Der Weltcup hat seine ersten Dominatoren

Zu Saisonbeginn ragen bei den Herren Svindal, Hirscher und Ligety, bei den Damen Zettel, Maze und Höfl-Riesch.

Der alpine Ski-Weltcup ist noch jung, hat aber bereits seine voraussichtlichen Saison-Dominatoren gefunden. Bei den Herren sind es Aksel Lund Svindal, Marcel Hirscher und Ted Ligety, bei den Damen Tina Maze, Kathrin Zettel und Maria Höfl-Riesch. Die ersten Fragezeichen sind Ivica Kostelic und Lindsey Vonn.

Kostelic hat zwar schon "angeschrieben", legt aber bekanntlich meist erst später in der Saison so richtig los. Und Vonn hat nach vier Rennen lediglich zehn Weltcup-Punkte auf dem Konto. Bereits diese Woche will die vierfache Weltcup-Gesamtsiegerin aber in ihrem "Wohnzimmer" Lake Louise mit der Aufholjagd beginnen.

Svindal ist der Gejagte

Vorerst gehört die große Bühne aber Anderen. Bei den Herren vor allem Svindal. Der Norweger hat mit seinem Doppelsieg in Lake Louise die Weltcup-Gesamtführung von Hirscher übernommen. Ligety, der die große Kugel ebenfalls zu seinen Saisonzielen zählt, ist in der Gesamtwertung Dritter. "Nach den zwei Rennen in Kanada ist Svindal definitiv der, den es zu schlagen gilt", hält auch der Österreicher Joachim Puchner viel auf den "Super-Elch" Svindal.

Hirscher kann erst kommenden Sonntag im Riesentorlauf in Beaver Creek wieder zurückschlagen. Aber Svindal blieb zurückhaltend, obwohl er mit seinem vierten SG-Triumph Hermann Maiers Bestmarke (3) in Lake Louise ausgelöscht hat. "Ich hoffe, es geht in Beaver Creek so weiter", sagte Svindal, den vergangenen Winter eine Krankheit im Jänner aus dem Kugel-Duell eliminiert hatte.

Wird es also nach dem Fehlen von Didier Cuche, Beat Feuz und Bode Miller diesmal doch ein Duell mit Hirscher? "Ich hoffe, mein Name ist dabei, wenn es um Kristall geht", betonte Svindal, warnte aber auch: "Wer weiß, was passiert, wenn Ligety alle 'Riesen' gewinnt, und was Kostelic im Jänner macht. Ich bin aber auch überzeugt, dass Marcel wieder sehr schwierig zu schlagen sein wird."

Rockstar

Die auffallendste Erscheinung im Ski-Weltcup bisher ist aber Tina Maze. Die mittlerweile 29-jährige Slowenin, jahrelang als "Zicke" verschrien, ist nicht nur in der Form ihres Lebens, sondern auch persönlich nicht wiederzuerkennen. "Ich komme nun mal aus einem kleinen Ort, und ich kann immer noch ganz schön grantig sein. Aber derzeit gibt es keinen Grund dafür", strahlte die Weltcup-Führende nach zwei Siegen in erst vier Rennen.

Der Weltcup hat seine ersten Dominatoren
Die neue Lockerheit hat Maze ihrem hauptsächlich italienischen Privatteam ("Team to Amaze") rund um Freund und Coach Andrea Massi zu verdanken. Die vor fünf Jahren gestartete Loslösung vom Verband kam zwar zäh in die Gänge (Massi: "Die fragten, was will der Depp jetzt?"), nach den Plätzen vier, drei und zwei (ohne Saisonsieg!) im Vorjahr in der Gesamtwertung fühlt sich Maze aber nun bereit für den ganz großen Coup.

Maze fährt momentan vor allem im Riesentorlauf in einer eigenen Liga. Und gewinnt sie auch noch einen Super-G, gehört auch sie dem illustren Kreis der Siegerinnen in allen fünf Disziplinen an.

Den meisten Spaß hat Maze aber an ihrem im Oktober veröffentlichten Pop-Video ("My way is my decision"), das in den slowenischen Charts sofort auf Platz eins ging. "Sie fährt wie ein Rockstar und singt wie ein Popstar", schrieb eine US-Zeitung.

"Ich bin aber weiterhin Skifahrerin und keine Sängerin", beteuerte Maze in Aspen. Eine sehr gute Klavierspielerin ist sie allemal, wie sie in Colorado spontan bewies. Ihrer Pressekonferenz ließ sie unter großem Applaus in der Hotel-Lobby zwei astreine Klavierstücke folgen.

Der Auftakt der Nordamerika-Tournee war für die alpinen ÖSV-Asse ein guter Start in die WM-Saison. Sechs Podestplätze in vier Rennen, vor allem aber der Doppelsieg im Aspen-Slalom durch Kathrin Zettel vor Marlies Schild sorgten für Zufriedenheit im Lager des Skiverbandes. Während nun in Lake Louise erstmals auch für die Speed-Damen die Stunde der Wahrheit schlägt, geht es für die Herren diese Woche mit den Klassiker-Rennen in Beaver Creek weiter.

