Wellinger springt zu Gold auf der Normalschanze

Grenzenlose Freude bei Olympiasieger Wellinger.
Bei der Windlotterie auf der Normalschanze in Pyeongchang sprang Andreas Wellinger zu Olympia-Gold.

Starker Wind hat am Samstag zum Abschluss des ersten Wettkampftages der Olympischen Spiele in Pyeongchang den Normalschanzenbewerb der Skispringer beeinflusst. Gold sicherte sich bei Eiseskälte nach vielen kurzen Unterbrechungen der Deutsche Andreas Wellinger vor den Norwegern Johann Andre Forfang und Robert Johansson. Österreichs Medaillenhoffnung Stefan Kraft musste sich mit Rang 13 begnügen.

Der Weltmeister hatte nach dem ersten Durchgang als Sechster noch Kontakt mit den Medaillenrängen, rutschte in der Entscheidung aber weit zurück. Michael Hayböck (17.), Gregor Schlierenzauer (22.) und Manuel Fettner (23.) landeten ebenfalls nur im geschlagenen Feld. Die nächste Chance haben die rot-weiß-roten Athleten in einer Woche auf der Großschanze.

Auf dem kleinen Bakken wirbelte ständig wechselnder Wind das Klassement gehörig durcheinander. So fiel etwa der Überraschungs-Halbzeitführende Stefan Hula auf Rang fünf zurück. Auch sein polnischer Landsmann und Titelverteidiger Kamil Stoch purzelte als Vierter noch aus den Medaillenrängen.

Gelungenes Finale

Vizeweltmeister Wellinger sprang hingegen von Platz fünf noch zu Gold. Der 22-jährige Deutsche sicherte sich vier Jahre nach Mannschaftsgold seinen ersten Einzeltitel bei einem Großereignis. Mit einem Vorsprung von 8,4 Punkten vor Forfang jubelte der Bayer über das erste Skisprung-Einzelgold für Deutschland seit Jens Weißflog 1994. "Der zweite Sprung war der Hammer. Dass es so ausgeht, hätte ich mir nie erträumen können. Es waren extrem schwierige Bedingungen, man hat ein bisschen ein Glück gebraucht und die richtigen Sprünge dazu. Es ist einfach nur geil, dass ich da oben stehen darf", sagte Wellinger.

Olympiadebütant Kraft erwischte nicht seinen besten Tag und hatte auch nicht das nötige Windglück. "Unten ist mir immer irgendwie brutal das Gas ausgegangen. Ich habe immer bis 50, 60 m gemeint, ich hüpfe jetzt auch mal voll runter. Dann ist es irgendwie nie passiert. Ich habe minus 17 Windpunkte und weiß nicht, wo das war. Weil das hat sich nicht so angefühlt, bei minus 17 haut es dir normal die Ski um die Ohren", erklärte der Doppelweltmeister von 2017.

Das Ergebnis sei natürlich bitter, trotz der grenzwertigen Bedingungen hätten sich aber die Besten durchgesetzt. "Ich finde, ich habe einen ganz guten Job gemacht. Das bringt in dem Fall jetzt aber wenig. Es wollte irgendwie nicht sein. Es sind sicher die besten vorne", so Kraft.

"Ziemlich in die Hose gegangen"

Hayböck gelang es nicht, an seine teils sehr starken Trainingsleistungen anzuschließen. "Ich bin leider nicht ganz dorthin gekommen, wo ich im Training gewesen bin. Die guten Trainingssprünge werde ich mir noch einmal vor Augen führen und dann auf der Großen noch einmal angreifen. Ich freue mich schon darauf, ein bisschen länger zu fliegen", meinte der durch zwei Verletzungen im Saisonverlauf zurückgeworfene Oberösterreicher. "Mir ist eiskalt, und kaltwarm, was meine Leistungen betrifft. Mir fehlt noch eine gewisse Konstanz, das merke ich", ergänzte Hayböck.

