Eishockey-Liga-Präsident Gruber über eine revolutionäre Vision

Liga-Präsident Alexander Gruber übergab den Meisterpokal an Salzburgs Thomas Raffl
Die ICE Hockey League startet am Freitag in die 26. Saison seit der Liganeugründung. Neu ist der Streamingpartner sporteurope.tv. Fans können Abo-Pakete für ihren Lieblingsklub abschließen. Neu ist auch, dass der ORF verstärkt auf Eishockey setzt und acht Spiele live auf ORF 1 und 22 Partien auf ORF Sport + zeigt. Und mit Ferencvaros Budapest ersetzt ein Sport-Schwergewicht aus Ungarn das bisherige Liga-Sorgenkind Asiago.
Liga-Präsident Alexander Gruber spricht im KURIER-Interview über die Erwartungen, Herausforderungen und lässt mit einem Vorschlag aufhorchen.
KURIER: Mit Budapest gibt es erstmals einen Hauptstadtklub aus Ungarn in der Liga. Welche Erwartungen verbinden Sie damit?
Alexander Gruber: Wir erhoffen uns dadurch einen Push in Sachen Marketing und Sichtbarkeit. Budapest ist sportlich und infrastrukturell ein Schwergewicht in Ungarn – das kann uns helfen, in diesem Markt stärker Fuß zu fassen. Natürlich bringt das auch Herausforderungen, etwa für die Reisekosten der Teams. Aber Asiago ist weggefallen, und Budapest ist gut erreichbar. Insgesamt sehe ich es positiv, eine weitere Hauptstadt als Eishockey-Standort gewonnen zu haben.
Ein zentrales Thema ist die TV-Präsenz. Was bedeutet die neue Partnerschaft mit dem ORF?
Es ist sehr positiv, dass der ORF ein echtes Commitment abgegeben hat. Acht Spiele auf ORF 1 sind fix eingeplant. Wichtig ist auch die Präsenz im Gesamtprogramm. Durch das Commitment kommt Eishockey auch in anderen Sendungen leichter unter. Das bringt uns in der öffentlichen Wahrnehmung weiter.
Die Liga hat mit sporteurope.tv einen neuen Streamingpartner. Welche Erwartungen haben Sie bzw. wie werden die Erlöse verteilt?
Wir haben jetzt im Vergleich zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison schon mehr Streaming-Tickets. Der Boom kommt dann erst mit dem Ligastart. Wenn die eine oder andere Mannschaft ein viel besseres Streaming-Ergebnis erzielt, dann wird das natürlich nicht mit der Gießkanne auszuschütten sein.
Zur wirtschaftlichen Lage: Aus Feldkirch und Villach hört man von Problemen. Wie groß ist Ihre Sorge?
Bei Feldkirch gab es schon länger Fragezeichen, dort sind die Gespräche offen und ehrlich. Es gab schon gewisse Fragezeichen was die kommende Saison betrifft. Aber das ist jetzt geklärt. In Villach habe ich weniger konkrete Informationen, es gibt Gerüchte, aber nichts Belastbares. Villach hängt stark von den Zuschauereinnahmen ab – da wird die sportliche Entwicklung entscheidend sein.
Die Liga hat einen Kooperationsvertrag mit dem Eishockey-Verband, der zuletzt negative Schlagzeilen machte. Bei der Generalversammlung des ÖEHV war die Liga viel stärker vertreten als bisher. Warum?
Wir sind überzeugt, dass Liga und Verband gemeinsam wahrgenommen werden – in der Öffentlichkeit unterscheidet niemand zwischen Nationalteam, Verband und Liga. Wenn ein Teil schlecht dasteht, betrifft es alle. Deshalb bringen wir uns stärker ein, um Themen offen zu klären.
Ein Streitpunkt ist das System AKES (Ausbildungskostenentschädigung), das laut Verband 2023 eingeführt wurde. Wo steht man da?
Grundsätzlich wollen wir ein funktionierendes System, das Vereine für Nachwuchsarbeit entschädigt. Aber die aktuelle Ausgestaltung ist aus unserer Sicht schwer umsetzbar. Man kann nicht einfach ein Modell kopieren, sondern muss die speziellen Strukturen im österreichischen Eishockey berücksichtigen. Wir gehen das Thema positiv an, aber es braucht noch intensive Gespräche. Auch die Ausländerregelung ist immer wieder Thema.
Derzeit können zehn Legionäre pro Spiel eingesetzt werden. Wird sich etwas ändern?
Es ist eine Dauer-Diskussion. Klar ist: Weniger Legionäre bedeutet nicht automatisch ein stärkeres Nationalteam, und mehr Legionäre machen die Liga nicht automatisch attraktiver. Eine Vision wäre, dass Spieler aus allen beteiligten Nationen als „heimisch“ gelten – also ein Slowene in Wien oder ein Österreicher in Ljubljana spielen kann, ohne dass er als Legionär gilt. Das würde die Liga als Gesamtes stärken, ist aber ein sensibles Thema.
Und persönlich: Können Sie als Präsident entspannt Spiele in der ICE Hockey League verfolgen?
Ja, das ist kein Problem. Ich habe keine Präferenzen für bestimmte Teams. Am schönsten ist es für mich, wenn die Spiele spannend sind.
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