ÖSV-Läuferin steigt aus Weltcup aus: Aufhören ist Kopfsache

ÖSV FREESKI: MEDIA DAY: WALLNER (AUT)
Laura Wallner beendet mit 24 Jahren ihre ÖSV-Karriere. Ein Gespräch über Leistungssteigerung, Studium und Gehirnerschütterungen.

Laura Wallner studiert. Nicht nur an der Universität in Innsbruck, sie „studiert“ auch ihren Sport: „Manchmal frage ich mich: Ist eine Steigerung physikalisch überhaupt noch möglich?“, sagt sie im KURIER-Gespräch. „Bei den Alpinen fährt man gegen die Zeit – bei uns ... gegen die Physik?“

Wenige Tage zuvor hat die 24-Jährige ganz offiziell ihr ÖSV-Karriereende bekannt gegeben. Mehr als sieben Jahre hat Wallner im Freeski-Weltcupzirkus verbracht, nachdem sie mit 17 Jahren ihr Debüt gefeiert hatte. Selbst hat sie sich in den Jahren stetig weiterentwickelt. Doch nach ihrer Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking (Big Air 23., Slopestyle 25.), als sie „runterkam“, und „auch mal ohne Trainer Skifahren“ ging, stellte sie sich die Frage: „Was soll noch kommen?“

Das mit dem sich rapide steigernden Niveau ist ein heikles Thema im Freestyle-Sport, der sich aus einer Szene entwickelt hat, die sich nichts aus Zeitnehmung und strengen Punkterichtern machte, sondern aus Freiheit, Spaß und Style: Macht der Drang nach immer schwierigeren Sprüngen diesen Sport kaputt? „Das ist eine gute Frage. Für mich war klar, dass es nicht immer ,easy cheesy‘ läuft, wenn ich mich weiterentwickeln soll.“

Roman Kuss, der sportliche Leiter Freeski im ÖSV, habe eine neue Struktur mitgebracht, „die nötig war, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wir müssen fit sein, viel Kraft trainieren für die Verletzungsprävention“, sagt Wallner. „Gleichzeitig soll man aber auch Spaß haben und leben.“

Eine Frage der Gesundheit

Leben – ein gutes Stichwort. Denn vielleicht waren es auch die zahlreichen Gehirnerschütterungen und Stürze auf den Kopf, die der Stubaierin am Ende zu denken gegeben haben, zuletzt beim Heimweltcup am Stubaier Gletscher im November und davor im Oktober in Hintertux: „Ich hab Angst vor den Auswirkungen. Ich habe Kollegen, die nicht mehr arbeits- und konzentrationsfähig sind, weil sie zu viele Gehirnerschütterungen hatten.“ Das will die junge Tirolerin vermeiden.

„Bei der aktuellen Steigerung sehe ich mich jetzt einfach nicht mehr.“ Viele in ihrem Alter hören auf, man merke einen gewissen Umschwung. Junge kommen nach: „Da sind Athleten mit 16, 17 Jahren, die auch schon Doubles machen!“ Sie frage sich, wie lange es den Sport überhaupt noch geben kann. Denn das Level gehe bereits jetzt ans Limit.

„Ich hab so viel erlebt! Es wird Zeit für neue Erlebnisse“, sagt Wallner zufrieden, die neben ihrer Athletenkarriere Matura und Bachelor gemacht hat. Jetzt will sie den Master machen und weiter Freeski fahren – und sich dabei auf Filme und Street-Events konzentrieren.

Kommentare