Eine Weihnachtsbilanz im ÖSV: Mehr Siege, mehr Baustellen
Schwarz, Brennsteiner und Striedinger
Zu Weihnachten 2024 hatte im österreichischen Herrenteam großer Katzenjammer geherrscht. Etliche Leistungsträger waren verletzt oder rekonvaleszent, die Erfolge ließen auf sich warten. Erst beim Weltcupfinale im März sollte den Österreichern der erste – und einzige – Saisonsieg gelingen.
Heuer fällt die ÖSV-Bilanz positiver aus. Nach den ersten 15 Rennen halten die Österreicher immerhin schon bei drei Siegen, die obendrein auch noch von drei unterschiedlichen Läufern eingefahren wurden.
Ein Zwischenfazit aus österreichischer Sicht vor der kurzen Weihnachtspause – bereits am 27. Dezember wird der Weltcup mit einem Super-G in Livigno fortgesetzt.
Stefan Brennsteiner
Der Unglücksrabe vom Dienst wird endlich für seine Leidensfähigkeit und Beharrlichkeit belohnt. Mit 34 hat es Brennsteiner nicht nur in die Riege der Weltcupsieger geschafft (Copper Mountain), er stiehlt im Riesentorlauf sogar Superstar Marco Odermatt die Show. Das rote Trikot für die Weltcupführung in der Disziplinenwertung ist der verdiente Lohn für Brennsteiners Konstanz auf höchstem Niveau – der Salzburger war in allen fünf Saisonrennen in den Top 5.
Riesentorlauf
Fünf Jahre ist es erst her, dass das ÖSV-Riesentorlaufteam beim Saisonstart in Sölden gerade einmal einen Läufer in den zweiten Durchgang brachte. Die einstige Problem- ist inzwischen zur Vorzeigedisziplin geworden. Das österreichische Team stellt durch Brennsteiner und Marco Schwarz (Alta Badia) nicht nur zwei Saisonsieger, keine andere Mannschaft hat in diesem Winter im Riesentorlauf mehr Weltcuppunkte gesammelt als die Österreicher.
Christian Mitter
Im Frühjahr übernahm der Steirer das Amt des Alpindirektors und er hat in dieser kurzen Zeit schon einige Spuren hinterlassen. Es fällt auf, wie sehr die ÖSV-Rennläufer den Austausch mit dem langjährigen Erfolgstrainer des norwegischen Herren-Teams suchen. Diese Aufbruchstimmung rund um das österreichische Skiteam registrieren auch die anderen. „Mit ihm ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, das spüren alle“, sagt etwa der langjährige ÖSV-Direktor Toni Giger.
Vincent Kriechmayr
Der 34-jährige Oberösterreicher hat endlich wieder die „Freude am Skifahren“ gefunden, wie er regelmäßig betont – und das sieht man Vincent Kriechmayr auch an. Im Super-G gehört der Doppelweltmeister von 2021 immer noch zu den Superstars, was die Ränge 1 und 2 bei den Überseerennen zeigen.
Abfahrtsteam
Es wird, Stand jetzt, auch heuer ein strenger Winter in der Königsdisziplin. Österreich besitzt augenblicklich kein schlagkräftiges Abfahrtsteam, das liegt einerseits an den Verletzungen der größten Hoffnungsträger (Stefan Eichberger, Felix Hacker), andererseits fehlt dem ÖSV das Personal mit Potenzial. Das macht auch ein Blick auf die Startliste deutlich: Die Österreicher sind inzwischen gerade noch mit drei Läufern in den Top 30 vertreten, Erzrivale Schweiz hat gleich acht Abfahrer in den Top 30. Neo-Speedcoach Andreas Evers muss hoffen, dass Vincent Kriechmayr gesund bleibt, am Routinier hängt fast die gesamte Verantwortung der Abfahrtsnation.
Johannes Strolz
24, 24, 23, am Montag der Ausfall im Slalom von Alta Badia – der Mann, der die gleiche Olympia-Bilanz vorweisen kann wie Marcel Hirscher (2 x Gold, 1 x Silber) kommt einfach nicht in Fahrt. Der Name Strolz steht sinnbildlich für den Abwärtstrend des österreichischen Slalomteams.
Otmar Striedinger
Früher hätte einer wie er schon längst seinen Weltcup-Startplatz räumen müssen. Am Beispiel des 34-jährigen Kärntners wird deutlich, wie es aktuell um das österreichische Abfahrtsteam bestellt ist. Striedinger war saisonübergreifen in den letzten neun Speedrennen nur einmal in den Top 30 und ist in diesem Winter noch punktelos. Trotzdem ist der ÖSV immer noch auf den Routinier angewiesen, weil offenbar zu wenige junge Abfahrer nachdrängen.
Die Hoffnungsträger
Wo sind die jungen Athleten, die nachdrängen und den vielen arrivierten Mitläufern den Platz streitig machen? Warum finden sich im ÖSV-Team immer noch so wenige Fahrer aus den 2000er-Jahrgängen? Mit Lukas Feurstein hat die Skination einen einzigen Läufer, der nach der Jahrtausendwende geboren ist und schon einmal in den Top 5 gelandet ist.
Kommentare