Marco Odermatt gewinnt den Riesenslalom von Sölden

Der beste Riesenslalomfahrer der Gegenwart: Marco Odermatt war am Vormittag in Sölden eine Klasse für sich
Der Olympia- und Gesamtweltcupsieger war schon wieder eine Klasse für sich. Die Österreicher kamen nicht in Schwung.

Neue Saison, und doch alles beim Alten: Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt war auch im ersten Riesenslalom des WM-Winters eine Klasse für sich. Der 25-jährige Olympiasieger aus der Innerschweiz siegte am Sonntag  bei prächtigen Bedingungen vor 14.500 Zuschauern in Sölden 0,76 Sekunden vor dem Slowenen Zan Kranjec und 0,97 vor dem Norweger Henrik Kristoffersen, der damit für eine gelungene Premiere des Marcel-Hirscher-Skis Van Deer sorgte. Odermatt wiederholte seinen Erfolg aus dem vergangenen Jahr, und die Eidgenossen haben nun ebenso fünf Sölden-Siege wie die Österreicher. Mehr haben nur die USA, nämlich sechs.

„Es ist cool, wieder Rennen zu fahren", sagte Odermatt nach seinem zwölften Weltcupsieg, dem achten im Riesenslalom. „Ich wusste, dass die Piste stark markiert ist, ich wusste dass die anderen Fehler machen und dass ich auch Fehler machen werde. Es ist schön, zurück zu sein."

SKI-WELTCUP IN SÖLDEN: RTL DER MÄNNER: SCHWARZ (AUT)

Enttäuschter bester Österreicher: Marco Schwarz

Licht und Schatten beim ÖSV

Die Österreicher mussten den Vorjahreszweiten Roland Leitinger (noch nicht wieder renntauglich nach Kreuzbandriss) und Stefan Brennsteiner (Meniskus-Operation) vorgeben, so war es an Manuel Feller, nach einer „so guten Vorbereitung wie noch nie“ den Vorfahrer in Rot-Weiß-Rot zu geben. Der Tiroler, im letzten Winter Dritter im Riesenslalom-Weltcup, konnte seinen fünften Halbzeitrang aber nicht als Ausgangspunkt für den Sprung aufs Podest nutzen. Ein vermurkster zweiter Lauf bescherte Feller den Sturz auf Platz 16 (+1,81). „Das war einfach schlechtes Skifahren“, sagte der Fieberbrunner. „Im Steilhang war jeder Schwung zu früh, und so habe ich keinen einzigen runden Schwung zusammengebracht."

Auch Marco Schwarz verwarf am Ende seines Arbeitstages die Hände. Schon im ersten Lauf hatte der Kärntner schlecht in den Kurs gefunden, er  lag bei der ersten Zwischenzeit (20 Fahrsekunden) bereits 0,42 Sekunden hinter Marco Odermatt, am Ende gab es Halbzeitrang 14  (+1,51). Auch im zweiten Versuch lief es nicht nach Wunsch, so blieb Platz 13 (+1,68), was ihm das Etikett Bester Österreicher einbrachte. „Der Auftakt ist gemacht, ein paar Schwünge waren ganz gut, aber im zweiten Lauf hab’ ich es im unteren Steilhang ein bissl verkackt. Da bin ich zu gerade geworden und hab’ immer ein bissl nachdrücken müssen, was fürs Flachstück nicht optimal war.“

SKI-WELTCUP IN SÖLDEN: RTL DER MÄNNER / FEURSTEIN (AUT)

Erstmals gepunktet in Sölden: Patrick Feurstein

Hoppalas

Der Vorarlberger Patrick Feurstein bremste sich im ersten Versuch mit einem Hoppala eingangs des Steilhangs (15./+1,65) und befand: „Speziell im Flachen habe ich noch Aufholbedarf, daran muss ich noch arbeiten.“ Im Finale hatte der Mellauer wie manche andere Kollegen ein wenig Pech mit  Wolken, die sich hin und wieder vor die Sonne schoben und die Sicht auf die Unebenheiten in der Piste beeinträchtigten, das ergab am Ende Platz 22 (+2,16) und Feursteins die ersten Weltcuppunkte bei einem Rennen in Sölden. „Das ist schon einmal positiv. Hoffentlich wird es noch besser.“

Vincent Kriechmayr schaffte es mit 2,26 Sekunden Rückstand als 25. auch noch ins Finale, nach einem Ausrutscher auf dem Schuh schrieb der Super-G- und Abfahrtsweltmeister schließlich als 27. (4,12) beim fünften Start in Sölden zum zweiten Mal an – 2020 war der Oberösterreicher auf Platz 24 gelandet. „Ich wollte schon eine etwas bessere Leistung zeigen, schade, dass ich umgefallen bin“, sagte Speedspezialist Kriechmayr. „Aber prinzipiell wollte ich das Rennen als Training mitnehmen, ich sehe mich ja nicht im Riesentorlauf.“

Raphael Haaser rauft seit einer Woche mit Rückenproblemen, fand nicht ins Rennen und verpasste mit 3,03 Sekunden Verspätung die Qualifikation für den zweiten Lauf ebenso wie Thomas Dorner (+3,94).  Matthias Mayer und Dominik Raschner schieden im ersten Lauf aus.

