Hirscher als Zweiter wieder Nummer eins

Der Weltcup-Titelverteidiger übernimmt mit Rang zwei im Levi-Slalom die Führung in der Gesamtwertung.

Ist er nun besonders fad, der Herren-Slalom, oder ist er besonders spannend? Auch im finnischen Levi, wo nördlich des Polarkreises ein Novemberrennen mitteleuropäischer Art (Nebel, leichter Regen, plus drei Grad) geboten wurde, siegte schon wieder dieser Andre Myhrer, jener 29-jährige Schwede, der schon das letzte Rennen der letzten Saison im WM-Ort Schladming für sich entschieden hat. Jener Andre Myhrer, der auch das Rennen davor (Kranjska Gora) gewonnen hat. Schon wieder trägt er das Rote Trikot des Führenden im Disziplinweltcup.

Auch Marcel Hirscher trägt schon wieder Rot, der Salzburger Titelverteidiger im Gesamtweltcup wurde am SonntagZweiter und liegt nun im Rennen um die große Kristallkugel zehn Punkte vor dem Südtiroler Manfred Mölgg und 20 vor Ted Ligety, dem amerikanischen Riesenslalom-Giganten.

Illustre Runde

So weit, so gähn. Doch er ist mit Sicherheit nicht fad, dieser Slalom-Weltcup, denn dafür bürgen schon allein die Hauptdarsteller: Myhrer, der Hobbygitarrist, der mit seinen Haberern schon bei der Ski-WM in Garmisch konzertiert und Applaus erhalten hat, ist trotz seiner Rückenprobleme im Sommer wieder ganz der Alte. Und damit der wohl härteste Konkurrent von Tausendsassa Marcel Hirscher, 23, nachdem der gesundheitlich angeschlagene Kroate Ivica Kostelic noch nicht wieder in jener Form ist, die ihn vorletztes Jahr auf den Ski-Gipfel geführt hatte.

Myhrer und Hirscher pflegen schon aufgrund ihrer Größe (der Schwede misst 1,89 Meter, der Österreicher ist 16 Zentimeter kleiner) unterschiedliche Fahrstile. Beide verstanden es aber auch bei schwierigen Bedingungen, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Beiden gemein ist zudem die große Sicherheit.

Die war in den letzten Jahren das größte Manko des Dritten im siegreichen Bunde – und Jens Byggmark wäre auch gestern fast wieder seinem flatterhaften Ruf als schneller Crashpilot gerecht geworden. Doch auch am inzwischen 27-jährigen Schweden, der im Jänner 2007 innerhalb von zwei Tagen zwei Slaloms in Kitzbühel gewonnen hatte, ist die Zeit nicht spurlos vorbeigegangen, Byggmark hat zu mehr Ruhe, einer stabileren Position und Konstanz gefunden.

Für Spannung sorgte übrigens auch die Ausgangslage vor dem Finale: Die ersten 26 waren innerhalb von nur 1,49 Sekunden, das hat es im Slalom nochnie gegeben.

Marke Eigenbau

Marcel Hirscher sorgte gleich für mehrere Premieren: Im vierten Anlauf kam er erstmals in Levi unter die Top 25 (!), und das kaum Glaubliche ist schnell erklärt: Vor zwei Jahren fiel er aus, vor drei Jahren war er 26., vor vier Jahren hat er sich nicht für den zweiten Lauf qualifiziert. Die Premiere funktionierte mit den neuen Skiern, die er mit seinem Ausrüster entworfen und gestaltet hat, und Hirscher fand es einfach nur "supercool, dass meine eigenen Skier auch im Flachen gehen."

Dazu muss man wissen: Je steiler ein Berg, desto besser Marcel Hirscher; seinen ersten Weltcupsieg hat er ja vor knapp zwei Jahren in jener Wand von Val d’Isère gefeiert, die als Face de la Bellevarde bekannt ist. Der Hang gestern war flach, und Hirscher gestand nach getaner Arbeit, ziemlich nervös gewesen zu sein. Ein Grund: Die fehlenden Zentimeter in der Körpergröße, die dadurch fehlende Masse gegenüber der größeren Konkurrenz. Und doch war der Kleinste wieder fast der Größte – für Spannung ist also gesorgt.

