Die Stresszone hinter der Bande

05.03.2013 Wien, Albert Schultz Eishalle, Eishockey, Erste Bank Liga, Playoff, 5. Spiel, UPC Vienna Capitals - HC Orli Znojmo, Tomy Samuelsson, Phil Horsky Copyright DIENER / Manhart Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Die Capitals-Trainer Samuelsson und Horsky haben im Play-off alle Hände voll zu tun.

Ein paar Minuten nach der ernüchternden 1:3-Niederlage der Vienna Capitals am Freitagabend im Salzburger Volksgarten bekamen Tommy Samuelsson und Philippe Horsky eine DVD überreicht. Damit begann um 22 Uhr der zweite Teil des Arbeitstages der Wiener Trainer. Auf der dreistündigen Heimreise nach Wien wurde das Spiel in alle Einzelheiten zerlegt, die Clips mit den beteiligten Spielern beschriftet und archiviert. Vor dem Training am Samstag wurden Fehler mit Hilfe des Videobeamers in der Capitals-Kabine visualisiert, danach ging’s hinaus auf das Eis, um an der Besserung zu arbeiten.

Die Stresszone hinter der Bande
APA11922030-2 - 15032013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Matthias Trattnig (Red Bull Salzburg/li) gegen Rafael Rotter (Vienna Capitals) während des Erste Bank Eishockey-Halbfinal-Spiels zwischen Red Bull Salzburg und Vienna Capitals am Freitag, 15. März 2013, in Salzburg: APA-FOTO: DANIEL KRUG
Potenzial für Verbesserungen gibt es genug. Stürmer Rafael Rotter fand nach dem 1:3 klare Worte: „Es waren nicht alle mit dem Kopf da. Auch ich habe zu viele Fehler gemacht. Am Sonntag wird man wieder die alten Capitals sehen. Wir müssen versuchen, die Salzburger aus der Halle zu checken.“ Einer, der das könnte, ist Philippe Lakos. Doch der Verteidiger erlitt bei einem Haushaltsunfall eine Schnittwunde, wurde operiert und fällt auf unbestimmte Zeit aus.

Rücksicht

Viel geredet haben die beiden Trainer nach der 1:3-Pleite am Freitag in der Kabine nicht. Samuelsson begründet: „Spieler sind nach einem Spiel so emotional, dass das keinen Sinn macht. Zuerst analysieren wir und können es am Samstag beim Training mit den Spielern besprechen.“ Manche Profis wie der Kanadier Josh Soares nutzen das Video-Coaching intensiv. „Er will oft seine Szenen in einem Spiel nochmal sehen“, sagt Samuelsson.

Die Stresszone hinter der Bande
Die Capitals setzen weiter auf die Arbeit von Phil Horsky.
Die taktische Vorbesprechung auf das Heimspiel gegen die Salzburger (Sonntag, 17.40 Uhr) findet beim Vormittagstraining statt. „Direkt vor der Partie sind die Spieler viel zu fokussiert“, sagt Samuelsson. Bei der Videoanalyse verlässt er sich auf seinen Assistenten. „Wir haben in dieser Saison zirka 100 Spiele analysiert. Von uns und von den Gegnern“, sagt Horsky. Auf einem Server der Liga liegen alle Spiele zum Download bereit. „Bei Tommy kann es schon vorkommen, dass er auch etwas von Dornbirn gegen Znaim sehen will. Zum Glück kann ich die jetzt löschen“, sagt Horsky schmunzelnd.

Dass ein erst 30-jähriger Ex-Teamspieler routinierte Legionäre coacht, ist ungewöhnlich. „Respekt muss man sich verdienen. Du musst von Anfang an zeigen, wofür du stehst. Die Spieler wissen, dass ich für diesen Job lebe.“

Beim Spiel ist Horsky für die Verteidiger zuständig. Er entscheidet, wer wann auf das Eis kommt. Samuelsson coacht die Stürmer. Anders als Fußball-Trainer müssen die beiden alle 30 bis 40 Sekunden Entscheidungen treffen. „Wir machen auch Fehler. Genauso wie die Spieler“, sagt Samuelsson. Aber bei den Caps fällt auf, dass sie heuer vom Trainerteam, zu dem auch Sam Liebkind (Tormänner) und Daniel DeBuigne (Fitness) dazugehören, bestens betreut werden.

Und wenn die Routiniers nach dem Training längst umgezogen sind, macht Horsky mit den Youngsters, die in den Spielen wenig zum Einsatz kommen, weiter. Mit der Stoppuhr in der einen und dem Pfeiferl in der anderen Hand, „werden sie noch ein wenig geschliffen“.

1:1 an Siegen steht es zwischen Meister Linz und dem KAC. Somit auch 1:1 im Duell der beiden Cheftrainer, die allerdings zwei völlig konträre Typen sind.

Der 55-jährige Kanadier Robert Kurt John Daum hat als Spieler keine Bäume ausgerissen. Mit 31 begann er die Trainertätigkeit. Sie führte ihn über die University of Alberta (Headcoach mit 80 Prozent Siegquote) bis in die NHL, wo er 2007/08 Assistent bei den berühmten Edmonton Oilers war. Nach drei Saisonen in der AHL kam er nach Linz, wo der Meistertitel 2012 vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere ist.

Daum hat nichts vom Image eines typisch kanadischen Trainers. Er ist nicht impulsiv, er klopft keine Sprüche und kündigt nichts an, das er nicht halten kann. Dafür ist er ein Taktiker, dessen Wissen auf der Edmonton-Schule beruht. Das hat er auch in Linz bewiesen.

Der 42-jährige Christer Olsson war als Verteidiger in Schweden und in der NHL (St. Louis, Ottawa) eine fixe Größe. 1995 stand er im Weltmeisterteam seines Landes, 2000 wurde er mit dem KAC Meister. Was ihm als Spieler gelang, will der kühle Schwede jetzt als Coach wiederholen. Er steht für ein schnelles Offensiv-und Power-Hockey, fordert aber auch Disziplin.

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