er selbst wird im Juni für ein weiteres Jahr im FIS-Council kandidieren und so mit dem Schneesport in Verbindung bleiben. Er werde sich in Zukunft aber vor allem seinem erfolgsversprechenden und 100 Mio. Euro schweren Krebs-Projekt widmen, betonte Schröcksnadel. Schmidhofer sind alle Tipps recht, "die helfen, den ÖSV voranzubringen". Einflüsterer brauche er aber nicht, betonte er.
Schmidhofer betonte auch die gute Ausgangslage im ÖSV: "Das ist ein funktionierender Verband, der steht solide da." Er gibt mit seiner Entscheidung auch ein gut dotiertes Mandat ab und will auch an den Verbandssitz nach Innsbruck übersiedeln. Er habe in seinem Geschäftsleben schon vieles erlebt, sagte der Seilbahner und Touristiker. Die Geschehnisse in der Salzburger Nacht hätten ihn aber doch mitgenommen. Nun gelte sein ganzes Streben ausschließlich der Zukunft. "Der ÖSV steht weltweit an der Spitze, hat 300 hervorragende Mitarbeiter und fast 400 Sportlerinnen. Da braucht es einen Präsidenten, der da ist und Themen umsetzen kann."
Offene Fragen
Oberstes sportliches Ziel sei, die Nummer eins zu bleiben. "Aber wir wollen auch den Kinder- , Jugend- und Schulsport in die Gänge bekommen." Er werde sich unmittelbar nach der Wahl mit den Mitarbeitern und Sportlerinnen treffen, betonte Schmidhofer. Schröcksnadel lud seinen designierten Nachfolger darauf spontan ein, dies doch schon vor der Wahl zu tun.
Die Frage, wer künftig die Geschäftsführung der Holding bzw. der ÖSV-Tochterfirmen bekleiden werde, wurde im Detail nicht beantwortet. Eine Holding gebe es seit 15 Jahren, erklärte Schröcksnadel. Schmidhofer sagte, dass er sich wie bisher in allen seinen Firmen einen Aufsichtsrat wünsche. Jetzt ins Detail zu gehen, sei aber nicht angesagt, er sei ja erst seit 48 Stunden Präsidentschaftskandidat. "Aber, ja, ich bin es als Geschäftsführer gewohnt, ein Gremium zu haben, das kontrollierend wirken kann." Ihm sei nun bewusst: "Die Tür zur Politik geht zu, die zum ÖSV geht auf."
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