Zurück zu den Eishockey-Wurzeln

Aufwärmen für das Spiel der Spiele: Am Samstag ist das Klagenfurter Stadion wieder Bühne für das Duell zwischen KAC und VSV.
Im Winter zieht es Spieler und Zuschauer zu Duellen unter freiem Himmel.

Es ist die Erinnerung an die alte Zeit, die zu einem verträumten Blick auf Freiluftspiele im Eishockey verführt. Auf zugefrorenen Teichen abseits von Eishallen und Trainingsalltag holten sich Zigtausende Spieler jene Begeisterung für ihren Sport, die sie für immer in ihren Bann zog. Die meisten Profi-Karrieren begannen im Freien.

Dank eines zur Jahrtausendwende gestarteten Trends fühlen sich Eishockey-Spieler immer öfter an ihre ersten Schritte mit Schlittschuhen, Schläger und Puck erinnert: Spiele in Fußball-, Football- oder Baseball-Stadien sind in allen Eishockey-Nationen in Mode.

Am Samstag um 16.30 Uhr (live auf ServusTV) fällt in der Wörthersee-Arena von Klagenfurt der Puck zum Bully zwischen dem KAC und dem VSV. Es ist nach der Premiere am 9. Jänner 2010 das zweite Eishockey-Spiel im Fußball-Stadion. Damals sorgten 30.500 Fans für den Zuschauerrekord in der Erste Bank Liga. Einer, der auch bestehen bleibt. Denn am Samstag sind auch nicht mehr Zuschauer zugelassen.

Die Entwicklung zu großen Eishockey-Events außerhalb der Eishallen kommt wie vieles aus Nordamerika: In der National Hockey League hat das Winter Classic Tradition. Begonnen mit der Gigantomanie haben aber Studenten: Im Rahmen der US-College-Meisterschaft duellierten sich im Herbst 2001 die Unis Michigan State und Michigan vor der damaligen Rekordkulisse von 74.554 Zuschauern im Spartan Stadium in East Lansing.

Die NHL-Klubs hatten im Gegensatz zu jenen in den europäischen Ligen von Anfang an Hallen. Also sorgte das erste Freiluftspiel auch für viel Aufsehen. Bei –19 Grad froren 57.167 Zuschauer im weitläufigen Football-Stadium von Edmonton bei der Partie der Oilers gegen die Montreal Canadiens.

Seit 2008 veranstaltet die NHL regelmäßig Spiele unter freiem Himmel. 2014 fanden sechs Spiele des Grunddurchgangs im Freien statt, und es wurde auch schon unter Palmen in Los Angeles gespielt. Und die NHL holte sich den Weltrekord an Zuschauern: Detroit und Toronto mussten dafür ins Michigan Stadium von Ann Arbour (Spitzname: "The Big House"). Mit 105.491 Zuschauern übertrumpfte die NHL die Neuauflage des College-Duells im Jahr 2010 (104.173) knapp.

Erfolgsrechnung

Auch in Schweden, Finnland, Deutschland und der Schweiz finden immer wieder Freiluftspiele statt. Die Gründe sind klar: Schafft es ein Klub mithilfe der Sponsoren, die Kosten abzudecken, dann gibt es nur Gewinner. In Klagenfurt kostet die Errichtung der Eisfläche im Stadion zirka 150.000 Euro, insgesamt soll der KAC eine halbe Million Euro investiert haben. Doch der Werbewert von errechneten 1,2 Millionen Euro liegt viel höher. Und der Imagegewinn für den seit dem Meisterjahr 2013 krisengebeutelten Rekordmeisters ist überhaupt unbezahlbar. Wer redet am Samstag bei einer solchen Kulisse schon davon, dass der KAC nur Tabellenneunter ist?

Auch die Vienna Capitals hatten nach der erfolgreichen Klagenfurter Premiere 2010 ein Freiluftspiel auf ihrer Agenda. Doch im Gegensatz zu Klagenfurt steht in Wien kein modernes und geeignetes Stadion. Noch nicht. Denn sobald das Allianz-Stadion von Rapid Wien im Sommer 2016 eröffnet sein wird, werden die Diskussionen um ein Wiener Classic wieder beginnen.

Am 19. September 2009 sollte anlässlich der 100-Jahr-Feier des KAC der Spatenstich für eine neue Arena gemacht werden. Die Pläne für die Multifunktionsarena beim Minimundus waren fix und fertig, die Animationen ließen den populärsten Eishockey-Klub des Landes in eine vielversprechende Zukunft blicken. Doch die Klagenfurter Funktionäre haben in ihre Rechnung immer Versprechungen diverser Politiker miteinbezogen. Und diese, so weiß mittlerweile jeder Steuerzahler in Österreich, waren weniger wert als Hypo-Aktien.

Karl Nedwed, mittlerweile verstorbener KAC-Präsident, hatte schon früh seine Zweifel: "Alle wollen die neue Halle. Sogar die Grünen. Das heißt, es kann sich im Wahlkampf keine Partei das Projekt auf ihre Fahnen heften." Und so war es auch: Von Subventionen für eine neue Halle spricht heute niemand mehr. Nicht einmal die Sanierung der schäbigen Kabinen können sich Stadt Klagenfurt und Land Kärnten leisten. Nachwuchsspieler müssen bei Minusgraden aus Containern neben der Halle zu den Duschen in die Halle gehen.

Mit dem Spektakel um das "Winter Classic" im Klagenfurter Fußball-Stadion hat der KAC wieder einmal die Chance aufzuzeigen, welche Bedeutung der Klub über die Stadtgrenzen hinweg hat.

Und den KAC-Profis bietet es eine willkommene Abwechslung: Sie können erstmals seit dem letzten "Winter Classic" vor fünf Jahren ein Heimspiel in einer modernen Spielstätte austragen.

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