Nullnummer für ÖSV-Boarder im Olympia-Riesenslalom

Geschlagen: Julia Dujmovits erklärte nach dem Aus ihr Karriereende.
Die ÖSV-Boarder bleiben in PyeongChang ohne Medaille - anders Ester Ledecka, die nach Ski- auch Snowboard-Gold holt.

Anna Gasser hat mit ihren Gold im neuen Big Air die Olympia-Bilanz von Österreichs Snowboardern gerettet. Auch gleich acht Teilnehmer, die im Weltcup inklusive Team-Events für 15 Podestplätze gesorgt hatten, brachten am Samstag im Parallel-Riesentorlauf keine Medaille ins Trockene. Gold ging in Bokwang an den Schweizer Favoriten Nevin Galmarini sowie die unglaubliche Ester Ledecka.

Eine Woche nach ihrem Sensationssieg im Super-G holte die Ski fahrende Snowboarderin aus Tschechien damit auch ihr "programmiertes" Gold auf einer Kante ab. Für die Überraschung des Tages sorgte Lee Sangho, der mit Silber hinter dem im Weltcup führenden Galmarini zum ersten Snowboard-Medaillengewinner Koreas überhaupt avanciert ist. 8.000 Fans bejubelten das im ausverkauften Snow Park lautstark.


Hier geht's zu unserem Olympia-Channel!

Lee war es auch, der im Viertelfinale mit Benjamin Karl Österreichs letzten Herren-Boarder aus dem Bewerb nahm. Karl hatte in Runde eins in einem sentimentalen Duell Landsmann Andreas Prommegger besiegt. Es war bezeichnender Weise der einzige Lauf, in dem ein Österreicher oder eine Österreicherin im Finale auf dem schnelleren roten Kurs unterwegs gewesen war.

Nullnummer für ÖSV-Boarder im Olympia-Riesenslalom
Benjamin Karl kam noch am Weitesten.

Österreichs Boarder waren angesichts ihrer starken Leistungen im Weltcup als Mitfavoriten in den Bewerb gegangen. Dann sorgte aber einerseits eine kurzfristige Verschiebung der Qualifikation von Donnerstag auf Samstag sowie ein genau in diesen zwei Tagen stattfindender Wetterumschwung mit nassem Neuschnee für geänderte Verhältnisse. Es spielte den ÖSV-Assen offenbar nicht in die Hände.

Denn vier Jahre nach Sotschi ging im Bokwang Snow Park nicht nur bei den Russland-Medaillengewinnern Julia Dujmovits und Karl der angepeilte Griff nach Gold ins Leere. Dujmovits erwischte es sogar schon in Runde eins gegen die Japanerin Tomoka Takeushi und damit ebenfalls gegen eine Asiatin.

Ina Meschik und Daniela Ulbing schafften es zwar bei den Damen ins Viertelfinale, dort scheiterte Meschik aber an der späteren Bronzemedaillengewinnerin Ramona Hofmeister und Ulbing an der überragenden Ledecka. "Gegen sie hätte ich den perfekten Lauf gebraucht", sagte die österreichische Slalom-Weltmeisterin. Die Kärntnerin hatte ihren ersten Final-Run gewonnen, obwohl sie dabei eine skurrile Fast-Kollision mit einem Eichhörnchen gehabt hatte.

"Wir lassen den Kopf nicht hängen"

"Jeder wollte heute eine Medaille, Olympia ist aber kein Wunschkonzert", sagte Parallel-Coach Ingemar Walder zum enttäuschenden Verlauf des einzigen Snowboard-Alpinrennens in Pyeongchang. "Man reist mit Zielen an. Manchmal ist das Glück auf deiner Seite wie zuletzt bei der WM 2017, manchmal eben nicht. Wir lassen aber den Kopf nicht hängen, auch wenn die Athleten momentan sicher enttäuscht sind."

Was Walder ansprach, erklärte ÖSV-Snowboard-Chef Christian Galler. "Aus meiner Sicht haben wir die erste Quali etwas vergeigt, sind es ein bissl zu vorsichtig angegangen", sagte Galler. "Das macht bei dem Format, wo du Wahlrecht im Finale hast, sehr viel aus. Auf dem blauen Kurs waren zwei Stellen, die nicht vorteilhaft waren für den Speed-Aufbau."

Einig waren sich die Coaches und meisten Fahrer, dass sich an diesem Tag andere Athleten besser auf die neuen Verhältnisse eingestellt hatten. Dass der eigene Coach Bernd Krug den Kurs an das wellige Gelände angepasst gesetzt hatte, kam Technikerinnen wie Dujmovits freilich gar nicht entgegen. Auch, weil die Piste durch den Neuschnee viel langsamer war als erwartet. Walder: "Die Qualifikation in den Top 8 wäre wichtig gewesen, denn der rote Kurs war schneller."

"Noch nie so gelangweilt"

Weder bei der langfristigen Vorbereitung noch beim Training müsse man sich aber Vorwürfe machen", betonte Walder. "Wir haben auch im Weltcup nicht immer gewonnen. Man muss als Profi das Tagesangebot eintüten können, das ist uns heute einfach nicht gelungen", ergänzte Galler. Vor einem Jahr habe man auf diesem Hang noch Erfolge gefeiert. "Heute war das Negativum gegen uns."

Natürlich hätte die Verschiebung das Warten nochmals verlängert und noch mehr Spannung entstehen lassen. "Wir waren lange da. Die, die dann die Coolness haben, schlagen meist immer zu", sagte Walder." Alexander Payer etwa brachte seinen Frust nach dem frühen Aus und der langen Warterei auf das Rennen in Korea so auf den Punkt: "Ich habe mich noch nie derart gelangweilt wie hier."

Galler wollte Spontan-Reaktionen wie diese nicht überbewerten. "Alle sind enttäuscht auch wir Coaches. Wir haben drei Medaillen erhofft, das ist jetzt natürlich enttäuschend. Aber nicht die Mannschaftsleistung, denn auf das Team bin ich sehr stolz", sagte der Steirer .

Abschiede stehen bevor

Gallers Olympia-Analyse fiel am Ende so aus: "Im Cross sind wir auf dem Weg ins Finale rausgeschossen worden. Anna Gasser hat sehr eindrucksvoll ihre Leistung abrufen können, wenn sie dazu Gelegenheit hatte", sprach Galler die Windlotterie im Slopestyle an. "Und im PGS sind wir deutlich unter Wert geschlagen worden. Das weiß jeder, der sich in diesem Sport auskennt."

Galler fürchtet nicht, dass sein Team mit den vielen Routiniers nun auseinanderfallen könnte. Dujmovits hört zwar fix auf und Sebastian Kislinger überlegt aus beruflichen Gründen ein Ende. Aber selbst die 44-jährige Claudia Riegler will noch eine WM bestreiten.

"Ich kann natürlich niemand aufhalten", sagte Galler. Walder meinte: "Ich gehe davon aus, dass das Team zu 90 Prozent bei der nächsten WM nochmals das gleiche sein wird."

Kommentare