Einzelkämpferin Vanessa Herzog läuft allen Stars den Rang ab
Vanessa Herzog ist im
Sprint die Nummer
eins der Welt – obwohl
sie aus Österreich
kommt. Streng genommen dürfte Vanessa Herzog nie und nimmer im Eisschnelllauf-Sprint die Nummer eins der Welt sein. Oder wäre es denkbar, dass der Überflieger im Skispringen aus einem Land kommt, in dem es keine Schanze gibt? Oder vielleicht ein Abfahrtschampion aus einem Land ohne Skipisten?
Vanessa Herzog ist ganz gewiss nicht wegen, sondern trotz der Voraussetzungen in ihrer Heimat im vergangenen Winter in den Rang einer Gesamtweltcupsiegerin im 500-Meter-Sprint aufgestiegen. Wäre die 23-Jährige auf die Trainingsmöglichkeiten angewiesen, die Eisschnellläufer in Österreich vorfinden, dann hätte sie eine Woche vor dem Weltcupauftakt in Obihiro (Japan) noch keinen Meter auf Eis in den Beinen.
Auf dem letzten verbliebenen heimischen Renn-Eisring in Innsbruck kann man derzeit noch perfekt Rollschuhlaufen, zugefrorene österreichische Seen sucht man ebenfalls vergeblich. „Mir bleibt gar nichts anderes übrig, als im Ausland zu trainieren“, erklärt Vanessa Herzog, die in den Sommermonaten viel Zeit in der Eisschnelllaufhalle im bayrischen Inzell verbringt. „Ich bin das schon so gewohnt.“
Überragend
Dass die Innsbruckerin trotz der schlechten Voraussetzungen allen im Sprint um die Ohren läuft, zeigt erst, was für außergewöhnliches Talent in Herzog steckt. Dabei ist sie mit ihren 23 Jahren noch die Jüngste in der Riege der Weltklasse-Eisschnellläuferinnen. „Mit 27, 28 kommt man erst ins beste Alter“, verrät Herzog.
Auch körperlich sticht die Wahl-Kärntnerin aus der Masse hervor. Die meisten Sprinterinnen sind klein und kompakt, Herzog überragt alle um einen Kopf. Das Manko beim Start macht sie mit Technik, Kraft und den raumgreifenden Schritten wett. Ist sie erst einmal in Fahrt, dann kann keine mit Vanessa Herzog mehr Schritt halten. In den Trainingsrennen für die neue Saison war weltweit über die 500 und 1000 Meter jeweils nur eine Athletin knapp schneller als die Österreicherin. „An einem guten Tag gibt es nicht viele, die mich noch schlagen können“, weiß Herzog.
Als sie vor vier Jahren in Asien als echter Nobody erstmals auf ein Weltcup-Podest gelaufen war, hatte die junge Exotin noch fragende Blicke geerntet, „inzwischen merkt man, dass die anderen Trainer ein Auge auf uns geworfen haben“, erzählt Herzog, die eine nicht ganz alltägliche Trainer-Konstellation hat. Thomas Herzog war erst ihr Manager, wurde später ihr Mann und macht der Eisschnellläuferin nun seit eineinhalb Jahren auch als offizieller Trainer Beine. „Er weiß am besten, was ich brauche und was mir gut tut.“
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