Auf der Überholspur auf das Siegespodest

Erfolgskurs: Vanessa Bittner, 19, wurde in diesem Winter im Weltcup über 500 Meter schon einmal Dritte.
Die 19-jährige Tirolerin Vanessa Bittner lief mitten in die Weltspitze.

Als Vanessa Bittner beim Weltcupauftakt in Obihiro (Japan) auf das Siegespodest gerufen wurde, da erntete die Innsbruckerin nicht nur Applaus, sondern auch viele fragende Blicke. Mit diesem jungen Gesicht konnten die anderen Eisschnellläuferinnen sichtlich wenig anfangen. "Die haben alle ganz verblüfft geschaut", erinnert sich Bittner, "und die Olympiasiegerin hat sogar gefragt: ‚wer bist denn du eigentlich?‘ Wie ich dann gesagt habe, dass ich eigentlich noch Juniorin bin, da hat es sie es gar nicht mehr glauben können."

Inzwischen hat man sich schon daran gewöhnt, dass Vanessa Bittner die Kreise der Großen stört. Ihr dritter Platz über 500 Meter beim Saisonstart in Japan war keines dieser One-Run-Wonder, er war vielmehr nur der erste große Schlittschuh-Schritt an die Weltspitze.

Super Sache

Auf der Überholspur auf das Siegespodest
Vanessa Bittner
Vor der Einzelstrecken-Weltmeisterschaft in Heerenveen (Donnerstag bis Sonntag) liegt die junge Tirolerin in der Weltcup-Wertung über beide Sprintstrecken (500, 1000 Meter) in den Top Ten, erst am Wochenende stellte sie bei der WM-Generalprobe einen neuen heimischen 500-Meter-Rekord auf und lief auf Rang vier. "Das war eine super Sache", jubelte Bittner.

Was diese Erfolgsstory aber wirklich erst so bemerkenswert macht: diese Eiseilige , die sich da in der Weltklasse einen Namen gemacht hat, ist gerade einmal 19 Jahre alt. Und was daran vielleicht noch bemerkenswerter ist: Bittner kommt aus Österreich, aus einem Land also, in dem der Eisschnelllaufsport jahrelang auf Eis gelegen ist und in dem die wenigen Athleten mit so einigen Hindernissen zu kämpfen haben.

So muss Bittner mit ihrem Trainer Hannes Wolf häufig ins bayrische Inzell ausweichen, um einen perfekten Eisring vorzufinden. Und so hat sie auch eine Trainingsgemeinschaft mit deutschen Läuferinnen gebildet, um sich den Feinschliff zu holen.

Dass sie dann aber gleich so durchgestartet ist, das kam auch für Bittner etwas überraschend. "Das Ziel war eigentlich nur, in die A-Gruppe der besten 16 aufzusteigen", erklärt die 19-Jährige. Immerhin ist sie derzeit nur eine Teilzeit-Eisschnellläuferin. "Ich mach’ heuer die Matura und hab’ deshalb immer die Schulbücher dabei." Zuletzt verzichtete die Innsbruckerin sogar auf Weltcupeinsätze, weil sie lernen musste.

Diese Disziplin und dieser Ehrgeiz sind es auch, die Bittner auszeichnen. Die WM in Heerenveen ist nur ein Etappenziel auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2018, wo ihr nicht wenige Experten die erste österreichische Eisschnelllaufmedaille seit 1994 (Emese Hunyady) zutrauen. Trainer Hannes Wolf tritt derweil auf die Euphoriebremse. Ganz bewusst. "Wichtig ist, dass wir sie behutsam aufbauen."

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