Auch Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer fand im ersten Bewerb des Saisonhöhepunktes nicht zurück in die Erfolgsspur. "Man hat gewusst, dass es sehr windig sein wird. Man braucht das Glück und vor allem sehr gute Sprünge, sehr gut ist es bei mir derzeit nicht"; sagte der Tiroler. Die schwierigen Verhältnisse müsse man nehmen, wie sie kommen, meinte der Olympiadritte von 2010.

Auch Fettner hatte nichts zu lachen: "Der erste Durchgang ist ziemlich in die Hose gegangen. Ich bin dann mit einem ziemlichen Ärger gesprungen. Vielleicht brauche ich immer so einen Ärger vor den Sprüngen. Jetzt ist einmal drei Tage sprungfrei, das ist vielleicht auch ganz gut", sagte der Tiroler.

Stefan Kraft ( Österreich/13.): "Ich habe die Kante genau erwischt, das hat sehr gut gepasst. Aber unten ist irgendwie nichts weitergegangen. Das ist natürlich bitter. Ich finde, ich habe einen ganz guten Job gemacht. Das bringt in dem Fall jetzt aber wenig. Es wollte irgendwie nicht sein. Es sind sicher die besten vorne. Man hat sicher Glück gebraucht, aber über zwei Sprünge musst du das auch ausnutzen und runterbringen. Wellinger hat schon im Training einen Sprung auf 112 Meter runtergehaut, er war ein Favorit, und er hat gewonnen."

Michael Hayböck (Österreich/17.): "Mir ist leider wieder kein so guter Sprung gelungen. Ich bin leider nicht ganz dorthin gekommen, wo ich im Training gewesen bin. Die Trainingssprünge vom Mittwoch werde ich mir noch einmal vor Augen führen und dann auf der Großen noch einmal angreifen. Normalerweise kann man das von der kleinen eins zu eins auf die große Schanze umlegen. Ich freue mich schon darauf, ein bisschen länger zu fliegen."

Gregor Schlierenzauer (Österreich/22.): "Man muss es nehmen, wie es kommt. Man hat gewusst, dass es sehr windig sein wird. Man braucht das Glück und vor allem sehr gute Sprünge. Sehr gut ist es bei mir derzeit nicht."

Manuel Fettner (Österreich/23.): "Lieber wäre mir gewesen, ich wäre alles auf dem gleichen Niveau durchgehüpft. Der zweite war noch ein bisschen ein versöhnlicher Abschluss für die Kleinschanze. Der erste Durchgang ist ziemlich in die Hose gegangen. Ich bin dann mit einem ziemlichen Ärger gesprungen. Vielleicht brauche ich immer so einen Ärger vor den Sprüngen. Jetzt ist einmal drei Tage sprungfrei, das ist vielleicht auch ganz gut."

Andreas Wellinger (Olympiasieger): "Der zweite Sprung war der Hammer. Dass es so ausgeht, hätte ich mir nie erträumen können. Es waren extrem schwierige Bedingungen, man hat ein bisschen ein Glück gebraucht und die richtigen Sprünge dazu. Es ist einfach nur geil, dass ich da oben stehen darf."

Heinz Kuttin (ÖSV-Cheftrainer): "Jetzt sitzt natürlich die Enttäuschung ein bisschen in den Knochen, das ist ganz klar. Wir haben das Ziel gehabt, dass wir um eine Medaille mitkämpfen können, das haben wir auch getan. Hut ab vor Stefan, er hat im ersten Durchgang einen sehr guten Sprung gemacht, im zweiten war er ein bisschen zu gierig über dem Vorbau. Dann ist es egal, ob du 5., 8. oder 15. bist .Von dem gesehen sind wir schon enttäuscht, das werden wir aufarbeiten und den Blick nach vorne richten."
Zu den Bedingungen: "Es war irrsinnig schwierig, weil es windig und kalt war, weil lange Pausen drinnen waren. Wir haben einen Sieger, der hier auch in jedem Training einer der Besten war. Man kann Andi Wellinger nur herzlich gratulieren."

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