"Es war sehr wichtig, so einen guten Start in die WM-Saison zu haben", stellte auch ÖSV-Sportdirektor Hans Pum nach dem Damen-Doppelsieg in Aspen und den weiteren Podestplätzen für Zettel (2. im RTL), Max Franz (2.) und Klaus Kröll (3.) in der Abfahrt bzw. Joachim Puchner (3.) im Super-G fest. "Das zeigt, dass wir in allen Disziplinen vorne mitfahren können."

Starke Damen

Allerdings sind dank ihres Doppelsieges vorerst die ÖSV-Damen das starke Geschlecht. Und hier vor allem Zettel. Die jahrelang von vielen Problemen zurückgeworfene Niederösterreicherin fährt stark wie in ihren besten Zeiten und räumte in Aspen mit umgerechnet 48.000 Euro sogar mehr Preisgeld ab als Weltcup-Dominatorin Tina Maze.

"Das war ein großer Tag für mich", strahlte die 26-Jährige nach ihrem Comeback-Sieg am Sonntag. Mit Aspen verbindet Zettel längst eine besondere Beziehung. Erstes Podium, erster Sieg und jetzt die große Rückkehr mit ihrem neunten Weltcup-Triumph und dem achten Podium alleine in Aspen. "Ich mag den Hang, die kleine Stadt, die Menschen", lautete Zettels Liebeserklärung. "Schade, dass wir hier nächstes Jahr nicht fahren."

Auch Schild gab sich zufrieden, obwohl sie nun erstmals seit sieben Jahren in fünf Slaloms ohne Sieg geblieben ist und weiter den Schneider-Rekord von 34 Slalomerfolgen nachjagt. "Für mich war's eher ein harter Tag. Ich hatte noch keine Ergebnisse und war daher entsprechend nervös", gab die Salzburgerin zu.

Trotz Nervosität, angezogener Handbremse und einem Riesenfehler im Finale reichte es dennoch für Platz zwei. Deshalb sah es auch Schild positiv. "Ein weiterer Ausfall wäre nicht so gut für den Kopf gewesen. Irgendwann wird es schon klappen mit dem 34. Sieg. Es kommen ja noch viele Rennen, und ich bin in guter Form", versicherte sie. "Hier hat einfach das nötige Glück gefehlt, zaubern kann auch ich nicht."

Nachholbedarf

Während die Technik-Damen am Montag nach Hause und die Speed-Girls nach Kanada flogen, haben die ÖSV-Herren die Chance, den noch fehlenden ersten Saisonsieg in Colorado nachzuholen. Schon in Kanada schlug sich das junge Speed-Team prächtig. Nach Franz und Kröll in der Abfahrt sorgte Joachim Puchner auch im Super-G für einen ÖSV-Podestplatz. Um den er wegen des Hundertstelvorsprungs auf Ted Ligety zwar bis zum Schluss bangen musste, am Ende aber doch jubeln durfte.

"Ich war am Limit und bin nach meinem Abfahrtsfehler auch mit etwas Wut im Bauch gefahren", erzählte der Salzburger. "Jetzt strahle ich über das ganze Gesicht", frohlockte der 25-Jährige, der nach einer podestlosen Saison endlich wieder in die Top-3 gekommen war. Die Freude auf Beaver Creek war spürbar. "Das ist alleine von der Überwindung her ganz was anderes. Mit einem Stockerlplatz dorthin anzureisen, ist super", sagte Puchner.

ÖSV-Herrenchef Mathias Berthold lobte, fand aber wie immer auch warnende Worte. "Einige haben in Kanada ihre Leistung nicht so abgerufen, wie sie es wirklich können. Auf uns wartet einiges an Arbeit, denn Svindal hat uns mit seinen zwei Siegen einiges vorgelegt", trieb Berthold seine Burschen an.

Da kommen die Rennen in Colorado, wo nach Abfahrt (Freitag) und Super-G (Samstag) am Sonntag auch Marcel Hirscher und Co. zum Riesentorlauf antreten, gerade recht. "In Beaver Creek ist Routine und der Mut wieder mehr gefragt als in Kanada. Diesbezüglich sind unsere Jungs aber sehr gut", ist Berthold überzeugt.

Neben Weltcupsieger Kröll, der wie von Neo-Coach Burkhard Schaffer richtig vorhergesehen trotz verpasstem Sommertraining bereits wieder in guter Form ist, gefiel Berthold auch Max Franz' erster Podestplatz. "Svindal war vielleicht die Erscheinung des Wochenendes. Dahinter kommt aber gleich Max", sagte der Coach. "Was er da abgeliefert hat, gibt ihm, aber auch der ganzen Mannschaft viel Selbstvertrauen. Er darf jetzt nur nicht übers Limit gehen."

Den Damen-Rennen des alpinen Ski-Weltcups in St. Moritz steht aus heutiger Sicht nichts im Weg. Wie der Internationale Skiverband (FIS) am Montag bekanntgab, verlief die Schneekontrolle im Schweizer Nobelskiort positiv. In St. Moritz werden von 7. bis 9. Dezember eine Super-Kombination, ein Super-G sowie ein Riesentorlauf gefahren.

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