Das neue Ski-Wunderkind
Mikaela Shiffrin wirkt unbekümmert. Sie plaudert fröhlich über ihren dritten Weltcupsieg in Flachau ("It’s sooo amazing") und lacht ausgelassen, während sie erzählt, von wem sie sich ihre Coolness abgeschaut hat: "Von Tanja, die habe ich immer im Fernsehen gesehen", sagt die 17-jährige Skirennläuferin und deutet auf ihre Nachbarin am Siegespult, Tanja Poutiainen. Da muss auch die Finnin lachen.
Das Slalom-Wunderkind aus den USA scheint ruhig und gelassen. Keine Spur von Nervosität. Als hätte sie nicht soeben mehr als 43.000 Euro gewonnen. Als dürfte sie nicht als Weltcupführende bereits in ihrer zweiten Saison von der kleinen Kristallkugel träumen. Als würden nicht gerade Journalisten aus aller Welt gespannt ihren Worten lauschen. Trotz ihres jungen Alters meistert die 17-Jährige den Rummel um ihre Person souverän – vielleicht auch gerade deshalb.
Dabei hat Mikaela Shiffrin am Dienstagabend beim Nachtslalom in Flachau Skigeschichte geschrieben, oder besser gesagt eine bereits bekannte erweitert. Denn am Tag ihres dritten Weltcupsieges war die US-Dame mit dem flinken Slalomschwung exakt 17 Jahre und 308 Tage alt – genauso alt wie einst die große Annemarie Moser-Pröll bei ihrem dritten Erfolg.
Großes Talent
"Mikaela ist einfach so unbeschwert und steht so geil auf dem Ski. Das muss man neidlos anerkennen", sagt Kathrin Zettel über die junge Konkurrentin aus den USA. Auch Günter Obkircher, Technik-Trainer der österreichischen Damen, zeigt sich beeindruckt: "Sie ist ihrem Alter weit voraus, sie fährt schnell und hat dennoch bereits eine sehr stabile Technik." Und sogar Maria Höfl-Riesch, die deutsche Slalom-Olympiasiegerin von 2010, ist froh, dass sie sich nicht mehr allzu lange mit "Mika" herumschlagen wird müssen: "Die wird noch eine ganz Große."
Eine Erklärung, warum sie den Konkurrentinnen speziell in den untersten Abschnitten davonfährt, hat die 1,70 Meter große Athletin nicht. Braucht sie aber auch nicht. "Kennen Sie das, wenn Kinder so schnell laufen, wie sie können, und nicht zu stoppen sind? Bei mir ist es genau so." Sprach’s und lachte.
Große Ziele
Die viertjüngste Dreifach-Siegerin der Geschichte ist Mikaela Shiffrin schon. Mit 130.000 verdienten Euro ist die Slalomweltcup-Führende außerdem Zweite im Prämienranking hinter Tina Maze. Und auch der Vergleich mit US-Star Lindsey Vonn ist längst angestellt. "Ich will aber meine eigene Erfolgsstory schreiben." Welche Ziele bleiben nach so einem kometenhaften Aufstieg noch? "Irgendwann möchte ich überall die Jüngste sein."
Mikaela Shiffrin wurde am 13. März 1995 in Vail (Colorado) geboren. Im März 2011 gab sie mit 16 Jahren ihr Debüt im Weltcup und machte bereits bei ihrem vierten Einsatz in Aspen (Slalom) mit Platz acht erste Punkte. Der erste Podestplatz folgte einen Monat später in Lienz, wo sie hinter Marlies Schild und Tina Maze Dritte wurde. Nach drei Slalomsiegen in der Saison 2012/2013 in Åre, Zagreb und Flachau zählt die 17-Jährige zu den Favoritinnen für die WM.
Christa Zechmeister (D) 16 Jahre und 43 Tage beim Slalom 1974 in Les Diablerets (CH).
Patricia Emonet (F) 16 Jahre und 242 Tage beim Slalom 1973 in Heavenly Valley (USA).
Perrine Pelen (F) 16 Jahre und 246 Tage beim Slalom 1977 in Sun Valley (USA)
Annemarie Moser-Pröll (Ö/Bild) 17 Jahre und 308 Tage beim Slalom 1971 in St-Gervais (F).
Mikaela Shiffrin (USA) 17 Jahre und 308 Tage beim Slalom 2013 in Flachau (Ö).
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