Ligety in Sölden in eigener Liga

Ligety in Sölden in eigener Liga
Ted Ligety siegte trotz neuem Material in Sölden mit einem Riesenvorsprung. Marcel Hirscher und Co. müssen aufholen.

Viel zu kräfteraubend seien die neuen Skier, eigentlich unfahrbar. Unattraktiv würden die Rennen für den Zuschauer werden. Und überhaupt sei die Materialreform keine Lösung für das Verletzungsproblem im Skisport.

Ted Ligety hatte sich in den vergangenen Monaten wirklich nicht als Freund der neuen, längeren und schmäleren Riesentorlauf-Skier geoutet. Doch beim ersten Rennen der Saison widerlegte der Amerikaner seine eigene Kritik auf eindrucksvolle Weise: Ligety siegte nicht nur, sondern er deklassierte die Konkurrenz um 2,75 Sekunden – der größte Vorsprung seit 36 Jahren im Herren-Riesentorlauf.

Schlechter Start

Die Erklärung des obersten FIS-Kritikers: "Ich habe viele Stunden in der Kraftkammer verbracht, weil das Material so anstrengend zu fahren ist", sagte der 28-jährige US-Star, der bei diskutablen Verhältnissen im ersten Durchgang den Grundstein für seinen Triumph gelegt hatte.

Wer nämlich am Sonntagvormittag im Zielraum von Sölden fror, der wusste zunächst nicht so genau, was das sein sollte, das Philipp Schörghofer da zeigte. Langlauf – oder doch Riesentorlauf? Oder vielleicht sogar eine neue Form der Superkombination? Bei dichtem Nebel kämpfte sich der Salzburger durch das heftige Schneegestöber. Auf den letzten Metern musste er sogar ein paar Skating-Schritte einlegen, um nicht schon vor dem roten Torbogen stehen zu bleiben. "Das Einzige, das mir heute gefehlt hat, war ein rotes Blinklicht am Schädel", sagte Schörghofer nach dem Blindflug verärgert.

Sauer

Noch größer wurde sein Ärger, als er sah, dass die Kontrahenten wenige Minuten später bei strahlend blauem Himmel herunterbrausten. "Philipp Schörghofer ist als erster Läufer doppelt bestraft worden. Durch die Sicht und durch den Schnee in der Piste", sagte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, der sich aber über einen anderen Österreicher freuen durfte: Marcel Hirscher. Der Salzburger landete hinter dem Italiener Manfred Mölgg auf Platz drei. Wenn auch mit einem Rückstand von über drei Sekunden auf "Mr. Giant Slalom".

"Ich bin sehr glücklich über die 60 Punkte. Nach dem ersten Durchgang habe ich schon gedacht, ich hätte das Skifahren verlernt", sagte der Gesamtweltcupsieger aus Salzburg, der zur Halbzeit nur auf dem neunten Rang gelegen war. Das Rätsel der Ligety-Dominanz hat der 23-Jährige zwar noch nicht gelöst ("das Video muss ich mir noch anschauen"), er verneigte sich aber vor dem Konkurrenten: "Ligety bringt den Skisport einen Schritt weiter. Aber wir waren von ihm heute sehr weit weg, da müssen wir bis Beaver Creek noch einiges aufholen."

Keine Angst

Hans Pum macht die Machtdemonstration von Ligety keine Angst: "Die Teamleistung war in Ordnung." Auch Reichelt (5.) und Raich (8.) landeten unter den besten Zehn.

Im Gegensatz zu den Wetterbedingungen dürfte am Sonntag auf dem Materialsektor Chancengleichheit geherrscht haben: Unter den besten sechs Läufern waren fünf verschiedene Ski-Marken vertreten.

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