Warum viele ÖSV-Stars der Polizei ihren Erfolg verdanken

Doppel-Olympiasieger Johannes Strolz ist Polizeisportler.
Von Hütter bis Strolz – die Polizei ist eine tragende Säule des österreichischen Spitzensport. Und das mit Erfolg.

Für gewöhnlich ist Mirjam Puchner nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Wer sich wie sie mit 130 km/h und mehr die steilsten Abfahrtspisten hinunterstürzt, kennt keine Angst. Die Herausforderung, der sich die Pongauerin aber im vergangenen Sommer stellte, bescherte ihr dann doch etwas Muffensausen: Die Dienstprüfung in der Polizeischule Salzburg, mit der die fünfjährige Ausbildung offiziell abgeschlossen wird.

"Die Nervosität war höher als bei Weltcuprennen", erinnert sich Puchner. "Skifahren machen wir die ganze Saison. Das Lernen bin ich nicht mehr so gewohnt."

Frauen im Dienst

Die Olympia-Zweite von Peking (Super-G) meisterte die Dienstprüfung mit Bravour und ist nun offiziell Frau Inspektor – so wie übrigens viele ihrer ÖSV-Kolleginnen. Gerade das rot-weiß-rote Frauen-Skiteam gleicht mittlerweile einer Blaulicht-Organisation. Einer hochdekorierten Blaulichtorganisation wohlgemerkt.

FIS World Cup - Women's Downhill training in Kvitfjell

Mirjam Puchner.

Ob Cornelia Hütter, die WM-Dritte im Super-G von Méribel, Ricarda Haaser, die Bronzemedaillengewinnerin in der Kombination, oder Katharina Truppe und Katharina Huber, 2022 Olympiasiegerinnen im Teambewerb – sie alle schlüpfen nach dem Winter in die Polizeiuniform.

Das Bundesministerium für Inneres ist eine tragende Säule des österreichischen Spitzensports. 80 Athletinnen und Athleten aus zahlreichen Sportarten bekleiden aktuell die Planstellen. Im Rahmen der fünfjährigen Polizeischule können sie während ihrer Karriere eine berufliche Ausbildung abschließen, zugleich sind sie sozial abgesichert. Das ist gerade in einigen Randsportarten unerlässlich.

"Ich kann mich extrem glücklich schätzen, dass ich Polizeisportlerin bin. Als Bobfahrerin wäre ich sonst aufgeschmissen", sagt Pilotin Katrin Beierl, die in der Saison 2020/’21 den Gesamtweltcup gewann.

Neue Karriere

113 Plätze umfasst der Polizei-Leistungskader, für die Sparten Ski Nordisch und Ski Alpin sind jeweils 13 Plätze vorgesehen, auch Judo (12) und Radsport (12) sind prominent vertreten.

Gerade viele heimische Wintersportler tauschen in den Sommermonaten ihre Rennanzüge mit der Polizeiuniform. Doppel-Olympiasieger Johannes Strolz etwa verrichtete in der Vergangenheit regelmäßig seinen Dienst in der Polizeiinspektion Dornbirn.

Manche Sportler bleiben der Polizei auch nach ihrer Laufbahn erhalten und machen Karriere. So hat zum Beispiel Skispringer Andreas Kofler (39) eine Aufgabe gefunden, bei der er wieder mit dem Element Luft zu tun hat. Der Olympiasieger und Weltmeister mit dem Team ist Techniker bei der Flugpolizei und hat sich auf den Bereich Luftüberwachung spezialisiert. Dabei entwickelte der Tiroler eine Spezialdrohne.

Auch Christina Baumann-Hengster ist der Polizei treu geblieben. Die ehemalige Bob-Pilotin leitet die Personalabteilung in Vorarlberg, Ex-Slalomstar Reinfried Herbst fungiert als Spitzensportkoordinator im Innenministerium und ist einer der treibenden Kräfte für den Polizeisport. „Rennsport ist so schnelllebig, die Karriere kann von einer Sekunde auf die andere vorbei sein. Daher ist es wichtig, Sicherheit zu haben und ein zweites Standbein aufzubauen.“

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