Noriaki Kasai: Bis hierher und immer weiter

Noriaki Kasai springt bereits seit 1988 im Weltcup.
Noriaki Kasai springt seit 1988 im Weltcup. Heute erlebt der 43-jährige Japaner seinen 500. Bewerb.

Als Noriaki Kasai zu seinem Jungfernflug im Weltcup abhob, da stand die Berliner Mauer noch und der Präsident der Vereinigten Staaten hieß Ronald Reagan. Ayrton Senna raste zu seinem ersten WM-Titel in der Formel 1, den Liter Diesel gab’s hierzulande um umgerechnet 45 Cent und die Welt machte gerade Bekanntschaft mit dem ersten Computerwurm.

Noriaki Kasai: Bis hierher und immer weiter
epa000205949 (FILES) Photo dated 30 June 1988 of US President Ronald Reagan with his wife Nancy. The former president has died, a family friend said Saturday, 05 June 2004. EPA/- UK AND IRELAND OUT
Wer zu dieser Zeit das Skisprung-ABC erlernen wollte, der kam meist nicht bis zum Buchstaben V – denn der V-Stil, der den Sport revolutionieren sollte, war gerade einmal erfunden und hatte sich noch nicht wirklich durchgesetzt. Genau in diese Zeit, in den Dezember 1988, fällt das Weltcup-Debüt von Noriaki Kasai, der heute, 27 Jahre später, in Titisee-Neustadt zum 500. Mal bei einem Weltcupbewerb abhebt.

Der Blick in die ferne Vergangenheit macht erst richtig deutlich, mit was für einem Phänomen es die Sportwelt da in der Gegenwart zu tun hat. Und nicht etwa in einer adrenalinbefreiten Disziplin wie Golf, Snooker oder Darts, nein, Noriaki Kasai hat sich einem Hochrisikosport verschrieben.

Purer Genuss

Für den 43-jährigen Japaner scheint es aber die normalste Sache der Welt zu sein, mit mehr als 100 km/h, mit dem Kopf zwischen den Skiern und ohne Rücksicht auf Verluste durch die Lüfte zu fliegen. "Ich genieße die Sprünge jetzt nur noch", gestand der Jubilar dieser Tage in einem FIS-Interview.

Dass Noriaki Kasai auf das Skispringen fliegt, das sieht man ihm auch bei jedem Wettkampf an. Das sympathische Lachen gehört genauso zu ihm wie der spektakuläre Flugstil und seine weiten Sprünge. Fünf Mal sprang Kasai in diesem Winter bereits auf das Siegespodest, im Gesamtweltcup liegt er nach seinem zwölften Rang vom Samstag (es gewann der Norweger Johann Andre Forfang) an achter Stelle.

Totale Leichtigkeit

Die Konkurrenz kommt aus dem Staunen nicht heraus. Zumal sich Kasai in seiner Karriere schon mehrmals neu erfinden musste. Das Reglement wurde immer wieder geändert, die Anzüge wurden neu geschneidert, die Skilängen neu definiert, die Schanzen umgebaut – aber der Japaner, der seinerzeit noch im klassischen Stil sprang, ist eine fixe Konstante. "Die ganzen Bewegungsabläufe sind automatisiert, ich denke nicht an den nächsten Sprung, ich mache ihn einfach", erklärt Kasai.

Noch verschwendet der Japaner keinen Gedanken an das Karriereende. Warum auch? Er zählt immer noch zur absoluten Weltspitze, er ist Publikumsliebling und hat in Japan einen Arbeitgeber aus der Immobilienbranche, der seine Leidenschaft unterstützt. Vor allem aber hat Noriaki Kasai noch Ziele: "Ich möchte schon noch bis 50 weitermachen", sagt er.

Gut möglich, dass Noriaki Kasai selbst dann noch springt, wenn seine Konkurrenten von heute die Karriere längst beendet haben.

Ältester Weltcupsieger Im November 2014 feierte Kasai den letzten seiner 17 Siege – damals mit 42 Jahren und 176 Tagen.

Ältester Medaillengewinner Bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi holte er Silber auf der Großschanze. Kein Medaillengewinner im Skispringen war älter.

Meiste WM-Teilnahmen Kasai nahm seit Lahti (1989) bereits an zwölf Weltmeisterschaften teil. Dabei hatte er die Titelkämpfe 1995 und 1997 sogar verpasst.

Meiste Olympiastarts 1992 gab der Japaner in Albertville seine Olympiapremiere. Sechs weitere Winterspiele sollten folgen.

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