Endstand

Rang  Läufer Zeit Rückstand 1. Lauf 2. Lauf
1.  Andre Myhrer (SWE)            01:49,6   53,86 55,69
2.  Marcel Hirscher (AUT)         01:49,6 0,06 54,13 55,48
3.  Jens Byggmark (SWE)           01:50,2 0,61 54,17 55,99
4.  Manfred Mölgg (ITA)           01:50,3 0,73 54,4 55,88
5.  Patrick Thaler (ITA)          01:50,5 0,95 54,79 55,71
6.  Reinfried Herbst (AUT)        01:50,6 1,04 55,44 55,15
7.  Felix Neureuther (GER)        01:50,7 1,1 54,44 56,21
8.  Ivica Kostelic (CRO)          01:50,9 1,36 54,77 56,14
9.  Mattias Hargin (SWE)          01:51,1 1,5 54,5 56,55
10.  Philipp Schmid (GER)          01:51,1 1,51 55,01 56,05
11.  Henrik Kristoffersen (NOR)    01:51,1 1,55 55,27 55,83
12.  Manfred Pranger (AUT)         01:51,1 1,6 54,91 56,24
13.  Ted Ligety (USA)              01:51,2 1,65 55,13 56,07
 .  Giuliano Razzoli (ITA)        01:51,2 1,65 55,43 55,77
15.  Will Brandenburg (USA)        01:51,3 1,77 54,97 56,35
16.  Fritz Dopfer (GER)            01:51,4 1,82 54,94 56,43
17.  Markus Vogel (SUI)            01:51,5 1,96 55,01 56,5
18.  Alexander Choroschilow (RUS)  01:51,5 1,97 54,43 57,09
19.  Mitja Valencic (SLO)          01:51,5 2 55,39 56,16
20.  Benjamin Raich (AUT)          01:51,6 2,04 54,83 56,76
21.  Stefano Gross (ITA)           01:51,7 2,14 55,04 56,65
22.  Nicolas Thoule (FRA)          01:51,7 2,15 55,41 56,29
23.  Alexis Pinturault (FRA)       01:51,9 2,32 55,02 56,85
24.  Santeri Paloniemi (FIN)       01:51,9 2,34 55,13 56,76
25.  Krystof Kryzl (CZE)           01:51,9 2,35 55,35 56,55
26.  David Ryding (GBR)            01:52,1 2,51 55,15 56,91
27.  Naoki Yuasa (JPN)             01:56,5 6,97 55,33 01:01,2

2. Durchgang

Rang  Läufer  Zeit Rückstand
1.  Reinfried Herbst (AUT)      55,15  
2.  Marcel Hirscher (AUT)       55,48 0,33
3.  Andre Myhrer (SWE)          55,69 0,54
4.  Patrick Thaler (ITA)        55,71 0,56
5.  Giuliano Razzoli (ITA)      55,77 0,62
6.  Henrik Kristoffersen (NOR)  55,83 0,68
7.  Manfred Mölgg (ITA)         55,88 0,73
8.  Jens Byggmark (SWE)         55,99 0,84
9.  Philipp Schmid (GER)        56,05 0,9
10.  Ted Ligety (USA)            56,07 0,92
11.  Ivica Kostelic (CRO)        56,14 0,99
12.  Mitja Valencic (SLO)        56,16 1,01
13.  Felix Neureuther (GER)      56,21 1,06
14.  Manfred Pranger (AUT)       56,24 1,09
15.  Nicolas Thoule (FRA)        56,29 1,14
weiter:      
22.  Benjamin Raich (AUT)        56,76 1,61

 

1. Durchgang

Rang  Läufer Zeit Rückstand
1.  Andre Myhrer (SWE)            53,86 Sek.  
2.  Marcel Hirscher (AUT)         54,13 +0,27 Sek.
3.  Jens Byggmark (SWE)           54,17 0,31
4.  Manfred Mölgg (ITA)           54,4 0,54
5.  Alexander Choroschilow (RUS)  54,43 0,57
6.  Felix Neureuther (GER)        54,44 0,58
7.  Mattias Hargin (SWE)          54,5 0,64
8.  Cristian Deville (ITA)        54,68 0,82
9.  Ivica Kostelic (CRO)          54,77 0,91
10.  Patrick Thaler (ITA)          54,79 0,93
11.  Benjamin Raich (AUT)          54,83 0,97
12.  Manfred Pranger (AUT)         54,91 1,05
13.  Fritz Dopfer (GER)            54,94 1,08
 .  David Chodounsky (USA)        54,94 1,08
weiter:      
30.  Reinfried Herbst (AUT)        55,44 1,58
35.  Wolfgang Hörl (AUT)           55,64 1,78
40.  Manuel Feller (AUT)           55,83 1,97
52.  Rainer Schönfelder (AUT)      56,2 2,34
55.  Manuel Wieser (AUT)           56,37 2,51
Hirscher als Zweiter wieder Nummer eins

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