Die ÖSV-Adler fliegen in Kuusamo

Am Wochenende heben die Adler in die neue Saison ab. Thomas Morgenstern ist dabei der große Gejagte.

Irgendwie ist dieser Thomas Morgenstern richtig unheimlich. Da gewinnt der Kärntner im letzten Winter nahezu alles, was es auf Schanzen zu gewinnen gibt (Weltcup, Tournee, drei WM-Goldmedaillen), und dann fällt ihm nach der Saison tatsächlich nichts besseres ein, als schnurstracks wieder in der Kraftkammer zu verschwinden.

Jeder hätte es verstanden, wenn er auf der faulen Haut gelegen wäre, alle hätten sie dem Überflieger einen mehrwöchigen Urlaub vergönnt. Aber was macht Thomas Morgenstern? Er schuftet und trainiert so hart und intensiv, dass im Sommer bei ihm schließlich sogar ein Übertraining diagnostiziert wurde. Weil er es mit der Konditionsschinderei ein bisschen gar zu gut gemeint hatte. "Ich wollte halt nicht einfach sagen: ,Hurra, die letzte Saison hat gepasst, jetzt mach' ich einen Monat lang Hollareidudeliö'", versucht Morgenstern seinen Ehrgeiz zu rechtfertigen.

Formtief

Es kommt ja auch einiges auf ihn zu. Wenn die Adler an diesem Wochenende in Kuusamo in den neuen Winter abheben, dann blickt alles auf ihn. Auf den Seriensieger, auf den Stammgast auf Wolke sieben, auf den Mann, der in der letzten Saison die Konkurrenten zu Flugbegleitern degradierte. Morgenstern ist, ob er nun will, oder nicht, der große Gejagte. Und er weiß aus eigener Erfahrung nur zu gut, dass diese Rolle auch negative Kräfte freisetzen kann.

Es war die Saison 2008/09, das Jahr, nachdem Morgenstern zum ersten Mal die große Kristallkugel gewonnen hatte. Der 25-Jährige erinnert sich nicht gerne zurück an diese Zeit. "Ich bin danach in ein Loch gefallen, habe mich leer gefühlt", erzählt er. Damals ist er mit den gestiegenen Erwartungen nicht klargekommen, damals zerbrach er an Gregor Schlierenzauer, dem Rivalen im eigenen Team . "Ich habe ständig nur geschaut, was die anderen machen, habe mich verrannt in sinnlosen Dingen. Das hat mir so viel Energie geraubt."

Reifeprozess

All die Rückschläge haben ihn reifen lassen. Heute, glaubt Thomas Morgenstern, heute würde ihm so ein Absturz nicht mehr passieren. "Ich bin einen Riesenschritt weiter als vor drei Jahren", meint der 25-Jährige, "ich bin mir ziemlich sicher, dass mich heute ein schlechtes Ergebnis nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen kann."

Aber Morgenstern geht ohnehin nicht davon aus, dass ihm heuer die Konkurrenten um die Ohren springen. "Ich bin sicher nicht schlechter drauf, als im letzten Winter."

Wie sich das für Morgensterns Gegner anhören muss? Unheimlich.

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