Van Deer auf dem Podest

Die erste Bewährungsprobe für Marcel Hirschers Skimarke Van Deer endete zunächst mit dem sechsten Zwischenrang für Henrik Kristoffersen (+0,95). Dem Norweger, auf dessen Arbeitsgerät der Markenname abgeklebt war (auch auf der Startliste schien Van Deer nicht auf), gelang die Ausfahrt aus dem Steilhang ins lange, flache Schlussstück nicht nach Plan, was dem 28-Jährigen allein vier Zehntelsekunden Rückstand bescherte.

„Der Steilhang war wirklich super, ich war voll dabei bis zum Ende, dann war ich ein bissl zu direkt und zu spät, da habe ich dann zu viel Zeit verloren“, sagte Kristoffersen, der auch im Finale seine Mühe hatte. Erst lag er kurz im Schnee, dann kam erneut seine Problemstelle – und doch genügte es für den Sprung auf den dritten Schlussrang. „Mit diesen beiden Fehlern auf dem Podest zu stehen, da sieht man, was mit dem richtigen Material alles möglich ist", erklärte Kristoffersen, der zwischen den beiden Läufen Hinweise von Vater Hirscher vor Ort und von Sohn Hirscher per Telefon erhalten hatte.

Das abgeklebte Logo erklärte er übrigens auch noch: „Die Marke heißt Van Deer-Red Bull, und die FIS lässt nur einen Namen auf den Skiern zu. Aber ich bin kein Politiker.“

Tatsache ist jedenfalls: Diese Kombination aus Mensch und Material hat Potenzial.

 1. Marco Odermatt (SUI)               2:04,72         59,88 1:04,84
 2. Zan Kranjec (SLO)                  2:05,48 +0,76 1:00,57 1:04,91
 3. Henrik Kristoffersen (NOR)         2:05,69 +0,97 1:00,83 1:04,86
 4. Lucas Braathen (NOR)               2:05,82 +1,10 1:00,29 1:05,53
 5. Rasmus Windingstad (NOR)           2:05,83 +1,11 1:01,36 1:04,47
 6. Tommy Ford (USA)                   2:05,88 +1,16 1:02,26 1:03,62
 7. Loic Meillard (SUI)                2:05,91 +1,19 1:00,69 1:05,22
 8. Alexander Schmid (GER)             2:06,09 +1,37 1:01,21 1:04,88
 9. Stefan Hadalin (SLO)               2:06,10 +1,38 1:02,43 1:03,67
10. Thibaut Favrot (FRA)               2:06,12 +1,40 1:01,70 1:04,42
11. Victor Muffat-Jeandet (FRA)        2:06,34 +1,62 1:02,12 1:04,22
12. Filip Zubcic (CRO)                 2:06,39 +1,67 1:01,16 1:05,23
13. Marco Schwarz (AUT)                2:06,40 +1,68 1:01,39 1:05,01
14. Leif Kristian Nestvold-Haugen      2:06,51 +1,79 1:02,32 1:04,19
    (NOR)                                                           
15. Trevor Philp (CAN)                 2:06,52 +1,80 1:02,52 1:04,00
16. Manuel Feller (AUT)                2:06,53 +1,81 1:00,77 1:05,76
17. Erik Read (CAN)                    2:06,59 +1,87 1:01,37 1:05,22
18. Atle Lie McGrath (NOR)             2:06,70 +1,98 1:00,85 1:05,85
19. Alexander Steen Olsen (NOR)        2:06,75 +2,03 1:01,68 1:05,07
20. Alexis Pinturault (FRA)            2:06,81 +2,09 1:00,90 1:05,91
21. Gino Caviezel (SUI)                2:06,85 +2,13 1:01,58 1:05,27
22. Patrick Feurstein (AUT)            2:06,88 +2,16 1:01,53 1:05,35
23. Adam Zampa (SVK)                   2:07,01 +2,29 1:01,74 1:05,27
24. Mathieu Faivre (FRA)               2:07,08 +2,36 1:01,96 1:05,12
25. Livio Simonet (SUI)                2:07,28 +2,56 1:02,49 1:04,79
26. River Radamus (USA)                2:07,61 +2,89 1:01,25 1:06,36
27. Vincent Kriechmayr (AUT)           2:08,84 +4,12 1:02,14 1:06,70
28. Giovanni Borsotti (ITA)            2:10,47 +5,75 1:02,10 1:08,37

Weiter: 38. Raphael Haaser (AUT), 55. Thomas Dorner (AUT)

Ausgeschieden im 1. Durchgang: Dominik Raschner (AUT), Matthias Mayer (AUT), Luca de Aliprandini (ITA), Stefan Luitz (GER)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Joan Verdu (AND), Aleksander Aamodt Kilde (NOR)

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