Manuel Fettner: "Skispringen ist ein riesiges Rätsel"

Fettner: "Das größte Problem ist, dass man sich im Skispringen so leicht verzetteln kann."
Der Tiroler Routinier hat eine bewegte Karriere hinter sich. In dieser Saison steht der 31-Jährige hoch im Kurs.

Es ist keine Beleidigung, wenn man Manuel Fettner die österreichische Antwort auf Noriaki Kasai nennt. Dem Tiroler mögen zwar einige Jahre auf den Skisprung-Altstar aus Japan (44) fehlen, in Sachen Erfahrung macht dem 31-Jährigen im heimischen Adlerhorst aber niemand etwas vor. 2001 war Fettner als 15-Jähriger in Bischofshofen ins Rampenlicht gesprungen, eineinhalb Jahrzehnte und etliche Aufs und Abs später präsentiert sich der Routinier in diesem Winter bislang stark wie noch nie. Manuel Fettner über...

... die aktuelle Hochform "Es ist bei mir ja in den letzten drei Jahren schon kontinuierlich bergauf gegangen. Was heuer anders ist: Durch mein Studium beschäftige ich mich nicht mehr rund um die Uhr mit dem Skispringen. Es ist zwar gar nicht so einfach, vor allem, wenn es nicht läuft, macht man sich sofort seine Gedanken. Im Moment ist das Skispringen für mich aber ganz leicht."

... seine Motivation "Das wirklich Interessante am Skispringen ist ja, dass in diesem Sport so viel passiert, das man einfach nicht erklären kann. Und zwar egal, ob’s gerade super läuft oder ganz schlecht. Ich sehe das Ganze als riesiges Rätsel und große Herausforderung. In meiner Karriere hat es so viele Wechsel, so viele Entwicklungen gegeben, dass mir im Grunde nie langweilig geworden ist. Es wäre für mich nicht vorstellbar, ein 50-Kilometer-Langläufer zu sein und immer das Gleiche machen zu müssen. Diese ständigen neuen Aufgabenstellungen sind auch der Antrieb, weshalb ich immer noch springe. "

... die Anfänge seiner Karriere "Ich habe als Junger praktisch alles gewonnen und es war damals für mich selbstverständlich, dass es immer nach oben geht. Dann sind die Pubertät und Wachstumsschübe gekommen, und auf einmal waren Leute vor mir, denen ich vorher immer um die Ohren gesprungen bin. Das war für mich unverständlich, hat genervt und mich sicher einige Jahre gekostet."

... die Zeit im Schatten der Superadler "Es war nicht so, dass ich nicht auf der Bildfläche gewesen wäre. Nehmen wir die Saison 2010/’11, da war ich Zwölfter im Gesamtweltcup. Es hat trotzdem nicht zu einem Einsatz bei der WM in Oslo gereicht. Ich war wirklich nicht weit weg von der Spitze, aber fünf Österreicher waren leider besser. Das war teilweise frustrierend, wenn sechste oder achte Plätze untergehen und wurscht sind."

... die Herausforderung im Skispringen "Das größte Problem ist, dass man sich im Skispringen so leicht verzetteln kann. Es gibt tausend Ansätze, und wenn du nicht in Form bist, dann stellst du dir ständig die Frage, was du noch alles machen kannst. In Wahrheit drehst du dich dann nur im Kreis. Jeder Springer muss selbst rausfinden, was für ihn persönlich am Besten ist. Ich hab’ alles mitgemacht und ausprobiert, zu wenig Know-how habe ich sicher nicht."

... die Ziele "Die bisherige Saison macht Lust auf mehr. Ich finde es cool, dass ich konkurrenzfähig bin, halte aber ehrlich gesagt nicht viel von klassischen Ergebniszielen, sondern konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann. Ich merke nur, dass gerade viel zurückkommt."

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