Herrn Hirschers Gespür für Schnee

Marcel Hirscher hat seinen Schwung wiedergefunden.
Wie der Salzburger Gesamtweltcupsieger in Alta Badia wieder zurück in die Erfolgsspur fand.

Zu Weihnachten geschehen Wunder. Marcel Hirscher hat am Sonntag etwas wiedergefunden, was er schon verloren geglaubt hatte: sein Fahrgefühl.

Der Sieg im klassischen Riesentorlauf von Alta Badia war eine Machtdemonstration des Salzburgers. Materialtechnisch wartet trotzdem noch einiges an Arbeit auf den Tüftler. "Ich bin einfach momentan noch nicht so gesattelt", betonte der 27-Jährige.

Dennoch gibt der Auftritt auf der Gran-Risa-Piste Zuversicht. Was den Schwierigkeitsgrad betrifft, kann sich nur die Piste am Chuenisbärgli bei Adelboden mit ihr messen. Die Steilheit des Geländes und ihre Länge verlangen den besten Riesentorläufern der Welt alles ab.

Gran Risa eine Frage der Routine

Wenn er sich in den vergangenen Jahren etwas im Hintertreffen fühlte, bot sich die Piste in Alta Badia immer als beste Medizin an. "Für mich war einfach schön zu sehen, beim dritten Tor das Gefühl zu haben: Okay, es fühlt sich wieder so an, wie ich das gern hätte", bilanzierte Hirscher, der zuvor drei Mal Zweiter im Riesentorlauf gewesen war.

Es sei freilich eine andere Geschichte, dieses Empfinden umzusetzen, aber: "Auf der Gran Risa kannst du so viel mit Routine machen, das ist ein Wahnsinn. Es ist fast immer dasselbe. Das ist immer so ähnlich gesteckt."

Ausschlaggebend für das gute Gefühl war das Vertrauen in das Material, das er unter sich spürte. "Wir haben schon sehr hoch gepokert heute. Es ist nur eine Kleinigkeit", sagte Hirscher. Am Schuh sei an gewissen Stellschrauben gedreht worden. Aufgrund der Vielzahl an Einstellungen, die Hirscher allein für eine Art von Piste parat hat, ist auch die Wahrscheinlichkeit, einmal daneben zu liegen, größer als bei anderen Läufern.

"Besser als erwartet"

Der Weltcup-Titelverteidiger deponierte, dass er in diesem Findungsprozess noch lange nicht am Ziel sei. Die Arbeit mit seinem neuen Atomic-Servicemann Thomas Graggaber funktioniere aber "besser als erwartet".

Dennoch werde es noch einige Zeit dauern, bis ein blindes Verständnis da sein wird. "Es ist keine leichte Sache, in so große Fußstapfen zu treten. Die musst du erst einmal ausfüllen." Aktuell steht der so erfolgreiche Vorgänger Edi Unterberger noch immer auf Abruf bereit für Hirscher. "Es ist so, dass ich ihn um seinen Rat und manchmal um gewisse Informationen bitten kann. Wie war das damals in Val d’Isère 1995? Dann spuckt der Computer-Edi das Ergebnis aus, und wir haben wieder einen guten Anhaltspunkt."

Die Motivation, immer weiter zu tüfteln, komme von Hirscher selbst. Der Tag, an dem er nicht mehr gewillt sein wird, Extraschichten einzulegen, werde der Moment sein, wo es keinen Sinn mehr ergibt, gibt der Gesamtweltcupsieger zu: "Wenn ich nicht mehr bereit bin, meinen Arsch hochzukriegen und zu versuchen, vermeintlich geringen Rückstand aufzuholen, dann ist es wirklich gescheiter, ich tu’ was anderes."

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