Damit bleiben dem Verband die drohende Kampfabstimmung und weitere Grabenkämpfe erspart. Dieses Szenario ist, wenn wohl auch nicht mit diesem Kandidaten, ganz im Sinne des scheidenden Präsidenten Schröcksnadel, der immer darauf gepocht hatte: „Für den Skiverband wäre es das Beste, wenn man sich schon im Vorfeld auf einen Kandidaten einigt und dieser dann auch einstimmig gewählt wird.“
- Warum fiel nun die Wahl auf Karl Schmidhofer?
Weil er die perfekte Kompromisslösung ist, die bereits bei der Wahlausschuss-Sitzung in Anif dafür gesorgt hat, dass wieder Ruhe einkehrt und die unterschiedlichen Lager zusammengeführt hat. Es wäre unmöglich gewesen, sämtliche Landespräsidenten hinter Renate Götschl oder Michael Walchhofer zu vereinen.
Die mitgliederstarken und einflussreichen Verbände Tirol und Vorarlberg waren ganz auf Schröcksnadel-Linie eingeschworen und gegen einen Präsidenten Walchhofer. Umgekehrt war auch Götschl nicht mehrheitstauglich und irritierte zuletzt mit ihrem Verhalten. Die Ex-Rennläuferin konnte bzw. wollte keine konkreten Zukunftspläne präsentieren, dem wichtigen Treffen des Wahlausschusses in Anif blieb sie fern. „Deshalb sind die Wogen so hochgegangen“, sagt ein Landespräsident.
- Wer ist Karl Schmidhofer?
Der steirische Landespräsident ist der Onkel von Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer (2017). Berührung mit dem Skisport hatte der Tourismus-Manager auch als Geschäftsführer mehrerer Skigebiete (u. a. Kreischberg, Hauser-Kaibling). Schmidhofer ist ein Mann, der sich lieber im Hintergrund hält und von vielen unterschätzt wird.
Von der ÖSV-Sitzung in Anif reiste er direkt zur Plenarsitzung ins Parlament. Seit 2019 sitzt der Steirer, der seinerzeit im Wahlkampf mit dem Wunschkennzeichen „MU Kurz 1“ unterwegs war, für die ÖVP im Nationalrat. Karl Schmidhofer hat bereits angekündigt, als ÖSV-Präsident das Mandat zurückzulegen. „Ich hab meine finanzielle Ausstattung, ich kann es mir sozusagen leisten, ÖSV-Präsident zu sein“, sagte er gegenüber dem Standard.
- Warum hat es sich überhaupt so mit Schröcksnadels Nachfolge gespießt?
Die Situation war auch deshalb so verworren, weil Langzeitpräsident Schröcksnadel es verabsäumt hatte, in den eigenen Reihen rechtzeitig einen Nachfolger aufzubauen, der die Unterstützung sämtlicher Landesverbände genießt. Der Tiroler hatte den Verband im Stile eines Autokraten geführt, die Landespräsidenten waren nur zum Abnicken da. Weil es auch keine Alternative zu Schröcksnadel gab. „Jetzt durften die Landespräsidenten das erste Mal die Gosch’n aufreißen“, sagt ein ÖSV-Insider.
- Welche Rolle spielte Peter Schröcksnadel bei der Wahl des Nachfolgers?
Auch wenn er stets beteuert hatte, sich nicht einmischen zu wollen, so zog er im Hintergrund immer noch die Fäden. Renate Götschl war Schröcksnadels Erfindung. Nach 31 Jahren im Amt fällt ihm das Loslassen offenbar nicht leicht. „Man hat das Gefühl, er will nicht abtreten“, sagte der Salzburger Landespräsident Bartl Gensbichler.
- Was wird nun aus Renate Götschl und Michael Walchhofer?
Die beiden bleiben dem Skisport in wichtigen Funktionen erhalten. Renate Götschl folgt Karl Schmidhofer als Präsident des steirischen Verbandes. Michael Walchhofer soll auch unter Schmidhofer wieder das Amt des ÖSV-Vizepräsidenten bekleiden. Karl Schmidhofer kündigte im Standard an: Ich wünsche mir auf jeden Fall ein Präsidium, in dem auch Frauen vertreten sind
- Welche Herausforderungen kommen auf den neuen Präsidenten zu?
Mit der Alpinen WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm warten gleich viel Arbeit und Verantwortung. Der scheidende Präsident Peter Schröcksnadel hinterlässt seinem Nachfolger Karl Schmidhofer einen funktionierenden Verband. „Wir haben diese Corona-Krise gut bewältigt, es ist uns gelungen, dass alle Partner an Bord geblieben sind. Für den neuen Präsidenten ist das ein gemachtes Bett.“
- Wie sehr hat das Tamtam der vergangenen Wochen dem Verband geschadet?
Der ÖSV galt immer als Vorzeigeverband, die ausländische Konkurrenz blickte stets voller Respekt und Bewunderung nach Österreich. Die Posse rund um die Präsidenten-Wahl warf kein gutes Licht auf den ÖSV. „Das war ein Trauerspiel“, sagt Ski-Legende Benjamin Raich. „Hoffentlich kommt jetzt Ruhe in den Verband.“
- Und was macht jetzt Peter Schröcksnadel?
Dem rüstigen Tiroler wird vermutlich nicht langweilig. In seinem Firmenimperium hat er immer noch das Sagen. Dazu ist der bald 80-Jährige in der Krebsforschung engagiert. Schröcksnadel gilt als Favorit für das Amt des Vizepräsidenten beim Weltverband FIS. Außerdem sitzt er im Vorstand des Österreichischen Olympischen Komitees. Seinem Nachfolger gibt er mit: „Wenn man meinen Rat will, dann werde ich natürlich sagen, wie ich die Dinge sehe.“
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