Die Gründe für die Abfuhr der Abfahrer im Grödnertal

Daniel Hemetsberger war enttäuscht
Die ÖSV-Abfahrtsstars hatten dem Zielraum der Saslong längst den Rücken gekehrt, als dann doch noch ein Österreicher die Fäuste in die Luft recken durfte. Wie geprügelte Hunde waren Vincent Kriechmayr und seine Kollegen davongeschlichen, mit hängenden Schultern, ratlosem Blick und im Angesicht einer der größten Abfuhren in der heimischen Abfahrtshistorie. Kein ÖSV-Läufer in den Top 15 – das hätte tatsächlich debakulöse Züge gehabt.
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Ob er sich als Retter der Skination fühle, wurde Stefan Babinsky gefragt, nachdem er mit Startnummer 44 auf Platz sechs gerast war und damit die große Schmach für den ÖSV verhindert hatte.
„Für mich persönlich ist das sicher ein Supertag. Aber für das Team ist es nicht so gut gelaufen“, meinte der Steirer.
Es war nicht wirklich damit zu rechnen, dass ausgerechnet Stefan Babinsky für Schadensbegrenzung sorgen würde. Der 27-Jährige hatte zuvor in seiner Karriere kaum brauchbare Abfahrtsresultate vorzuweisen, ein 22. Rang im Vorjahr in Gröden war bisher das Highlight. Nicht nur einmal war Stefan Babinsky Adressat von harscher Trainer-Kritik. Die ÖSV-Verantwortlichen konnten nicht nachvollziehen, weshalb der gebürtige Deutsche (Bremen) im Super-G regelmäßig in die Top Ten fuhr, in der Abfahrt aber nicht auf Touren kommen wollte.
Megastart
„Wenn man nicht kritisiert wird, dann passt etwas nicht“, sagte Babinsky am Donnerstag im Grödnertal. „Kritik ist die beste Korrektur.“ Für seinen Leistungssprung macht der 27-Jährige vor allem seine Rennpraxis verantwortlich. „In der Abfahrt brauchst du Erfahrung. Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt langsam anfange, richtig zu fahren. Das ist ein Megastart in den Winter.“
Der überraschende sechste Rang von Stefan Babinsky kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die erste Saisonabfahrt für das österreichische Speed-Team mit einer Klatsche endete. Einmal mehr regierte nach einer Gröden-Abfahrt die Ernüchterung. Daniel Hemetsberger, der sich mit der 28. Position begnügen musste, brachte es auf den Punkt: „Das einzig Positive war, dass es endlich losgegangen ist.“
Vorjahressieger Vincent Kriechmayr, der sich in diesem engen Rennen mit einem Rückstand von 61 Hundertstelsekunden mit Rang 17 begnügen musste, zeigte sich selbstkritisch. Er habe in gewissen Passagen nur 95 Prozent gegeben, gestand der Doppelweltmeister von 2021, „das darf einfach nicht passieren. Ich hätte mehr riskieren müssen“.
Megaenttäuschung
Auffällig war, dass die Österreicher vor allem in den Gleitpassagen gegenüber der Konkurrenz viel Zeit verloren. Während sich Vincent Kriechmayr den Rückstand nicht ganz erklären konnte, sah Daniel Hemetsberger in den äußeren Umständen den Grund für sein schwaches Abschneiden. „Dieser trockene Schnee kommt mir einfach nicht entgegen“, meinte der Oberösterreicher. „Ich komme mir vor wie bei: Und täglich grüßt das Murmeltier.“
Einen Dämpfer erlebte auch Marco Schwarz, der bei seiner Gröden-Premiere als 40. leer ausging. Trotzdem hält er an seinen Plänen fest und wird neben dem Super-G (Freitag 11.45 Uhr/ORF 1) auch die klassische Abfahrt am Samstag bestreiten.
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