Brunner: "Dann wirst du als Trainer durch den Dreck gezogen"

Frischer Wind: Sepp Brunner macht den ÖSV-Abfahrern Beine.
Der neue Chefcoach Sepp Brunner will mit den ÖSV-Abfahrern endlich wieder tonangebend sein.

Im zweiten Trainingskurs leistete sich der neue Chefcoach der österreichischen Abfahrer gleich seinen ersten Ausrutscher. Als Sepp Brunner im Garten des Stanglwirts in Going für die anwesenden Fotografen von einem Stein springen muss, gerät der Steirer prompt ins Straucheln. Der 57-Jährige nimmt sein Malheur mit Humor. Wer es zwei Jahrzehnte lang in der Schlangengrube namens Schweizer Skiverband ausgehalten hat, der ist durch nichts mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen.

KURIER: Abfahrts-Chefcoach in Österreich: Das klingt doch eigentlich nach einem Traumjob.

Sepp Brunner: Es ist auf jeden Fall eine extrem interessante Aufgabe. Weil hier, wie auch in der Schweiz, das Interesse an der Abfahrt traditionell einfach riesengroß ist. Dabei habe ich noch vor sechs, sieben Jahren gesagt, dass ich eigentlich nie ein Abfahrtstrainer werden möchte.

Warum das denn?

Mir war das zu langweilig. Früher waren die Abfahrten ja im Grunde nur: Grad runter fahren, Springen, bumm fertig. Das hat mich als Techniktrainer nie so gereizt.

Und heute?

Heute ist das ganz anders. Jetzt muss ein Läufer technisch auf einem Toplevel sein, damit er überhaupt mithalten kann. Das verlangt mittlerweile nach einem ganz anderen Training.

Die Erfolge der Abfahrer waren in den letzten Jahren für österreichische Verhältnisse überschaubar. Verspüren Sie Druck?

Wenn man mit dem Druck ein Problem hat, dann darf man diesen Job erst gar nicht machen. Das war in der Schweiz nicht anders: Wenn’s nicht läuft, dann wirst du als Trainer durch den Dreck gezogen. Ich bin aber fast davon überzeugt, dass wir nicht in diese Situation kommen werden.

Was macht Sie so sicher?

In der Schweiz haben sich immer alle vor dem österreichischen Abfahrtsteam gefürchtet. Wenn da alle gesund sind, eine Euphorie herrscht und alle einmal so richtig ins Fahren kommen, dann ist diese Mannschaft extrem gefährlich. Für mich ist die österreichische Mannschaft die interessanteste der Welt. Da ist das meiste Potenzial.

Warum gelten dann seit Jahren die Norweger als Maßstab?

Es stimmt, dass viel auf die Norweger geschaut wird. Das ist ein Fehler, man sollte eher schauen, dass man es selbst besser macht. Das Ziel muss sein, dass Österreich in der Abfahrt wieder tonangebend wird. Ich bin sicher, dass man mit dieser Mannschaft viel erreichen kann. Ein Max Franz oder ein Matthias Mayer kommen ja jetzt erst ins beste Abfahrer-Alter.

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