Corona Capitals im Semifinale: Wie es zum Wunder von Kagran kam

Eishockey, Vienna Capitals - KAC
Ein Klub im Homeoffice: Im Semifinale treffen die Capitals ab Donnerstag auf Salzburg. VSV empfängt Fehervar.

Als die Sirene ertönte, streckt Bernhard Starkbaum seine Arme in die Höhe. Mitspieler stürmen auf ihn zu. Der Goalie und seine starken Männer und Buben haben gerade etwas Großartiges geleistet. Trainerteam, sechs Spieler der Masseur, der Manager und der Pressechef waren in Corona-Isolation, drei Spieler waren auch noch verletzt oder gesperrt.

Doch auf dem Eis wirft eine mit Farmteamspielern gemischte Rumpftruppe den Meister aus dem Viertelfinal-Play-off. 3:2 (1:1, 0:1, 2:0) siegten die Wiener im entscheidenden Spiel der Best-of-seven-Serie gegen den KAC und starten am Donnerstag genauso geschwächt in das Semifinale gegen den großen Meisterschaftsfavoriten Red Bull Salzburg.

Dort haben die Wiener keine Chance. Und das ist vielleicht das Einzige, das für sie spricht. Denn auch am Dienstag gegen den KAC hat niemand mehr einen Cent auf die Wiener gesetzt.

Der Rückhalt

Das Wunder von Kagran kann im Nachhinein begründet werden. Zum Beispiel mit Bernhard Starkbaum, der seinen x-ten Frühling erlebt. Der Nationalteamtorhüter hat in dieser Saison mehr Shutouts (7!) abgeliefert, als er in seiner Karriere schon abgeschrieben wurde.

„Als er sein negatives PCR-Testergebnis bekam, war das wie ein Sieg“, sagte Kapitän Mario Fischer. „Es kann alle treffen, aber Starki sollte verschont bleiben. Er hat gegen den KAC unglaublich gehalten.“ Doch sein Einsatz gegen Salzburg ist auch unsicher. Starkbaum hat vor der KAC-Partie positive und negative Tests abgegeben. Am Spieltag muss u. a. er noch einmal getestet werden.

Kein Risiko

Manager Franz Kalla, der selbst seit mehr als einer Woche in Isolation ist und von dort die Geschicke des Klubs leitet, hat eine klare Meinung: „Die Gesundheit ist das höchste Gut und da gehen wir kein Risiko ein. Alle Spieler und Trainer wissen, dass ich zu dieser Linie stehe.“

Dem Wiener fehlt aber ein wenig der Glaube, dass bei dem Infektionsgeschehen in Österreich derzeit nur die Capitals von der Omikron-Welle erfasst werden.

Die Trainer-WG

Die Widrigkeiten haben die Capitals aber offensichtlich noch enger zusammengeschweißt. Weil Co-Trainer Christian Dolezal seine Familie nicht erneut in Quarantäne bringen wollte, zog er in die Wohnung von Head-Coach Dave Barr, wo sie im Homeoffice die Mannschaft coachen. Per Video-Schaltung hielten sie auch die Ansprachen zur Mannschaft. Vor der Partie wurde in vielen Telefonaten den Spielern mitgegeben: „Ihr könnt’ ein Stück Geschichte schreiben, wenn ihr so den Aufstieg schafft.“ Stürmer Niki Hartl verglich den sieg gegen den KAC gar mit 2017. "Emotional war das wie der Gewinn des Meistertitels, weil wir so einen kleinen Kader hatten und niemand mehr mit uns gerechnet hat. Nach dem Spiel war ich den Tränen nahe." 

Ein weiterer Erfolgsfaktor gegen den KAC war, dass die Top-Spieler auch ihre Top-Leistung brachten. Bradley, Sheppard, Prapavessis, Wall, Starkbaum und Hartl waren da, als sie gebraucht wurden. Bei den Klagenfurtern sahen vermeintliche Leistungsträger wie Petersen, Postma, Ganahl oder Hundertpfund eher blass aus. Zumindest manche schienen geschwächt von einem in Klagenfurt grassierenden Magen-Darm-Virus.

In der zweiten Semifinal-Serie bekommt es Villach mit Fehervar zu tun und wird gegen die gut gecoachten und und taktisch disziplinierten Ungarn eine bessere Leistung zeigen müssen als im Viertelfinale gegen Ljubljana.

 

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