Kanada, der Gast aus einer anderen Eishockey-Welt
Der Stellenwert von Eishockey in Kanada ist unermesslich groß. „Das bekommst du erst mit, wenn du dort lebst. Es gibt keine Familie, die nicht mit Eishockey zu tun hat“, sagt Österreichs Ex-Teamspieler Gregor Baumgartner, der in seiner Jugend in kanadischen Juniorenligen spielte und jetzt nach seiner Karriere für die Trainerausbildung in Österreich verantwortlich ist.
In den vergangenen Tagen war dieser Enthusiasmus auch in Wien zu spüren. Die kanadische Herren-Nationalmannschaft bereitete sich in Kagran auf die an diesem Freitag beginnende Eishockey-WM in der Slowakei vor. Am Dienstag bestritt der Mitfavorit bei der Weltmeisterschaft in Wien die Generalprobe gegen Österreich.
Die Österreicher gingen sensationell vier Mal in Führung, die Kanadier glichen aber vier Mal aus und siegten vor 4.300 Zuschauern mit 5:7. Die Österreicher boten gegen die noch eingerosteten Kanadier (mit Capitals-Gastspieler Dorion) über weite Strecken eine beachtlich gute Leistung, die individuelle Klasse der Gäste war aber beeindruckend. Dennoch: Noch nie zuvor hatte Österreich mehr als drei Tore gegen Kanada erzielt. Zu Trainingszwecken wollten die Kanadier auch noch eine Verlängerung spielen. Diese endete 1:0 für Österreich.
Ähnlich wie beim Fußball, wenn Brasilien nach Wien eingeladen wird, musste auch der österreichische Eishockey-Verband tief in die Tasche greifen, um das Team aus dem Mutterland des Eishockeys einzuladen. Mehr als 100.000 Euro bekam der kanadische Verband. Dafür suchten sich die Gäste selbst das Hotel Kempinski als Unterkunft aus und organisierten sich das Essen selbst. Österreich kam auch für den Transport nach Kosice zum WM-Spielort der Kanadier auf.
Nachdem das Gastspiel der Kanadier 2015 mit 7.000 Zuschauern in der ausverkauften Erste-Bank-Arena ein voller Erfolg war, wird heuer mit 4.300 Zuschauern ein Minus bleiben.
TV beim Training
In der Wiener Eishalle durften sich die Kanadier breitmachen. Die Räumlichkeiten der Capitals-Akademie wurden zum Trainer-Büro umfunktioniert, zwei Mannschaftskabinen wurden zum Behandlungsraum und zur Umkleide. Begleitet wurde das Team von einem Kamerateam des kanadischen Sportsenders TSN, das nach jedem Training in Kagran Interviews machte.
Das Fernsehteam war auch am Montagabend dabei, als die kanadische Botschafterin in Österreich, Heidi Alberta Hulan, in ihre Residenz lud. Das gesamte kanadische Team inklusive Trainer war anwesend. Für die Botschafterin gab es ein signiertes WM-Trikot, und für die ebenfalls geladenen Kinder von Österreichs Unter-14-Auswahl wurde der Abend zu einem besonderen Erlebnis. Denn die NHL-Stars standen dem Nachwuchs ganz ohne Allüren für Fragen und Autogramme zur Verfügung.
Top-Star John Tavares, der gestern nur wenige Minuten auf dem Eis war, sagte, was die Fans zu Hause am liebsten hören: „Wir sind hier, um Kanada zu repräsentieren und Gold mit nach Hause zu bringen. Wir wissen alle, was dieses Spiel in unserer Heimat bedeutet und wie sehr es ein Teil von uns allen geworden ist.“
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