Die Zukunft des Sportfernsehens
Marcel Hirscher, Matthias Mayer und all die anderen Skiläufer betreiben den falschen Sport.
Es ist bekanntlich in letzter Zeit ziemlich viel auf dem ORF herumgeritten worden. Man denke da zum Beispiel nur an den Faschingsdienstag-Kalauer von Heinz-Christian Strache anlässlich seiner Aschermittwochsrede. "Dem ORF glaubt man nicht einmal die Uhrzeit."
Da trifft es sich gut, dass sich der Vizekanzler gerade in PyeongChang befindet, wo er konsequenterweise natürlich keiner ORF-Kamera aus dem Weg geht. Bei der Gelegenheit würde sich durchaus auch einmal ein Seitenblick ins südkoreanische Fernsehen empfehlen. Und zwar auf all das, was dort Programm ist, oder wie im Falle von Matthias Mayer: eben nicht.
Der Super-G-Olympiasieger hat sich bereits darüber beklagt, dass er seine Siegesfahrt nirgends zu sehen bekommen hat. Auch Marcel Hirscher scheiterte beim Versuch, Bilder von sich im südkoreanischen TV zu erhaschen. Dafür kann er rund um die Uhr Menschen beim Kehren zusehen. Curling ist in diesen Breitengraden augenscheinlich ein heißer Feger.
Man muss es einfach so sagen: Marcel Hirscher, Matthias Mayer und all die anderen Skiläufer, Skispringer, Biathleten und Rodler betreiben den falschen Sport. Hätten sie sich für Baduk entschieden, dann wären sie jetzt alle weltbekannt. Jedenfalls in Asien.
Baduk ist das Brett’l, das vielen Koreanern die Welt bedeutet. Für die koreanische Variante des bekannten Strategie-Brettspiels Go können sich die Menschen hier dermaßen begeistern, dass es sogar einen eigenen Fernsehkanal dafür gibt. Baduk-TV entführt die Zuseher in die Stein-Zeit, 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr kann man Koreaner dabei beobachten, wie sie weiße und schwarze Spielsteine herumschieben.
Ein anderer koreanischer TV-Sender hat sich ganz dem Golfsport verschrieben. Egal ob es 20 Grad minus hat, wie in der letzten Woche, oder gerade der Sturm durchs Land bläst, also wie immer, auf SBS Golf geht es immer Schlag auf Schlag. Ein Turnier fällt höchstens einmal aus, wenn es einen Kurzen gibt oder ein Spieler mit dem Ball versehentlich die Studio-Deko zerschießt. Der Sender überträgt live Wettkämpfe, bei denen sich mehrere schlagfertige Spieler am Simulator austoben. Mini-Golf der modernen Art, wenn man so will.
Vielleicht wird der Vizekanzler, wenn er beim Zappen das alles gesehen hat, ein anderes Bild vom heimischen Staatsfunk bekommen.
Vielleicht wird in Österreich aber auch schon bald Mensch-ärgere-dich-nicht-TV eingeführt.
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