Die Stars des Eishockey-Teams, die immer auf der Bank stehen
Hinter jedem guten Team steht ein gutes Team. Im Fall der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft der Männer sind es die Coaches rund um Roger Bader. Dem Schweizer Trainer und Sportdirektor gelang dank seiner guten Beziehungen und einer guten Freundschaft ein echter Coup: Bei der derzeit laufenden WM in Finnland komplettiert Arno Del Curto das Trainerteam der Österreicher.
Der 65-Jährige aus St. Moritz ist ein echter Startrainer in der Schweiz. Von 1996 bis 2018 war er ohne Unterbrechung Headcoach des Top-Klubs HC Davos. Sechs Schweizer Meistertitel und vier Spengler-Cups hat er gewonnen. 2019 beendete Del Curto seine Trainerkarriere bei den ZSC Lions.
In Österreich hat er wieder Spaß an seinem Sport gefunden. Interviews gibt er keine mehr, im Mittelpunkt sollen andere stehen. Dafür redet er umso mehr mit den Spielern. Das ist auch seine Aufgabe. Headcoach Bader erklärt: „Er kann sich um das Einzelcoaching kümmern. Sobald ihm etwas auffällt, sagt er es dem Spieler. Ich kann mich mehr auf das gesamte Spiel konzentrieren.“
Spezielles Coaching
Das funktioniert. „Arno hat mir schon die gesamte Woche gesagt, dass ich jedes Mal schießen soll, wenn ich die Chance habe“, erklärte zum Beispiel Peter Schneider schelmisch grinsend nach seinem Schlagschuss-Treffer beim 1:3 gegen Schweden. Der Klosterneuburger hat den härtesten und platziertesten Schuss bei den Österreichern.
Verteidiger Dominic Hackl, der wie zwölf andere im Team erstmals bei einer A-WM spielt, genießt das spezielle Coaching: „Manchmal sagt er etwas, das man nicht hören will, aber hören muss. Er ist ein wichtiger Bestandteil dieser Truppe.“
Wie der österreichische Verband, der die Kosten für die WM-Teilnahme noch nicht ausfinanziert hat, einen Startrainer an Bord holen konnte? „Er macht das nicht für Geld“, sagt Bader. „Es ist ein Freundschaftsdienst.“
Gleiche Philosophie
Und Del Curto kann sich endlich wieder mit Eishockey beschäftigen, ohne politische Entscheidungen treffen zu müssen wie etwa bei Kaderzusammenstellungen in einem Klub. „Wir sind Freunde, unsere Gedanken über Eishockey sind deckungsgleich“, erklärt Bader das gegenseitige Vertrauen.
Wenn Österreich in einer Vorrundengruppe mit der Schweiz gewesen wäre, dann wäre Arno Del Curto nicht zur WM gekommen. Denn dann hätte er sich der Interviewanfragen aus der Schweiz kaum erwehren können.
Roger Bader wird aber nicht müde zu betonen, dass Del Curto nur eine Ergänzung für ein – auch davor schon – sehr gutes Trainerteam ist. Da bringt etwa Markus Peintner bei der Videoanalyse seine taktischen Stärken ein. Der neue starke Mann bei den Black Wings Linz, Philipp Lukas, coacht die Verteidiger und leitet das Off-Ice-Training. Bader: „Er ist sehr stark in diesem Bereich.“
Hoch oben auf der Tribüne sitzt bei den Spielen Österreichs erster NHL-Spieler der Geschichte, Reinhard Divis, vor dem Laptop. Wenn ihm aus der besseren Perspektive etwas auffällt, dann funkt er seine Infos zur Trainerbank hinunter. Ex-Goalie Divis berät Bader auch bei der Auswahl der Tormänner. Nach den ersten Partien ist das Duell zwischen Bernhard Starkbaum und David Kickert ausgeglichen gewesen.
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