Olympia: Der unwürdige Abschied des Shani Davis

Shani Davis hat Geschichte geschrieben. Seine letzten Winterspiele hat er sich anders vorgestellt.

Den Auftakt machte ein Münzwurf. Um den Fahnenträger der US-amerikanischen Delegation bei der Eröffnung der Winterspiele in PyeongChang zu ermitteln, wurde eine Münze geworfen. Sie entschied für die Rennrodlerin Erin Hamlin und gegen den Eisschnellläufer Shani Davis. Der Zufall musste eine Entscheidung fällen, weil es die acht Spartenchefs des US-Olympiakomitees zuvor nicht geschafft hatten: Vier von ihnen hatten für Hamlin, vier für Davis gestimmt. Shani Davis nahm diese Entscheidung persönlich, er blieb der Eröffnung fern, auf Twitter bezeichnete er den Münzwurf als ehrenlos. Und Davis, der immer auch ein Einzelkämpfer war, steht bei seinen letzten Spielen alleine da.

In der USA Today wurde er vom Kolumnisten Martin Rogers als grantigster Mann bei Olympia beschrieben, davor hatte ihm das gleiche Mediennetzwerk als "olympische Schande" bezeichnet. Er hätte die Entscheidung einfach akzeptieren sollen, sein Verhalten entspräche nicht dem olympischen Geist, so der Tenor der medialen Schelte. Anfragen der US-amerikanischen Medien beantwortet Davis seither nicht mehr. Nur einer niederländischen Zeitungen erklärte er seine Frustration: "Es sind meine fünften Spiele. Ich dachte, es wäre speziell gewesen, wenn ich die Fahne getragen hätte", sagte er dem Nederlandse Omroep Stichting. "Aber unser olympisches Kommitee sah das eben anders."

Es wäre tatsächlich einer würdiger Schlusspunkt einer erfolgreichen Karriere gewesen. Zwölf Jahre ist es her, da hat Davis Geschichte geschrieben. Mit seiner Goldmedaille über 1000 Meter wurde er 2006 in Turin der erste Schwarze, der jemals in in einer Einzeldisziplin olympisches Gold gewann. Vier Jahre später verteidigte er seinen Titel, als erstem Mann dem das über diese Distanz gelang. Zwischen 2005 und 2009 stellte Davis neun Weltrekorde auf, zwei davon haben noch immer Bestand. Erin Hamlin, die schlussendlich die Fahne der USA tragen durfte, gewann 2014 in Sotschi Bronze. 2009 wurde sie, nach 99 deutschen Siegen en suite, Weltmeisterin.

Davis ist mittlerweile 35. Er kann sportlich mit der Konkurrenz - und seinen vergangenen Leistungen - nicht mehr mithalten. Beim Rennen über 1.500 Meter am Dienstag wurde er nur 19., seine Paradestrecke, die 1000 Meter, folgt am kommenden Freitag. Sollte keine große Überraschung eintreten, wird Davis auch dort leer ausgehen. Ein schöneres Ende war ihm nicht vergönnt.

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