Grugger: "Wie funktioniert Skifahren?"

Grugger: "Wie funktioniert Skifahren?"
Hans Grugger stand 265 Tage nach dem Sturz ins Koma erstmals wieder auf Skiern - eine besondere Herausforderung.

Hans Grugger war hin- und hergerissen. Natürlich, er sehnte diesen Moment herbei, aber zugleich machte ihm die Situation auch Angst: Das erste Mal wieder auf Skiern, 265 Tage nach seinem Sturz auf der Streif, nach dem Koma und der monatelangen Reha. Wie wird es sein? Wie wird es sich anfühlen? Wird der Körper mitspielen? All das schoss Grugger Mittwochfrüh am Rettenbachferner oberhalb von Sölden durch den Kopf. Und die alles entscheidende Frage: "Wie funktioniert Skifahren überhaupt? Wie geht das? Was muss ich tun? Ich hab's mir nicht vorstellen können", erzählt der Gasteiner.

Abgespeichert

Zwei Stunden und etliche Fahrten später schwang er locker lässig und mit einem Grinsen im Ziel der Weltcuppiste ab. "Cool war's", berichtet Grugger, "ich hab mich raufgestellt und es einfach geschehen lassen. Offenbar hat mein Körper das Skifahren abgespeichert."

Hans Grugger hat in den letzten Monaten schon öfter diese Erfahrung gemacht. Der Alltag, das Training, alles war ein ständiger Aha-Effekt. "Ich hab' mir nicht vorstellen können, wie man auf dem Fahrrad ohne Stützen das Gleichgewicht halten kann", sagt der 29-Jährige, "bis ich mich raufgesetzt hab' und es sofort wieder funktioniert hat."

Mit dem Skifahren hat sich Grugger bewusst Zeit gelassen. Der Rhythmus ist ein anderer, seit er aus dem Koma aufgewacht ist. Grugger wählt den Weg der kleinen Schritte, "ich bin geduldig geworden im letzten halben Jahr. Der Körper sagt mir, was ich tun kann und was nicht."

Für das Skifahren war auf seiner Prioritätenliste lange kein Platz. "Den wichtigsten Schritt haben die Ärzte gemacht. Ich kann gehen, habe geistig keine Schäden. Alles, was jetzt kommt, ist das Bonus-Paket", so Grugger.

Abgeschlossen

Vor der Rückkehr auf die Piste wartete auf den Salzburger noch eine brisante Herausforderung. "Ich wollte mir vorher unbedingt den Sturz anschauen", berichtet der 29-Jährige. Am Montag sah Grugger nun also das erste Mal, was ihn überhaupt erst in diese Situation gebracht hatte. Grugger reagierte emotionslos auf die Sturzbilder. "Ich hab' nichts empfunden", gesteht er, "ich hab' zwar gewusst, dass ich das bin, aber ich hab' das nicht so gesehen."

Hans Grugger wird noch bis Freitag in Sölden seine Schwünge ziehen. Um Sicherheit und Vertrauen zu gewinnen, wie er sagt. Und dann? Dann wird er irgendwann in den Weltcup zurück kommen. Aber nicht mehr als Rennläufer. "Wenn die Kollegen ein Maskottchen benötigen, komm' ich gerne."

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