Schlierenzauer: "Ich bin nicht Everybody’s Darling"
Gregor Schlierenzauer erlebt gerade die längste Flaute seiner Karriere. Seit einem Jahr (7. Dezember 2013 in Lillehammer) hat der passionierte Überflieger im Weltcup nicht mehr gewonnen. Der überehrgeizige Tiroler wirkt aber keineswegs frustriert oder genervt. Vor den Springen in Lillehammer (Sa, 16.15 Uhr, So. 14.15 Uhr, live in ORFeins) spricht Gregor Schlierenzauer über ...
... sein Formtief
"Natürlich würde ich lieber ganz oben stehen, aber das letzte Jahr war einfach nicht rosig. Dass es bisher noch nicht so gut gelaufen ist, kommt für mich gar nicht überraschend. Ich habe über den Sommer extrem viel umgestellt: neue Bindung, neues Set-up, dazu der neue Trainer und das neue Leitbild. Ich bin jetzt noch nicht auf dem Niveau und kann mein Potenzial noch nicht ausschöpfen. Bei mir liegt der Hund in der Anfahrtsposition begraben. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis das hinhaut."
... den Erfolgsdruck
"Ich habe keinen Druck. Mit voller Hose ist aber auch leicht stinken, ich kann es mit 52 Weltcupsiegen leicht erwarten, bis ich wieder ganz oben stehe. Und mir taugt diese Herausforderung: wieder zurückzukommen, zu gewinnen, die Faust zu ballen – das gibt einem eine extreme innere Zufriedenheit. Klar ist es eine geile Bestätigung, wenn du von Sieg zu Sieg springst, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo dir das nichts mehr gibt. Mein nächster Sieg wird sicher wertvoller sein als viele andere zuvor."
... den neuen Coach Heinz Kuttin
"Es hat sich unter ihm sehr viel geändert. Wir reden sehr viel, tauschen uns ständig aus, und jeder weiß, wohin die Reise geht. Ich fühle mich jedenfalls sehr gut aufgehoben und finde, dass der Teamrückhalt derzeit so groß wie noch nie ist."
... das Ende der Superadler
"Es war doch klar, dass wir nicht immer alles gewinnen würden. Das ist auch gut für den Sport, auch die Bayern oder der FC Barcelona haben Jahre, in denen sie nicht von Sieg zu Sieg eilen. Wir sind ja alles Menschen und keine Roboter. Und eines darf man auch nicht vergessen: Die anderen Nationen arbeiten auch sehr gut."
... sein Leben als Star
"Ich bin sicher nicht Everybody’s Darling, dessen bin ich mir auch bewusst. Aber ich werde mich deshalb sicher nicht verbiegen. Ich bin halt so, wie ich bin. Vielleicht bin ich bei Interviews manchmal zu direkt, vielleicht habe ich ab und zu auch den falschen Ton. Dass es immer auch Leute gibt, die sagen ,Gott sei Dank läuft es jetzt bei ihm nicht‘, das kann ich eh nicht beeinflussen."
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