Es ist Ende April noch tiefster Winter für Nina Ortlieb. Gemeinsam mit ihren Teamkolleginnen absolvierte die 27-jährige Vorarlbergerin gerade den Alpinkurs, in den kommenden Wochen wird auf den Gletschern noch intensiv trainiert und getestet. „Wir hatten selten so gute Verhältnisse wie jetzt“, sagt Ortlieb, die auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken kann.
Bei der WM in Méribel holte die leidgeplagte Speedspezialistin, die im Laufe ihrer Karriere 19 Operationen über sich ergehen lassen musste, Silber in der Abfahrt. „Es war eine Entschädigung, zugleich eine Belohnung und eine Bestätigung, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat“, sagt die 27-Jährige.
Nina Ortlieb über ...
die letzte Saison
„Natürlich habe ich während der Saison alles wahrgenommen. Aber im Moment bin ich noch mitten im Training. Ich glaube, dass es eine gewisse Distanz braucht, bis mir bewusst wird, was in dem Winter alles passiert ist. Ich bin grundsätzlich sehr nüchtern und analysiere alles sehr genau.“
die großen Personalrochaden im Trainerteam der ÖSV-Frauenmannschaft
„Ich war ursprünglich nicht ganz happy damit, dass so viel geändert worden ist. Aber ich habe das Gefühl, dass wir jetzt einen tollen Plan und eine tolle Trainerstruktur gefunden haben. Mir war wichtig, dass mein engster Vertrauenstrainer Christoph Alster weiter mein Gruppentrainer ist.
Ich bin eine Person, die es sehr schätzt, wenn ich eine persönliche Basis zum Trainer aufbauen kann. Je länger man einen kennt, umso leichter wird die Zusammenarbeit. Das Ziel sollte sein, dass man langfristig mit einem Trainer arbeiten und Vertrauen aufbauen kann. Das ist für beide Seiten wichtig.“
„Mir hat im letzten Winter noch die Konstanz gefehlt. Die braucht es aber, wenn man um Weltcupkugeln mitfahren möchte. Das ist sicher ein sehr hoch gesetztes Ziel und nicht einfach zu erreichen. Aber ich möchte irgendwann die Abfahrtskugel gewinnen.“
Rücktrittsgedanken angesichts der vielen Verletzungen im Laufe der Karriere
„Dass ich jetzt wirklich gesagt hätte, ’es reicht, ich mag nicht mehr’, so weit war es Gott sei Dank noch nie. Natürlich habe ich immer wieder einmal gehadert und mir gedacht: ’Ist es das wert? Schaffe ich es noch einmal?’ Andererseits mache ich es aber einfach zu gerne. Und in mir drinnen habe ich immer gewusst: Ich habe noch nicht alles gezeigt, ich kann noch mehr, ich habe es drauf.
Im Endeffekt mache ich diesen Sport einfach sehr gerne. Und ich empfinde es außerdem als Privileg, diesen Sport ausüben zu dürfen. Durch die Verletzungen habe ich lernen müssen, mit meinem Körper richtig umzugehen. Ich höre seither auch mehr in meinen Körper hinein, bin aufmerksamer und nehme Kleinigkeiten viel mehr wahr.“
das Verhältnis zu Papa und Olympiasieger Patrick Ortlieb
„Er ist jetzt kein Schneetrainer, aber er versucht mich immer zu beraten und mir Tipps zu geben und vor allem Ruhe reinzubringen. Ich bin eher jemand, der oft mehr machen möchte. Er, der Papa ist dann derjenige, der sagt: ‚Es wäre mal besser, einen Tag Pause zu machen.‘
Es ist schön, wenn jemand die Geschichte nachempfinden kann, wenn jemand weiß, wie es sich für einen anfühlt. In manchen Punkten ist es sicher ein Vorteil, wenn man einen Vater hat, der selbst als Skifahrer erfolgreich war. Man hat ein wenig mehr Aufmerksamkeit. Wenn es um Sponsoren geht, dann kann der Name schon helfen, weil man schneller bekannt wird.“
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