ÖSV-Star Kriechmayr: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt Gröden

ÖSV-Star Kriechmayr: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt Gröden
Weltmeister Vincent Kriechmayr will sich nicht damit abfinden, dass ihm der Abfahrtsklassiker in Gröden nicht liegt. Umso wichtiger ist ein starker Auftritt im Super-G.

Wenn ihm die Saslong denn wenigstens gegen den Strich gehen würde. Wenn er jeden Winter mit einem Widerwillen ins Grödnertal kommen würde. Ja, wenn er gegen diesen Weltcup-Ort und die Abfahrtspiste wirklich einen Groll hegen würde, dann wäre für Vincent Kriechmayr alles viel leichter zu verkraften.

Aber der Doppelweltmeister schätzt ja den Weltcup in Südtirol, und er schwärmt geradezu von der berühmten Saslong, „denn das ist ein richtiger Klassiker.“

Und gerade weil Vincent Kriechmayr auf Gröden abfährt, nervt es ihn auch so, dass diese Destination noch immer ein weißer Fleck auf seiner Erfolgslandkarte ist. Bei allen berühmten Abfahrten dieser Welt hat der 30-Jährige bereits Podestplätze eingefahren oder sogar gewonnen – nur in Gröden will’s für den Oberösterreicher einfach nicht klappen.

ÖSV-Star Kriechmayr: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegt Gröden

7., 27., 18., 22. und im Vorjahr 13. – das ist in Wahrheit eine erbärmliche Ausbeute für den Mann, der im Februar keine 30 Kilometer Luftlinie entfernt in Cortina WM-Gold in der Abfahrt geholt hatte. „Da herunter ist es nicht einfach für mich“, weiß Vincent Kriechmayr.

Die große Chance

Zugleich will sich der 30-Jährige aber auch nicht einfach darauf rausreden, dass er auf der Saslong mit ihren langgezogenen Kurven und den vielen Gleitpassagen schlicht sein skitechnisches Potenzial nicht ausspielen könne. „Mein Anspruch ist, dass ich in jedem Rennen ganz vorne mitfahre. Und dann muss es auch wurscht sein, ob mir die Strecke nun liegt oder nicht“, sagte Vincent Kriechmayr nach dem Abschlusstraining für die Abfahrt am Samstag, in dem er mit knapp drei Sekunden Rückstand mit der 33. Zeit gestoppt wurde.

Insofern trifft es sich gut, dass am Freitag auf der Saslong erst einmal ein Super-G ausgeflaggt wird (11.45 Uhr/ live ORF1), denn dadurch verliert die Angststrecke viel von ihrem Schrecken. 2019 hatte Kriechmayr in Gröden sogar den Super-G gewonnen, und entsprechend richtungsweisend kann das Rennen heute für die Abfahrt am Samstag sein. „Entweder man holt sich Selbstvertrauen“, sagt Kriechmayr, „oder es fährt dann in der Abfahrt die Wut im Bauch mit.“

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Der große Gejagte

Als der Oberösterreicher das sagt, steht keine fünf Skilängen weiter ein Rennläufer mit einem Dauergrinsen, als wäre er die Pistengaudi in Person. So sehr Vincent Kriechmayr mit der Abfahrtspiste in den Dolomiten fremdelt, so heimisch fühlt sich Aleksander Aamodt Kilde im Grödnertal, das der Norweger selbst sein „Wohnzimmer“ nennt.

„Uns Norwegern ist Gröden schon immer sehr gut gelegen. Diese Strecke kommt offensichtlich unserem Fahrstil entgegen“, sagt der Double-Gewinner aus dem vergangenen Winter, der im zweiten Training vor dem Kärntner Otmar Striedinger und dem US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle die Bestzeit markierte.

Das Training wurde überschattet von einem Sturz von Felix Monsén, der nach seinem zweiten Platz im ersten Testlauf am Mittwoch als Geheimfavorit gehandelt worden war. Der aufstrebende Schwede wurde ein Opfer der vielen Bodenwellen und verletzte sich dabei so schwer am Knie, dass er mit dem Helikopter von der Saslong geborgen werden musste. Er erlitt einen Patellarsehnenriss.

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