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Magdalena Egger: Ein Jungstar, der keiner sein möchte
Die 19-Jährige gewann drei Goldmedaillen bei der Junioren-WM - so viele wie Marcel Hirscher. Druck will sie sich deshalb keinen machen.
Man tut Magdalena Egger vermutlich nichts Gutes, wenn man sie in einem Atemzug mit Marcel Hirscher nennt. Auch wenn sich dieser Vergleich natürlich aufdrängt. In einer Skination wie Österreich werden traditionell die Helden und Stars aus der Vergangenheit als Referenz genommen, und da befindet sich die junge Magdalena Egger nun einmal auf Augenhöhe mit dem jungen Marcel Hirscher.
Drei Goldmedaillen hatte der achtfache Gesamtweltcupsieger seinerzeit bei Junioren-Weltmeisterschaften gewonnen. Drei Goldmedaillen besitzt auch Magdalena Egger, nur hat die Vorarlbergerin im Gegensatz zu Marcel Hirscher ihre drei Titel sogar allesamt bei einer Junioren-WM eingefahren.

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Der goldene Erfolgslauf in Narvik (NOR) hatte Magdalena Egger im März jede Menge Schlagzeilen eingebracht. In der Vergangenheit waren österreichische Erfolge bei Junioren-Titelkämpfen in der Öffentlichkeit oft kaum wahrgenommen worden. Nachdem der ÖSV im vergangenen Winter seinen Nimbus als Skination Nummer eins verloren hat und erstmals seit Menschengedenken im Nationencup vom Erzrivalen Schweiz übertrumpft wurde, rücken plötzlich Triumphe und Athletinnen wie Magdalena Egger in den Fokus.
Große Aufmerksamkeit
Als Goldmädchen, Jungstar und neuer Skistern wurde die Oberlecherin in den Medien nach ihrem Siegeszug bereits bezeichnet. All die Aufmerksamkeit und Attribute schmeicheln Egger durchaus, zugleich will sie allerdings auch nicht in die Rolle als Heilsbringerin gepresst werden. „Ich finde es schön, dass man in der Öffentlichkeit eine Anerkennung bekommt“, sagt die Schülerin, „andererseits wird da halt auch ein falsches Bild gezeichnet, wenn man schreibt, dass da jetzt ein neuer Stern kommt.“
Diesen Druck möchte sich Magdalena Egger keinesfalls aufbürden. Und sie verweist auf die lange Liste von Jungstars, die als Sternschnuppe endeten. „Es gibt genug Junioren-Weltmeister, von denen man zwei, drei Jahre später nichts mehr gehört hat. Deswegen muss man das alles richtig einordnen.“
Diese Abgeklärtheit würde man sich manchmal auch von älteren und erfahreneren Sportlern wünschen.
Sie habe lange gebraucht, um zu realisieren, was bei der WM in Narvik alles passiert sei, erzählt Egger Denn es war ja keineswegs so, dass sie als Topfavoritin zum Saisonhöhepunkt gereist wäre. Obwohl sie im Slalom von Flachau ihr Weltcupdebüt feiern durfte, war der Winter durchwachsen verlaufen, „es war nicht einmal klar, ob ich in den Speedbewerben überhaupt starten würde“, erzählt die 19-Jährige.
In den Top Ten der Bestenliste bei Junioren-Weltmeisterschaften scheinen ausschließlich Läufer auf, die später dann auch im Weltcup für Furore gesorgt und sich in die Siegerlisten eingetragen haben.
Sabine Ginther (AUT) 6 Goldmedaillen
Henrik Kristoffersen (NOR) 6 Goldmedaillen
Marco Odermatt (SUI) 6 Goldmedaillen
Maria Höfl-Riesch (GER) 5 Goldmedaillen
Julia Mancuso (USA) 5 Goldmedaillen
Benjamin Raich (AUT) 5 Goldmedaillen
Anna Veith (AUT) 4 Goldmedaillen
Anja Pärson (SWE) 4 Goldmedaillen
Karen Putzer (ITA) 4 Goldmedaillen
Marcel Hirscher (AUT) 3 Goldmedaillen
Aber dann ging plötzlich alles ganz schnell. Gold in der Abfahrt, Gold im Super-G, Gold in der Kombination, bei allen drei Erfolgen stand ihre Salzburger Teamkollegin Lisa Grill als Zweite neben ihr auf dem Podest. „Die drei Goldmedaillen sind sehr unerwartet gekommen. Vielleicht war ich auch deshalb so locker, weil ich ohne große Erwartungen zur WM gefahren bin.“

Schule statt Piste: Auf Magdalena Egger wartet nun die Matura.
Vor allem die beiden WM-Titel in den Speedbewerben waren eine Sensation. Denn Magdalena Egger kommt eigentlich aus den technischen Disziplinen, die in Narvik wegen der Corona-Krise nicht mehr gefahren werden konnten. „Ich sehe mich langfristig schon als Allrounderin. Die Basis sind aber die Technikbewerbe. Darauf legen wir im Training auch sehr viel Wert“, erzählt die Vorarlbergerin.
Kleine Schritte
Man muss nicht befürchten, dass Magdalena Egger wegen ihrer drei Goldmedaillen die Bodenhaftung verliert und deshalb auf der Karriereleiter einige Sprossen überspringen möchte. Die Oberlecherin möchte weiter den Weg der kleinen Schritte verfolgen, „ich muss mich erst einmal im Europacup richtig etablieren und dort Konstanz zeigen“, weiß sie, „und vielleicht geht sich ja irgendwo ein Start im Weltcup aus.“

Die Oberlecherin gab im vergangenen Winter im Slalom von Flachau ihr Weltcupdebüt.
Vorerst sind diese Pläne freilich Schnee von übermorgen. Die nächste Herausforderung wartet auf der Schulbank, für Magdalena Egger beginnt an diesem Montag die Matura-Vorbereitung im Skigymnasium Stams. „Es hat oberste Priorität, dass ich einmal die Schule abschließe. Danach kann ich mich wieder auf den Sport konzentrieren.“
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