ÖSV-Jungstar Kramer wieder mit WM-Blech: "Bin wütend auf mich"
Im Augenblick der großen Enttäuschung verdiente sich Marita Kramer abermals die Haltungsnote 20,0. Da gab’s kein Hadern, dass ihr diesmal der Wind übel mitgespielt hatte, da war kein Jammern zu vernehmen, weil sie erneut nur auf dem vierten Platz gelandet war. Stattdessen nahm sie die ganze Verantwortung für ihre Blechserie in den WM-Bewerben auf der Normal- und der Großschanze auf sich und suchte erst gar nicht nach Ausreden. „Ich habe wieder einiges liegen gelassen“, meinte die Salzburgerin in der ersten Reaktion im ORF, „möglicherweise hatte ich zu wenig Nerven.“
Gäbe es bei Weltmeisterschaften denn auch Verdienstmedaillen für besonders beeindruckendes Verhalten, Sara Marita Kramer wäre Gold gewiss. Denn für eine 19-Jährige, die als erklärte Topfavoritin dieser WM zwei Mal so hart auf dem Boden der Realität aufgeschlagen ist, ging die Pinzgauerin erstaunlich abgeklärt und selbstkritisch mit allem um, was in Oberstdorf rund um sie passierte. Es sei nur einmal an die fragwürdige Jury-Entscheidung beim Bewerb auf der Normalschanze erinnert, als vor der Halbzeitführenden Kramer unmotiviert der Anlauf verkürzt worden war. „Sie zeigt wahre Größe“, sagt Daniela Iraschko-Stolz, die sich bei dieser WM das Zimmer mit dem Teamküken teilte.
Windpech
Marita Kramer lag zur Halbzeit der WM-Premiere der Skispringerinnen auf der Großschanze an dritter Position und in Lauerstellung auf die Goldmedaille. Im Finaldurchgang hatte sie dann von allen Medaillenanwärterinnen die schlechtesten Bedingungen und musste sich mit dem vierten Rang hinter Maren Lundby (NOR) Sara Takanashi (JPN) und Nika Kriznar (SLO) begnügen. „Du siehst die grüne Linie und weißt, dass es nichts wird. Der vierte Platz ist hart“, sagte Kramer. „Aber es geht weiter.“
Wie am vergangenen Donnerstag ließ Kramer aber die äußeren, für sie nicht ganz günstigen Umstände nicht als Ausrede gelten, suchte die Ursachen bei sich. "Ich habe eher meine schlechten Sprünge gezeigt. Ich habe leider nicht gezeigt, was ich draufhabe. Ich bin eher wütend auf mich als auf die Bedingungen, denn das gehört zum Sport dazu."
Und wer könnte das besser wissen, als Marita Kramer, die gerade einmal acht Jahre alt war, als sie ihre Mutter verlor und sich auch in ihrer Karriere als Skispringerin immer wieder aufrichtete. Vor zwei Jahren wollte die gebürtige Niederländerin schon alles hinschmeißen und die Schanzen links liegen lassen. „Ich habe mich gefragt, ob sich die harte Arbeit auszahlt.“
Und wie es sich für Marita Kramer ausgezahlt hat. Blech hin, Blech her – die Pinzgauerin holte in Oberstdorf nicht nur Gold (Team) und Bronze (Mixed), sie gewann mit ihrem Auftreten vor allem viele Sympathien.
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